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Ghana im Fußball-Fieber

21. Juni 2010

Ghana ist richtig heiß auf Deutschland. Oberstes Ziel ist es, das Team von Joachim Löw am Mittwoch zu schlagen. Und damit das auch klappt, jubelt das ganze Land seinen Black Stars zu.

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Public Viewing in Accra in Ghana (Foto: Katrin Gänsler)
Bild: Kathrin Gänsler

“Ghana, Ghana, Ghana wird gewinnen“, ruft eine junge Frau. Mit Freunden zieht sie in der Hauptstadt Accra durch die Kneipenmeile Osu, schwingt eine Flagge und strahlt über das ganze Gesicht. Ghanaer sind eben echte Fußballfans und haben sich bestens auf die Weltmeisterschaft vorbereitet. Überall wehen Flaggen in Rot, Gelb und Grün samt Stern im Wind, in vielen Autos baumeln kleine Bälle oder Fußballschuhe, und garantiert ertönt irgendwo immer eine Vuvuzela.

Ein Hupkonzert für jedes Tor

Flaggenträger in Ghana (Foto: Katrin Gänsler)
Die Flagge ist allgegenwärtigBild: Kathrin Gänsler

Auch Taxifahrer Joseph hat das Fußball-Fieber gepackt. In seinem klapprigen Auto fährt er durch die Straßen Accras. Das Radio ist immer an, damit er ja kein Tor verpasst. Und wenn es soweit ist, wird natürlich lautstark gehupt. “Ich mag Fußball einfach“, sagt er. Als Junge hätte er selbst gespielt, es aber nie in ein größeres Team geschafft. Daher muss nun Ghana die Erfolge einfahren. “Ich möchte, dass mein Land gewinnt.“ Über möglichst viele Ghana-Siege würden sich auch die Schneider am Nkrumah-Circle mächtig freuen. Denn je erfolgreicher die Black Stars spielen, desto beliebter werden ihre Flaggen. Pro Tag können dann schon mal an die 20 Stück den Besitzer wechseln. Allerdings näht Felix Osei nicht nur die Landesfarben zusammen. Auch Brasilien, England, die USA und Frankreich hat er im Angebot.

Flaggen in Schwarz, Rot und Gold

Fans mit Trikots von Schweinsteiger, Ghana und Deutschland (Fotot. Katrin Gänsler)
Schweinsteiger, Ghana und Deutschland: Noch herrscht Eintracht in AccraBild: Kathrin Gänsler

So kurz vor dem Spiel gegen Deutschland muss seine Nähmaschine aber auch über Schwarz, Rot und Gold rattern. Doch der Schneider zuckt nur mit den Schultern. “Mir geht es gut damit, sehr gut. Das stört mich gar nicht.“ Ähnlich gelassen sieht das auch Jonathan Adams, der die Flaggen anschließend verkauft. Sobald die Ampel auf Gelb springt, flitzt der junge Mann los und wedelt mit den bunten Stoffstücken. Mindestens zehn Cedi –umgerechnet rund sechs Euro – will er von den wartenden Autofahrern dafür haben. Und mit einem siegessicheren Lächeln im Gesicht bietet er ihnen im Moment auch gerne Deutschland-Flaggen an. Schließlich hat ausgerechnet Deutschland gegen Serbien verloren. Zwar musste Ghana auch einen Rückschlag einstecken und schaffte gegen das vermeintlich schwache Australien nur ein Unentschieden. Doch ein Punkt reichte, um sich an Deutschland vorbei an die Tabellenspitze zu drängeln. Und das wird sich auch am Mittwoch nicht ändern, ist sich Adams ganz sicher. “Natürlich gewinnen wir.“

Deutschland ist der Angstgegner

Fans mit Vuvuzelas in Ghana (Foto: Katrin Gänsler)
Vuvuzelas sind mittlerweile auch in Ghana beliebtBild: Kathrin Gänsler

Mächtig wünschen würde sich das auch Lawson Kelechi. Kelechi betreibt in einer Seitenstraße einen kleinen Elektroladen und stammt ursprünglich aus Nigeria. Doch ihm gefällt es hier im Nachbarland Ghana. “Es ist so ruhig und friedlich hier“, sagt er über die Goldküste. Klar, dass der einstige Torwart nun auch die Black Stars unterstützt. Ob sie jedoch auch die Elf von Joachim Löw schlagen, bezweifelt er. “Es wird schwer. Deutschland ist immerhin unser Angstgegner.“ Doch Angstgegner hin oder her: Wenn Ghana gewinnt, ist für Kelechi eins sicher: “Wir freuen uns riesig und werden in der ganzen Stadt feiern.“ Taxifahrer Joseph nickt ebenfalls. Und damit die Party auch ordentlich gefeiert werden kann, hat er schon kräftig um Bier gewettet und natürlich immer auf seine Black Stars gesetzt. Wenn es nach ihm ginge, bleibt es nicht nur bei dieser Feier. “Wir können sogar die Weltmeisterschaft holen“, sagt er und hupt zum Abschied.

Autor: Katrin Gänsler
Redaktion: Arnulf Boettcher