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Geschichte in Weimar

20. Juni 2002

Die Klassik mit ihren humanistischen Idealen ist Weimars weltweites Aushängeschild, der Dichter Johann Wolfgang Goethe (1749-1832) Besuchermagnet.

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So wohnte GoetheBild: DW

"Alles, was die Stadt ausmacht, geht irgendwie auf den Dichter, Philosophen und Staatsmann zurück", sagt Angela Jahn, Sprecherin der Stiftung Weimarer Klassik. Dies zeige sich auch in den Zahlen des vergangenen Jahres: Von den knapp 600.000 Gästen der Stiftung besuchten rund ein Drittel Goethes Wohnhaus am Frauenplan.

Goethe und seine Kollegen Friedrich Schiller, Christoph Martin Wieland und Johann Gottfried Herder machten die bescheidene Residenzstadt um 1800 zu einem Zentrum der deutschen und europäischen Literatur. In ihrer einstigen Ausstrahlung und Bedeutung wird sie mit den klassischen Zentren Athen und Rom verglichen.

Geballte Ladung Kultur

Weimar
Das Goethe- und Schillerdenkmal vor dem Weimarer TheaterBild: DW

Zur Stiftung gehören 22 Museen und Einrichtungen wie das Goethe-Nationalmuseum, Schillers Wohnhaus, das Goethe- und Schiller-Archiv, das Liszt-Haus, Schlösser und historische Parks in Weimar und Umgebung.

Für die enorme Bedeutung spricht auch die Aufnahme mehrerer Häuser in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Seit November gehört zudem der handschriftliche Nachlass Goethes, darunter die Reinschrift von "Faust II", zum "Gedächtnis der Menschheit". Damit zählt er zu den knapp 100 Objekten weltweit, die die UNESCO als herausragendes dokumentarisches Erbe der Menschheit besser schützen will.

Säulen der Tradition

Die Stiftung Weimarer Klassik und die Kunstsammlungen zu Weimar sollen ab 2003 unter dem Namen "Stiftung Weimarer Kultur" unter einem Dach arbeiten. Damit soll zusammenkommen, was geschichtlich zusammen
gehört: Die eng verzahnten klassischen und herzoglichen Sammlungen.

Die Kunstsammlungen zählen mit ihrem Fundus vom Mittelalter bis zur zeitgenössischen Kunst zu den wichtigen Museen im Osten. Sie besitzen unter anderem wertvolle Dürer- und Romantiker-Sammlungen sowie einen großen Fundus des Weimarer Bauhauses.

Im Gegensatz zur Klassiker-Stiftung gehören die Kunstsammlungen bisher nicht zum Leuchtturm-Programm herausragender ostdeutscher Kultureinrichtungen des Bundes. In den nächsten fünf Jahren wird die erweiterte Stiftung mit 94 Millionen Euro gefördert. Wichtigstes Projekt ist die Erweiterung und Sanierung der renommierten Herzogin Anna Amalia Bibliothek.

Die 35 Jahre unter Goethes Oberleitung stehende Bibliothek besitzt heute fast 100.000 Bücher. Bauliche Mängel an der seit Goethe kaum erweiterten Bibliothek gefährden die wertvollen Bestände und Sondersammlungen. Darunter sind 2000 mittelalterliche Handschriften, 8400 historische Landkarten und 3900 Noten.

Die "Stiftung Weimarer Kultur" hat nach Aussage des Präsidenten der Stiftung Weimarer Klassik, Hellmut Seemann, einen Investitionsbedarf von rund 100 Millionen Euro. Neben der Bibliothek warten das Stadtschloss - bisher in Obhut der Kunstsammlungen - und das seit Jahrzehnten vernachlässigte Schloss Ettersburg - einstiger Musensitz der Herzogin Anna Amalia - dringend auf Millionen-Spritzen.

Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar
Hauptgebäude der Bauhaus-Universität Weimar erbaut von Henry van de VeldeBild: Uni Weimar

Mit der nahen Fusion werden auch Forderungen nach dem Bau eines Bauhaus-Museums lauter, um die umfangreichen Zeugnisse aus der Anfangszeit der 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründeten Schule für gestaltetes Handwerk, Architektur und bildende Künste angemessen zu präsentieren. (kas)