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Gewalt und Plünderungen in Gabun

7. September 2009

In Gabun halten die Unruhen nach der Verkündung der Ergebnisse der Präsidentenwahl an. Protestierende und Sicherheitskräfte geraten immer wieder aneinander. Die Gewalt richtet sich auch gegen französische Einrichtungen.

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Ein Soldat steht Wache in Gabuns Hauptstadt Libreville (Foto: AP)
Unruhen in Gabun nach PräsidentenwahlBild: AP

Bei den seit Tagen anhaltenden Unruhen in der Stadt Port-Gentil sind nach offiziellen Angaben bislang mindestens drei Menschen getötet worden.Die zweitgrößte Stadt Gabuns wird immer wieder zum Schauplatz von Ausschreitungen. Keiner der Toten sei jedoch durch von Soldaten abgefeuerte Kugeln gestorben, hieß es aus Regierungskreisen. Die Polizei setze lediglich Tränengas gegen Plünderer und Protestierende ein. Diese hätten Straßenbarrikaden errichtet, um die Einsatzfahrzeuge der Sicherheitskräfte zu stoppen. Aus Angst vor neuen Unruhen verließen hunderte Menschen die Stadt im Westen des Landes.

Anhänger des Oppositionskandidaten Pierre Momboundou (Foto: AP)
Anhänger des Oppositionskandidaten Pierre MomboundouBild: AP

Französische Staatsbürger in Sicherheit gebracht

Die Angriffe der Demonstranten hatten sich auch gegen Einrichtungen der früheren Kolonialmacht Frankreich gerichtet. Erneut war ein Gebäude des französischen Ölkonzerns "Total" mit Brandsätzen angegriffen worden, wie der Nachrichtendienst Gaboneco am Samstag berichtete. Der Konzern evakuierte seine Niederlassung in Port-Gentil und verlegte seine Mitarbeiter nach Libreville. Nach einem Angriff auf das Konsulat brachte Frankreich die meisten seiner in Port-Gentil lebenden Landsleute in Sicherheit. Zudem riet die Regierung in Paris französischen Staatsangehörigen in den anderen Landesteilen Gabuns, ihre Häuser nicht zu verlassen.

Port-Gentil ist das Wirtschaftszentrum des ölreichen Kleinstaates und gilt als Hochburg des Oppositionsführers Pierre Mamboundou. Demonstranten hatten zudem ein Polizeirevier in Port-Gentil angegriffen und in Brand gesetzt.

Gabuns Präsident ruft zu Ruhe im Land auf

Ali Bongo winkt seinen Anhängern zu (Foto: AP)
Ali Bongo, neuer Präsident von GabunBild: AP

Die gabunischen Demonstranten werfen Frankreich vor, den neuen Präsidenten Ali Bongo als Nachfolger seines Vaters Omar Bongo Ondimba "eingesetzt" zu haben. Paris weist das zurück.

Der laut offiziellem Wahlergebnis vom Donnerstag mit 41,7 Prozent der Stimmen gewählte neue Präsident Ali Bongo rief seine Landsleute zur Ruhe und Zurückhaltung auf. "Wir sind ein Rechtsstaat. Wer Klagen hat, kann sich an die entsprechenden Einrichtungen wenden." Im allen Gebieten Gabuns müsse wieder Ruhe einkehren, sagte Bongo dem französischen Auslandsrundfunk RFI. Der Innen- und Verteidigungsminister Jean-François Ndongou kündigte entschiedenes Vorgehen an, um die Ordnung wiederherzustellen.

Verfassungsgericht bestätigte Wahlsieg

Omar Bongo (Archivfoto vom 2.07.2008: dpa)
Omar Bongo, der Vater von Ali Bongo, regierte Gabun fast 42 Jahre langBild: picture-alliance/ dpa

Das gabunische Verfassungsgericht hatte am Freitag den Wahlsieg Bongos jedoch bestätigt. Mit dem Spruch von Gerichtspräsidentin Marie Madeleine Mborantsuo ist der Opposition die letzte Möglichkeit genommen worden, gegen das offizielle Ergebnis der Wahl Einspruch zu erheben.

Die Opposition hat den Vorwurf des Wahlbetrugs erhoben. Mehrere der unterlegenden Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl vom 30. August wiederholten ihre Vorwürfe, das das veröffentlichte Wahlergebnis nicht korrekt sei. Die Oppositionspartei UPG des Präsidentschaftskandidaten Pierre Mamboundou rief deshalb zu "Widerstand" gegen das Ergebnis der Wahl auf. Ein "Bürgerbündnis Gabun" sprach auf seiner Internetseite von einem Staatsstreich.

Ali Bongos im Juni gestorbener Vater und Amtsvorgänger Omar Bongo, der Gabun fast 42 Jahre lang regiert hatte, hielt zeitlebens enge Beziehungen zur ehemaligen Kolonialmacht Frankreich. In Gabun sind tausende französische Soldaten stationiert. Sie wurden in Alarmbereitschaft versetzt. Gabuns Innen- und Verteidigungsminister Ndongou betonte unterdessen, es bestehe "kein Bedarf für französische Militärhilfe". (kis/as/og/afp/dpa/ap/rtr)