Panorama von Auckland mitr Segelbooten im Vordergrund
DaF-Verbände weltweit

Neuseeländischer Deutschlehrerverband

Kein anderer Verband ist so weit von Deutschland entfernt wie der neuseeländische Deutschlehrerverband. Trotzdem arbeiten die Mitglieder mit Begeisterung im Team, um alle Deutschinteressierten im Land zu unterstützen.

Stephan Resch lebt seit seinem 18. Lebensjahr in Neuseeland. Als seine Eltern auswanderten, ist er mitgekommen. Jetzt ist er im Rahmen seiner Forschungstätigkeit als Dozent für Germanistik an der Universität Auckland fast jedes Jahr in Deutschland. Er ist der Präsident des neuseeländischen Deutschlehrerverbands (GANZ).

Deutsche Welle: Herr Resch, Sie sind eigentlich Deutscher, leben aber schon lange in Neuseeland. Wird es da manchmal auch schwierig mit dem Deutsch?

Stephan Resch: Ja, natürlich. Ich lebe jetzt praktisch die Hälfte meines Lebens in Neuseeland und ich spreche im Alltag viel mehr Englisch als Deutsch. Manchmal fällt einem wirklich nur das englische Wort ein. Man muss schon an seinem Deutsch arbeiten, dass es fließend bleibt und dass man es in jeder Situation adäquat anwenden kann.

Was tun Sie für Ihr Deutsch, außer regelmäßig nach Deutschland zu fahren?

Vor allem viel lesen und sich darüber informieren, was in Deutschland passiert durch die „Zeit“, durch den „Spiegel“ und so weiter.

In Neuseeland lernen weniger als drei Prozent der Schüler Deutsch. Was bedeutet das für sie im Verband?

Die Zahlen sind in der Tat etwas gesunken. Das ist ein genereller Trend in Neuseeland, dass Sprachen weniger belegt werden. Wir versuchen, dem im Verband natürlich entgegenzusteuern, so gut wir können. Wir haben strategische Initiativen, die Deutsch als Fremdsprache bewerben, beispielsweise auf öffentlichen Veranstaltungen

Wir haben in unserem Verband auch die Deutschlehrer und die Germanisten vereint. Das ist bei uns kombiniert, weil wir nicht mehr so viele Leute sind. An den Universitäten sind etwa zehn Leute in ganz Neuseeland in der Germanistik tätig. Bei den Schulen sind es noch einige mehr, aber es würde sich nicht rentieren, den Verband in Hochschulgermanistik und Deutsch in der Schule aufzuteilen.

Woran liegt es, dass so wenige neuseeländische Schüler Deutsch lernen?

Mitglieder des Verbands
Mitglieder des neuseeländischen Deutschlehrerverbands, GANZnull GANZ

Es gibt verschiedene Herausforderungen. Zum einen ist es die geografische Distanz zu Deutschland, die könnte ja wirklich nicht größer sein. Deswegen ist Deutsch bei vielen einfach gar nicht auf dem Radar. Man kann ja nicht eben mal kurz ein paar Tage nach Deutschland reisen, um zu schauen, wie es dort ist.

Dann ist Neuseeland natürlich ein englischsprachiges Land, und da gibt es dieses Bewusstsein, dass man mit Englisch alles machen kann und dass man nicht unbedingt eine Fremdsprache lernen muss.

Auch bildungspolitische Fragen spielen eine Rolle. Momentan werden naturwissenschaftliche Fächer sehr gefördert. Darunter leiden die Fremdsprachen ein bisschen. Und was sehr traurig ist, ist die Tatsache, dass Schüler überhaupt keine Fremdsprache belegen müssen bis zum Abitur, das heißt, es ist rein freiwillig.

Was ist Ihre wichtigste Aktivität im Verband?

Wir treffen uns circa ein- bis zweimal im Jahr zu Tagungen. Bei diesen Tagungen nehmen mehrere Organisationen teil, die Deutsch oder Deutschland in irgendeiner Weise vertreten, wie das Goethe-Institut oder die Deutsche Botschaft. Wir sind natürlich ein relativ kleines Land, und der Verband hat auch nur etwa 70 Mitglieder, deswegen kennen wir eigentlich einander alle.

Und worum geht es bei den Treffen genau?

Wir tauschen uns aus. Was machen die verschiedenen Organisationen? Woran wird gerade gearbeitet? Was sind gerade die Herausforderungen? Mit welchen Lehrwerken wird gearbeitet? Was kann man empfehlen? Das sind die tagtäglichen Sachen. Es gibt natürlich auch strategische Initiativen. Wir betreiben Lobbyarbeit, sind im Kontakt zum Ministerium. Und dann gibt es natürlich auch in den Regionen einzelne Veranstaltungen, über die uns die Regionalvertreter informieren, zum Beispiel Deutschwettbewerbe oder Filmfestivals.

Benutzen Sie auch manchmal die Angebote der Deutschen Welle in Ihrem Fremdsprachenunterricht?

Was ich nutze, worauf ich die Studierenden auch immer hinweise, sind die Langsam gesprochenen Nachrichten. Die Studierenden finden sie sehr nützlich, weil sie ja für Fremdsprachenlerner gemacht sind.
 

Die wichtigsten Infos in Kürze:

Der neuseeländische Deutschlehrerverband (German in Aotearoa New Zealand, GANZ) wurde Anfang der 1990er Jahre gegründet und hat 59 Mitglieder. Neuigkeiten erhalten die Mitglieder vor allem über die eigene Facebookgruppe.
 

Vorstandsgremium:

  • Dr. Stephan Resch (Präsident)
  • Dr. Antonie Alm (Senior-Vizepräsidentin)
  • Philippa Watson (Junior-Vizepräsidentin)
  • Jenness Riethmaier (Schatzmeisterin)
     

IDV-Kontaktperson:

Jeni Lemberg; jeni.lemberg @ canterbury.ac.nz