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Gesucht: Neue Antworten auf alte Fragen

Klaus Feldkeller11. Juni 2002

In Rom findet seit Montag (10.06.2002) der Welternährungsgipfel statt. Die Regierungsvertreter wollen überprüfen, ob sie ihren schon 1996 verabredeten Zielen näher gekommen sind. Doch die Bilanz fällt deprimierend aus.

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Kein Menschenrecht auf Nahrung?Bild: AP

Das Ziel, die Zahl der weltweit Hungernden deutlich zu senken, ist so alt wie die Gipfel-Geschichte der Ernährungs-und Landwirtschafts-Organisation der Vereinten Nationen (FAO). Ihre erste Welternährungs-Konferenz beendete die FAO vor knapp 20 Jahren mit der Proklamation, dass nach Ablauf einer Zehn-Jahresfrist "kein Mann, keine Frau und kein Kind mehr hungrig zu Bett gehen sollte".

Recht auf Nahrung

FAO, World Food Summit, Logo
World Food Summit

1996 fand dann der nächste "Hungergipfel" in Rom statt - dort wurde die Zahl der Unterernährten auf mittlerweile 840 Millionen Menschen geschätzt. Damals wurde die Vorgabe gemacht, die Zahl bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Bereits jetzt läßt sich sagen, dass dies nicht zu erreichen sein wird: Die Zahl der Hungernden nimmt jährlich nur um sechs statt der angestrebten 22 Millionen ab.

Die Bundesregierung will sich zusammen mit anderen europäischen Staaten in Rom für ein einklagbares Recht auf Nahrung einsetzen. Damit ließen sich die Pflichten von Staaten, Privatunternehmen und gesellschaftlichen Gruppen klarer definieren. Doch die Chancen für Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast stehen schlecht. Es werden wohl nur unverbindliche "Richtlinien" verabschiedet. Das Menschenrecht auf Nahrung wird wohl auf kommende Welternährungsgipfel verschoben werden.

Ist die FAO nur ein machtloser Mahner?

Die FAO wird sich wie bisher auf die Rolle eines Mahners gegenüber den Interessen von mächtigen Industriestaaten wie den USA beschränken müssen, die erst kürzlich ihre eigenen Agrarsubventionen um 70 Prozent gesteigert haben. Dieser Protektionismus im Zeitalter der Globalisierung schränkt die Entwicklungsmöglichkeiten der ärmeren Länder erheblich ein. Zudem ist nach Aussage von FAO-Generalsekretär Jacques Diouf die Entwicklungshilfe der Industrieländer in der 90Jahren um fast 50 Prozent gesunken.

Problemzone Nummer eins bleibt Afrika. Erneut hat im südlichen Teil des Kontinents - unter anderem in Simbabwe und Mosambik - ein Wettlauf mit der Zeit begonnen. Vier Millionen Menschen sind von einer akuten Lebensmittelknappheit bedroht. Gründe dafür sind Dürre, Überschwemmungen und Missmanagment. Weitere Ursachen für den Hunger in anderen Teilen der Welt sind weiterhin auch in schlechter Regierungsführung und in viel zu hohen Militärausgaben in den Entwicklungsländern zu suchen.

Hoffnung auf Gentechnik

Dabei sind genug Nahrungsmittel vorhanden, um die mehr als sechs Milliarden Menschen auf der Erde zu ernähren. Seit Anfang der 60er Jahre hat sich die globale Getreideproduktion verdoppelt. Heute stehen rechnerisch jedem Menschen 2.700 Kilokalorien zur Verfügung.

Der konkrete Kampf gegen den Hunger in den Ländern selbst soll nun in Rom forciert werden. Auch die behutsame Nutzung der Gentechnik könnte nach Meinung der FAO zur Verbesserung der Versorgungslage beitragen. Die Entwicklung der Ressourcen soll sich zudem stärker als bisher auf den ländlichen Raum konzentrieren, da hier 70 Prozent der Hungernden leben. Dafür sollen Maßnahmen gegen Entwaldung und Bodenerosion, eine bessere Versorgung der Bauern mit Saatgut und Düngemittel sowie der Aufbau einer funktionierenden Vermarktung ergriffen werden.