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Politik

Geständnis des "Hotel Ruanda"-Helden

25. September 2020

Einen Punkt der Anklage hat Ruandas populärster Regierungskritiker Paul Rusesabagina bestätigt. Er gehörte zu den Gründern der Rebellengruppe FLN. Mit Verbrechen will er aber nichts zu tun gehabt haben.

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Ruanda Kigali | Paul Rusesabagina zur Anhöhrung vor Gericht
Paul Rusesabagina in rosa Gefängniskleidung während der Anhörung vor Gericht Bild: Muhizi Olivier/AP/picture-alliance

Paul Rusesabagina hat Verbindungen zu einer bewaffneten Gruppe eingestanden. "Wir haben die FLN (Front de Libération Nationale) als einen bewaffneten Flügel gegründet, aber nicht als eine terroristische Gruppe, wie die Anklage immer wieder behauptet", sagte er bei einer Anhörung vor Gericht in der Hauptstadt Kigali. Er leugne nicht, dass die FLN Verbrechen begangen habe, aber seine Rolle sei die Diplomatie gewesen, führte Rusesabagina weiter aus. Man habe die Aufmerksamkeit der Regierung auf die Not ruandischer Flüchtlinge lenken wollen. Die FLN wird für mehrere Angriffe in Ruanda verantwortlich gemacht.

Ruandas Justiz hat den 66-Jährigen, der auch die belgische Staatsbürgerschaft und eine US-Greencard besitzt, in 13 Punkten angeklagt, dazu zählen die Finanzierung des Terrorismus, die Mittäterschaft bei Mord, die Rekrutierung von Kindersoldaten und die Bildung einer Rebellengruppe. Noch ist unklar, wann der Prozess gegen ihn beginnt. Falls Rusesabagina verurteilt werden sollte, drohen ihm bis zu 25 Jahre Gefängnis.

Ruanda Kigali | Paul Rusesabagina wird zu Gericht eskortiert
Der Angeklagte in Handschellen wieder auf dem Weg ins Gefängnis Bild: Clement Uwiringiyimana/Reuters

Jüngst entschied eine Richterin, den Angeklagten nicht auf Kaution freizulassen. Dagegen ist Rusesabagina in Berufung gegangen.

International bekannt wurde er durch den Hollywood-Film "Hotel Ruanda", der schildert, wie der Hotelmanager während des Völkermords in dem ostafrikanischen Land 1994 mehr als 1200 Menschen das Leben gerettet hat. Allerdings wird die Heldentat von Ruandas Regierung und einigen Überlebenden bestritten.

Bei dem Völkermord töteten Extremisten der Hutu-Mehrheit innerhalb weniger Monate mehr als 800.000 Tutsi und gemäßigte Hutu. Der jetzige Präsident Paul Kagame entmachtete seinerzeit mit seiner Rebellengruppe RPF die Führung der Hutu-Extremisten und stoppte den Genozid. Rusesabagina warf der RPF vor, schwere Verbrechen an der Hutu-Bevölkerung begangen zu haben.

Ruanda Paul Rusesabagina
Im Juni 2019 spricht Paul Rusesabagina vor dem MRCD-Logo in Brüssel mit JournalistenBild: Imago Images/Belga/M. Maeterlinck

Er wurde zu einem scharfen Kritiker des ruandischen Präsidenten und ging ins Exil. Rusesabagina gehört zum Führungszirkel der MRCD (Mouvement Rwandais pour le Changement Démocratique - Ruandische Bewegung für demokratischen Wandel), einem Zusammenschluss politischer Parteien, der der Regierung kritisch gegenübersteht, zur FLN Verbindungen hat und aus dem Ausland heraus agiert.

Kagame amtiert offiziell seit dem Jahr 2000. Der Präsident wird für die Versöhnung der verfeindeten Volksgruppen und den wirtschaftlichen Aufschwung Ruandas international gelobt. Allerdings hat er auch die Meinungsfreiheit und Arbeit der Opposition im Land massiv eingeschränkt.

se/ww (dpa, ap, rtr, afp)