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Gewässer in Seenot

Petra Tabeling 24. August 2002

Weltweit verschwinden ganze Seen. Das hat zur Folge, dass das Trinkwasser knapp wird. Die siebte „Living Lakes Conference“ in Johannesburg soll einen Beitrag zur Rettung der Trinkwasserressourcen leisten.

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Einst "ungenießbar": Der Bodensee heute hat wieder Trinkwasserqualität

Wasser ist eine für den Menschen überlebenswichtige Ressource. Es ist zugleich eine Ressource, die immer knapper wird. Eine Untersuchung der UN belegt, dass schon heute über 1,4 Milliarden Menschen zu wenig oder schlechtes Wasser haben. Einer der Gründe: Auf der ganzen Welt trocknen immer mehr Seen aus.

Hier setzt das internationale Netzwerk "Living Lakes" ("Lebendige Seen") an. Es handelt sich dabei um ein internationales Projekt zum Schutz von Seen, Trinkwasserquellen und Feuchtgebieten. Diese Aktion für das Wasser wurde vom "Global Nature Fund", einer gemeinnützigen Umweltstiftung in’s Leben gerufen. Die Umweltschützer betreuen derzeit 19 Seen, darunter sind auch bekannte Gewässer wie der Bodensee, das Tote Meer oder der Baikal-See. Finanziert wird diese Arbeit mit Geldern aus Politik, Wirtschaft und von Umweltschutzverbänden der jeweiligen Länder.

Der Bodensee als positives Beispiel

Der Bodensee ist ein Vorzeigeprojekt dieser Arbeit. In den 70er Jahren drohte die wichtigste Quelle für die süddeutsche Trinkwasserversorgung "umzukippen". Landwirtschaft und Privathaushalte waren gleichermaßen verantwortlich für hohe Phosphatwerte in dem Gewässer. Das hatte fatale Folgen: "Die Trinkwassergewinnung aus dem zweitgrößten See in Zentraleuropa musste teilweise eingestellt werden", erinnert sich Andrew Blackwell vom "Global Nature Fund" im Gespräch mit DW-WORLD.

Noch immer sei der Bodensee, der 12.500 Quadratkilometer umfasst, nicht ganz rein von Phosphat, so der Umweltexperte. Aber immerhin könnten heute wieder 4,5 Millionen Menschen das Wasser aus dem Bodensee trinken.

Qualität erkennbar durch Vogelflug

Viktoria See
Viktoria SeeBild: africa-photo

Doch der Hilfsinitiative geht es nicht nur um die Erhaltung der Trinkwasserqualität. Auch die Wahrung des umliegenden Natur- und Kulturraums steht im Zentrum ihrer Arbeit. Zum Beispiel könne man am Vogelzug erkennen, wie gut oder wie schlecht es um einen See bestellt sei, meint Andrew Blackwell. Wenn ein See nicht mehr als Rast- und Nahrungsstätte dienen könne, müssten die Vögel eine andere Route wählen. Das wiederum ziehe weitere Beeinträchtigungen des Lebensraums und seiner natürlichen Abläufe nach sich.

Dem soll die siebte internationale "Living Lakes Conference" in Johannesburg entgegenwirken. Sie findet bis zum 25. August 2002 statt. Das Ziel der vom "Global Nature Fund" organisierten Konferenz ist die "Umsetzung der Agenda 21 in Seenregionen". Die Teilnehmer wollen eine Resolution zum Seen- und Wasserschutz beschließen, die auf dem anschließenden Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg vorgestellt werden soll.

Viele Seen sind nicht mehr zu retten

Zahlreiche weitere Seen warten dringend auf ihre Aufnahme in das Umweltprojekt. Zum Beispiel China: Dort haben die Entnahme von Grundwasser und die Umleitung von Flüssen für landwirtschaftliche und industrielle Zwecke drastische Auswirkungen. So sind etwa in der Provinz Hebei 962 der ursprünglich 1052 Seen ausgetrocknet. Damit sind über 90 Prozent aller Wasservorräte versiegt. Zugleich verschwinden wichtige Biotope und Trinkwasserreservoirs.

Nicht viel besser geht es dem "Lake Victoria", Afrikas größtem See. Er ist zwar nicht ausgetrocknet, jedoch wird er von einer Algenplage regelrecht zugedeckt. Die Ursachen: Nitrate und Phosphate. Ebenfalls stark belastet sind der Chapala Lake in Mexiko und der estnische See Peip-Vörtsjärv.