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Gesuchter Kriegsverbrecher Mladic verhaftet

26. Mai 2011

In Serbien ist der seit 15 Jahren flüchtige Ex-General Ratko Mladic festgenommen worden. Dem mutmaßlichen Kriegsverbrecher wird vor allem seine Beteiligung an dem Massaker von Srebrenica zur Last gelegt.

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Ratko Mladic (Archivfoto: dpa)
Gefasst: Der wegen Kriegsverbrechen gesuchte Ratko MladicBild: picture alliance / dpa

Der frühere Kommandeur der bosnischen Serben sei "auf serbischem Territorium" gefasst worden, sagte Präsident Boris Tadic auf einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Donnerstag (26.05.2011) in Belgrad. Die Verhaftung von Mladic sei "wichtig für die Versöhnung" auf der ganzen Balkanhalbinsel, erklärte Tadic. Serbien schließe damit ein Kapitel seiner Geschichte und befreie sich von einer schweren Last.

Einzelheiten über den Zugriff wollte der Staatschef nicht preisgeben. Dies werde später durch die Sicherheitskräfte mitgeteilt. Tadic kündigte an, dass der verhaftete Serbengeneral so schnell wie möglich an das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag überstellt werde: "Der Prozess der Auslieferung läuft bereits mit seiner Festnahme", sagte der Präsident.

Schwerste Kriegsverbrechen in Sarajewo und Srebrenica

Die Ergreifung von Mladic gilt als Voraussetzung für einen Beitritt Serbiens zur Europäischen Union. Eine Sprecherin der EU-Kommission sagte, die Festnahme zeige, dass es Serbien mit der EU-Mitgliedschaft ernst sei. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton ist bereits auf dem Weg nach Belgrad.

Der seit Jahren flüchtige frühere Kommandeur der bosnischen Serben wird vom UN-Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien gesucht. Dort ist er wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Kriegs (1992-1995) angeklagt. Das Tribunal in Den Haag legt ihm vor allem die 44-monatige Belagerung Sarajevos mit rund 10.000 Toten und das Massaker von Srebrenica mit etwa 8000 Toten zur Last.

UN-Kriegsverbrechertribunal hatte Serbien kritisiert

Die Ermittler am Tribunal hatten Belgrad immer wieder kritisiert, nicht genug bei der Suche nach Mladic und anderen flüchtigen Kriegsverbrechern zu tun. In einem am Donnerstag bekannt gewordenen Bericht des Anklägers Serge Brammertz an den US-Sicherheitsrat heißt es, die Anstrengungen Serbiens zur Festnahme Mladics und anderer Verdächtiger seien "unzureichend". Dies untergrabe die "Glaubwürdigkeit und die Stärke" des Engagements Belgrads, vollständig mit dem Tribunal kooperieren zu wollen.

Mladics ehemaliger Vorgesetzter, Serbenführer Radovan Karadzic, wurde bereits 2008 gefasst und steht seitdem vor dem UN-Tribunal in Den Haag.

Autoren: Rolf Breuch (afp, dpa, rtr, ap)
Redaktion: Martin Schrader