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Gewalt in Chile eskaliert

22. Mai 2016

Chiles Präsidentin Bachelet warb in ihrer jährlichen Rede an die Nation für einen Pakt zur Stärkung der Wirtschaft. Am Rande der Ansprache in Valparaíso geriet eine Demonstration außer Kontrolle.

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Anti-Regierungsproteste in Valparaiso (Foto: Reuters)
Bild: Reuters/I. Alvarado

Die Kundgebung verlief zunächst friedlich, dann schlug die Stimmung um. Regierungsgegner errichteten Barrikaden und schleuderten Molotowcocktails auf Polizisten. Die Beamten setzten Tränengas ein. Mehrere Häuser in der Hafenstadt Valparaíso gingen in Flammen auf, darunter ein Gebäude der Stadtverwaltung, ein Supermarkt und eine Apotheke. In einem historischen Gebäude der Stadt, das absichtlich in Brand gesetzt worden sei, sei ein Wachmann an einer Rauchvergiftung gestorben, teilte die Justiz mit.

Festnahmen bei Anti-Regierungsprotesten in Valparaiso (Foto: Reuters)
Festnahmen bei Anti-RegierungsprotestenBild: Reuters/I. Alvarado

In Valparaíso, 120 Kilometer von der Hauptstadt Santiago entfernt, befindet sich der chilenische Nationalkongress, die Legislative des Landes. Präsidentin Michelle Bachelet reiste eigens aus Santiago zu ihrer jährlichen Rede zur Lage der Nation an. Darin warb sie für einen Pakt, um die Wirtschaftsleistung zu steigern.

Weiterer Vertrauensverlust für Bachelets Politik

Der 21. Mai ist als "Tag der Marine" ein Feiertag in dem Land. Es hat in Chile Tradition, dass während der alljährlichen Rede zur Lage der Nation an diesem Tag Regierungsgegner zum Demonstrieren auf die Straße gehen. Diesmal protestierten soziale Bewegungen und Studenten für mehr Sozialreformen. Die Zustimmung der Chilenen zur Politik der lange Zeit äußerst beliebten sozialdemokratisch orientierten Präsidentin Bachelet war zuletzt auf rund 30 Prozent gefallen. Ihre Regierung der Linkskoalition Nueva Mayoría ist noch deutlich weniger beliebt.

Anti-Regierungsproteste in Valparaiso (Foto: Reuters)
Unerwartete Gewalteskalation am traditionellen Demonstrationstag der ChilenenBild: Reuters/I. Alvarado

Die Präsidentin verurteilte die Gewalteskalation scharf. In einer ersten Reaktion warf sie den Demonstranten vor, mit den Gewalttaten die Demokratie zu missachten. Innenminister Jorge Burgos betonte: "Alle haben das Recht zu demonstrieren, aber diejenigen, die für diese Aktionen verantwortlich sind, werden zur Rechenschaft gezogen." Bachelets Kabinettschef Marcelo Díaz warf den Gewalttätern vor, sich unter eine Gruppe friedlicher Demonstranten gemischt und Auseinandersetzungen provoziert zu haben. "Nichts kann dieses Vorgehen rechtfertigen."

Die Generalstaatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen. Nach Angaben des Verwaltungschefs der Region Valparaíso, Gabriel Aldoney, wurden mindestens 19 Personen festgenommen.

Bachelet war 2013 in einer Stichwahl mit 62 Prozent der Stimmen für eine zweite Amtszeit gewählt worden. Sie war vorher von 2006 bis 2010 Präsidentin Chiles.

qu/rb (afp, APE, dpa)