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Gewalt bei Islamisten-Demo

5. Mai 2013

Erst riegeln Islamisten Bangladeschs Hauptstadt ab, dann brechen Straßenschlachten aus. Mindestens zehn Menschen sterben bei den Krawallen. Die Forderung der Radikalen: ein Gesetz gegen Gotteslästerung wie in Pakistan.

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Polizisten versuchen, einen Aktivisten festzunehmen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Etwa 200.000 Islamisten sind in Bangladesch für die Verschärfung der Blasphemiegesetze und eine strengere Geschlechtertrennung auf die Straße gegangen. Die Anhänger der neu gegründeten Bewegung Hefazat-e-Islam blockierten alle wichtigen Zufahrtsstraßen in die Hauptstadt Dhaka und brachten die Millionenstadt zum Stillstand. Vor der größten Moschee des Landes kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei. Mindestens zehn Menschen starben bei den Ausschreitungen, mehr als 100 weitere wurden nach offiziellen Angaben verletzt.

Die Islamisten hatten die Hauptstadt abgeriegelt, um die Todesstrafe für Beleidigung des Islams zu erzwingen. Sie fordern auch verpflichtende islamische Erziehung sowie die Abschaffung der Gleichbehandlung von Frauen und Männern in dem überwiegend muslimischen Land. Zudem verlangen sie die Beschränkung der Aktivitäten christlicher Missionare.

Aktivisten der Hefajat-e Islam greifen einen Journalisten an (Foto: Reuters)
Bei den Krawallen starben mindestens zehn Menschen, mehr als 100 weitere wurden verletztBild: Reuters

"Regierung von Atheisten"

Die vor allem mit Sprengsätzen, Stöcken und Steinen bewaffneten Aktivisten zündeten Geschäfte an, demolierten Autos und errichteten Straßensperren. Augenzeugen berichteten, die Kämpfe mit den Sicherheitskräften hätten begonnen, als die Demonstranten die Zentrale der Regierungspartei Awami League attackierten. Die Polizei versuchte mit Gummigeschossen und Tränengasgranaten, die Protestierenden in Schach zu halten.

Hejazat-Funktionäre drohten der Regierung mit einem Umsturzversuch, falls ihre Forderungen nicht erfüllt werden. "Heute wird sich zeigen, ob wir oder die Atheisten zu diesem Land gehören", sagte Hefazat-e-Islam-Chef Abdur Rahman auf der Kundgebung. Er bezeichnete die Führung des Landes als "Regierung von Atheisten".

Eine Marionette der Opposition?

Premierministerin Sheikh Hasina hatte die Forderungen nach einem solchen Blasphemie-Gesetz wiederholt zurückgewiesen. Die bisherigen Gesetze seien ausreichend zur Verfolgung von Gotteslästerung, sagte Hasina, die seit 2009 eine säkulare Regierung anführt. Hasinas Partei Awami Liga wirft Hefajat-e-Islam vor, eine Marionette der Opposition zu sein. Die Bewegung wiederum beschuldigt die Regierung, die islamistische Opposition durch eine Reihe von Prozessen einschüchtern zu wollen.

epa03056476 Bangladesh Prime Minister Sheikh Hasina addresses the guests at the India-Bangladesh Business Meet in Agartala city, capital of Tripura state, northeast India, 11 January 2012. Sheikh Hasina's visit is the first by any Prime Minister of Bangladesh to Tripura state. EPA/STRINGER
Premierministerin Hasina lehnt Forderungen nach einem Blasphemiegesetz abBild: picture-alliance/dpa

Schon mehrmals hatte Hefajat Massenproteste auf die Beine gestellt. Im April organisierte die radikale Bewegung einen Generalstreik und eine Demonstration mit mehreren Hunderttausend Teilnehmern, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

Vorbild Pakistan

Kritiker werfen den Islamisten vor, sie wollten Bangladesch in ein Land verwandeln, wie es Afghanistan zu Zeiten der Herrschaft der radikalislamischen Taliban war. Arbeiterinnen, etwa aus der Textilindustrie, wehren sich insbesondere gegen die Pläne einer strikten Trennung der Geschlechter.

In Pakistan, zu dem Bangladesch bis 1971 gehörte, gibt es ein Blasphemiegesetz, das die Beleidigung jeder Religion verbietet. In der Praxis wird es allerdings nur bei angeblicher Herabsetzung des Islams angewandt. Gegner des Gesetzes müssen um ihr Leben fürchten. Bisher wurde in Pakistan kein Todesurteil wegen Blasphemie vollstreckt, mehrere Angeklagte wurden aber nach ihrer Freilassung gelyncht.

GD/se (dpa. afp)