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GIST-TUM Asia

28. September 2009

Wer am "GIST TUM Asia" in Singapur studiert, der hat seinen Job schon in der Tasche. In der Chemie- und Technologiebranche vor Ort werden die Absolventen dringend gebraucht. Deutsches Knowhow ist in Asien gefragt.

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Skyline von Singapur (Foto: dpa)
Singapur, das Tor nach AsienBild: picture-alliance/ dpa/dpaweb

Seit einigen Wochen trägt das German Institute of Science and Technology (GIST) einen neuen Namen. Es heißt jetzt GIST TUM Asia, um die enge Zugehörigkeit zur Technischen Universität München (TUM) bereits im Namen hervorzuheben. Das GIST war die erste unabhängige Universitätsgründung einer deutschen Hochschule im Ausland. Es wurde 2002 als Ableger der Technischen Universität mit einem einzigen Studiengang und 20 Studenten gegründet. Mittlerweile sind es fünf Studiengänge mit rund 150 Master-Studenten. Demnächst sollen auch Bachelor-Studiengänge angeboten werden. GIST-Direktor Markus Wächter erläutert im Gespräch mit DW-WORLD.DE Ziele und Arbeitsweise des Projekts.

DW-WORLD.DE: Herr Wächter, inwiefern unterscheidet sich GIST in Singapur von anderen deutschen Projekten?

Markus Wächter: Ein Hauptaugenmerk ist – neben der Tatsache, dass wir zur TU München gehören – wirklich die enge Kooperation mit der deutschen Industrie. GIST ist von Anfang an mit dem Ziel gegründet worden, in Asien der deutschen Industrie die Möglichkeit zu bieten, Absolventen mit deutschem Knowhow ausbilden zu lassen und auch einzustellen.

War das denn nötig?

Mitarbeiter des Reinraumlabors der BASF in Ludwigshafen (Foto: BASF)
Deutsches Knowhow ist gefragt: bei BASF in Ludwigshafen ...Bild: BASF

Meiner Ansicht nach ja, weil wir von der deutschen Industrie das Feedback bekommen haben, dass in der Ausbildungsqualität der lokalen Universitäten ein gewisses Manko besteht. Wir sind verstärkt in Bereichen wie Ingenieurwesen und Chemie unterwegs, und da genießt die deutsche Ausbildung, die mehr praxisorientiert ist, nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert.

Ist das Programm darauf ausgelegt, dass die Absolventen dann wirklich später in Asien arbeiten, oder gibt es auch die Hoffnung, dass sie vielleicht in Deutschland arbeiten, bei deutschen Firmen?

Primär ist das Interesse schon, die Studenten hier auszubilden, sie teilweise zum Praktikum nach Deutschland zu schicken und sie dann aber schon hier in der Region wieder einzusetzen. Wir haben aber auch eine signifikante Zahl von Studenten, die von Firmen wie beispielsweise BASF nach Deutschland geholt und dann auch dauerhaft in Deutschland beschäftigt werden. Eigentlich ist alles möglich, aber der primäre Punkt liegt schon auf der Ausbildung und nachher der Arbeit in Asien.

Wenn Sie mit der deutschen Industrie zusammenarbeiten, wie genau richten Sie sich denn auf deren Interessen aus? Bieten Sie ganze Studiengänge an, die gerade gewünscht sind, oder wie funktioniert diese Zusammenarbeit?

Wir haben natürlich unser Haupt-Portfolio und unsere Schwerpunktinteressen wie Elektrotechnik, Chemie, Luft- und Raumfahrt. Bei der Weiterentwicklung existierender Studiengänge zum Beispiel stimmen wir uns mit der Industrie ab, welche Schwerpunkte gewünscht sind. Und wenn eine große Firma wirklich dezidiertes Interesse an einem bestimmten Bereich hat, das in unser akademisches Interesse und Portfolio hineinpasst, wären wir durchaus auch offen, hier maßgeschneiderte Masterstudiengänge anzubieten.

Damit wir uns hier vorstellen können, wie wichtig diese Arbeit ist, die Sie dort tun: Von wie vielen deutschen Firmen sprechen wir denn dort in Singapur?

Mitarbeiterinnen im Siemens-Werk in Singapur (Foto: dpa)
... und bei Siemens in SingapurBild: picture alliance / dpa

Singapur hat eine Ausnahmestellung in Asien, da sehr viele nicht nur deutsche, sondern auch europäische oder weltweit agierende Firmen Singapur als Headquarter nehmen. Hintergrund ist zum Beispiel die Rechtssicherheit oder die Qualität der Arbeitskräfte. In den letzen Jahren ist Singapur auch verstärkt auf den Bereich der Forschungsförderung übergegangen, was natürlich für Firmen wie Siemens oder BASF zunehmend interessant wird. Die lagern dann neben der reinen Verwaltung auch Forschungsaktivitäten nach Singapur aus, und das passt dann für uns wieder perfekt, da wir mit diesen Firmen sowohl in der Ausbildung wie auch später in der Forschung zusammenarbeiten können.Vor Ort haben wir 10 bis 12 Partner mit denen wir sehr eng zusammenarbeiten.

Gehen da Deutschland nicht potentienlle Arbeitskräfte verloren, wenn Sie so viel Input nach Singapur stecken?

Ich kenne den Kritikpunkt. Ich sehe das aber nicht so, da ich Singapur nach wie vor als Sprungbrett für Asien und als eine Chance sehe für die deutsche Industrie, die ja primär exportorientiert ist, und die sich dadurch natürlich schon ein gutes Standbein in der Region Asien verschaffen kann. Hier in Asien sind Präsenz, Außendarstellung und Bekanntheitsgrad enorm wichtig, und davon profitieren meines Wissens deutsche Firmen mehr als dass Nachteile entstehen, wenn Wissen von Deutschland nach Singapur exportiert wird. Andererseits kann Singapur durch die sehr guten Rahmenbedingungen auch deutschen Forschern eine Möglichkeit geben, Forschungstätigkeiten hier durchzuführen, die sie in Deutschland wahrscheinlich so nicht hätten.

Wenn Sie so eng an die Industrie gekoppelt sind, könnte man meinen, die Krise hinterlässt auch in Singapur ihre Spuren, aber es klingt, als sei bei Ihnen von der Krise nichts zu spüren.

Die Krise ist für uns eigentlich eher positiv: Da Singapur sehr aktiv darin ist, der Arbeitslosigkeit zu begegnen und Leuten die Weiterbildung zu ermöglichen, haben wir auch starke Unterstützung von staatlichen Stellen. Das heißt, sowohl die Industrie als auch die Regierung in Singapur unterstützen uns in sehr großem Maße.


Das Gespräch führte Gaby Reucher
Redaktion: Claudia Unseld