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Politik

Kuciaks Leiche sollte eigentlich verschwinden

Aureliusz M. Pedziwol
13. Januar 2020

In seinem überraschendem Geständnis hat der mutmaßliche Mörder des slowakischen Investigativ-Journalisten Ján Kuciak und dessen Verlobten den Tathergang beschrieben.

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Slovakei Gedenken an Jan Kuciak
Bild: Reuters/David W. Cerny

Das überraschende Geständnis des mutmaßlichen Todesschützen Miroslav Marček ließ bei den Angehörigen die Emotionen hochschlagen. Vor vier Wochen konnten die Eltern des slowakischen Journalisten Ján Kuciak und seiner Verlobten Martina Kušnírová erstmals den Angeklagten in die Augen blicken. Diesmal hörten sie aus seinem Mund, wie er die Tat ausgeführt habe.

Mord in Veľká Mača

Ursprünglich habe er Kuciak erst entführen und dann ermorden sollen sowie die Leiche verschwinden lassen. Letztlich sei aber anders gelaufen: Sein Neffe, sagt Marček vor Gericht aus, habe ihn nach Veľká Mača gebracht, ein Dorf östlich von Bratislava, in dem Kuciak und Kušnírová in einem Mehrfamilienhaus lebten. Darin habe er sich versteckt und recht lange auf den Journalisten gewartet.

Als die beiden nach Hause kamen, habe er "einen günstigen Moment" abgewartet. Kuciak habe ihm die Tür geöffnet, und er, Marček, habe ihn erschossen. "Dann bemerkte ich unglücklicherweise noch eine Person. Ich bin ihr nachgerannt in die Küche und habe sie ebenfalls erschossen." Er habe keine Maske getragen, deshalb habe er nicht gehen können, ohne die Zeugin ebenfalls zu töten. 

Veruteilter Kronzeuge

Täterschaft und Verlauf scheinen damit geklärt zu sein. Doch wer gab den Mord in Auftrag? Die Hintermänner will Marček nicht kennen. Einige Tage vor der Tat habe er einen Versuch abgebrochen, als er bemerkte, dass Kuciak nicht allein war, erklärt Marček. Diesmal, sagt er auf Nachfrage der Richterin, habe er sich entschieden, den Auftrag auszuführen, weil ein gewisser Zoltán Andruskó ihn unter Druck gesetzt habe.

Slowakei Mordprozess Journalist Jan Kuciak
Miroslav Marček hat den Mord an Ján Kuciak gestandenBild: DW/A. M. Pędziwol

Zoltán Andruskó ist der Mann, der Marček als Täter ausgesucht hatte. Er hatte als erster Verdächtiger in dem Fall ein Geständnis ablegte. Im Gegenzug stellte ihm die Staatsanwaltschaft Strafmilderung in Aussicht. Kurz vor Jahresende 2019 billigte das Gericht in Pezinok diese Vereinbarung. Andruskó muss für 15 Jahre ins Gefängnis. Beim Hauptprozess wird er als Zeuge aussagen.

Mutmaßliche Hinterleute leugnen Beteiligung

Nun ist Marček der zweite von insgesamt fünf Angeklagten im Fall Kuciak, der ein volles Geständnis abgelegt hat. Sein Neffe und mutmaßlicher Tathelfer, Tomáš Szabó, schweigt.

Die mutmaßlichen Hinterleute leugnen standhaft ihre Beteiligung. Auftraggeber soll der slowakische Unternehmer Marian Kočner sein, der über Verbindungen zu Staatsanwälten, Richtern und Politikern verfügt. Auch seine Lebensgefährtin Alena Zsuzsová ist angeklagt, sie soll den Auftrag über Andruskó an Marček vermittelt haben.

Am Montag vor Gericht gaben sich Kočner und Zsuzsová selbstsicher, Kočner lächelte zeitweise gar vor sich hin. Der Unternehmer bekennt sich nur in einem Anklagepunkt schuldig, in dem geht es um Waffenbesitz. Zsuzsová sagt klar: "Ich bin unschuldig."