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Nowitzki-Boom?

29. Juli 2011

Nach dem Titeltriumph von Dirk Nowitzki in der nordamerikanischen Profiliga NBA ist Basketball in aller Munde. Doch kann Nowitzkis Erfolg dem Basketball in Deutschland wirklich helfen?

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Dirk Nowitzki hält die Champions Trophäe (Foto: AP)
Bild: AP

Die Basketball-Begeisterung in Deutschland ist so hoch wie nie. Selbst Menschen, die sich bisher nicht für diese Sportart interessiert haben, sprechen nun über die spektakuläre Finalserie der Dallas Mavericks gegen die Miami Heats. Viele Fans standen in der Finalnacht am 13. Juni 2011 um zwei Uhr auf, um ihren Star spielen und siegen zu sehen. In Würzburg, der Heimatstadt von "Big D", gab es sogar zahlreiche Public Viewing Events.

Aber gibt es jetzt wirklich den großen Basketball-Boom? Melden sich wirklich mehr Kinder und Jugendliche in Vereinen an, um dem Basketballstar nachzueifern? Der Präsident des Deutschen Basketball Bundes (DBB), Ingo Weiss, denkt, "dass jeder Jugendliche an einem Star wie Nowitzki hochschauen und sagen wird: "So möchte ich auch gerne mal werden."

"Konkretes Urteil erst nach den Sommerferien"

Fragt man jedoch bei Verbänden und Vereinen nach, wird schnell klar, dass es noch keinen Boom gibt. Laut DBB gab es zwar in den letzten Monaten ein Anmeldeplus von circa 100 im Vergleich zum Vorjahr, dies sei jedoch auf die üblichen Schwankungen zurückzuführen. Jedoch räumte eine DBB-Sprecherin gegenüber DW-WORLD.DE ein, dass man erst nach den Sommerferien ein konkretes Urteil fällen könne. Momentan befände man sich noch in der sogenannten "Off-Season", in der fast kein Trainings- und Spielbetrieb in den Vereinen stattfindet. Der saarländische Basketballverband setzt seine Hoffnungen auf junge und begeisterungsfähige Fans, die selbst auf Freiplätzen spielen und vielleicht nach den Sommerferien zum Start der neuen Saison in einen Verein wechseln.

Dirk Nowitzki holt einen Rebound (Foto: AP)
Vorbild Dirk Nowitzki: Der Basketball-Star zeigt auch unter dem Korb immer vollen EinsatzBild: AP

Das wahre Problem: Die fehlenden Trainer

Bundestrainer Dirk Bauermann ist der Meinung, dass Nowitzkis Erfolg dem deutschen Basketball helfen kann. Er wünscht sich nicht nur mehr Anmeldungen, sondern vor allem mehr Hallen-Zeiten und Trainer. Dieser Wunsch scheint sehr plausibel, da auffällt, dass Vereine mit guten Ausbildungsmöglichkeiten einen hohen Zulauf haben. So hatte laut DBB die Jugendabteilung der Telekom Baskets Bonn 2010 den höchsten Mitgliederzuwachs aller Vereine. Dieser Erfolg sei vor allem auf den Ausbau des Ausbildungszentrums in Bonn zurückzuführen, begründete der Sportliche Leiter diesen Effekt.

Zudem wird deutlich, dass Vereine in Städten, die auch in der Basketball-Bundesliga (BBL) vertreten sind, sehr viel höhere Mitgliederzahlen haben als andere. In der "Basketball-Stadt" Bonn etwa boomt die Sportart, in Hamburg dagegen nicht.

Nowitzki unterstützt die Jugend

Der von jungen Fans umgebene Dirk Nowitzki schrieb fleißig Autogramme (Foto: picture alliance)
Schon als junger Star bewies Nowitzki Nähe zu den FansBild: picture-alliance/ASA

Hoffnung bringt die Tatsache, dass Nowitzki sehr um den deutschen Nachwuchs bemüht ist. "Für einen Menschen wie Dirk ist es selbstverständlich, dass er zu seinen Basketball-Kids geht. Und er wird auch zu unseren Nachwuchsspielern gehen, wenn wir Lehrgänge in Deutschland haben. Das hat er schon immer getan, darum muss man ihn nicht bitten", lobte DBB Präsident Ingo Weiss den "Sporthelden".

Festzustellen bleibt aber, dass zum Beispiel die NBA fast nur diejenigen interessiert, die sowieso schon Basketball spielen. Ähnlich sieht das für die kommende Europameisterschaft in Litauen (31.08.-18.09.2011) aus. Diese wird in Deutschland nur von Spartensendern übertragen und gelangt damit kaum an die breite Öffentlichkeit.

Wo es jedoch auf jeden Fall einen Boom gibt, das ist der Sportartikelmarkt. Denn das Trikot von Nowitzki ist bei fast allen Internetversandhäusern ausverkauft, und selbst in großen Kaufhäusern ist das Trikot mit der Nummer 41 nur noch selten zu finden.

Autor: Sebastian Vetter (mit dpa, sid)

Redaktion: Arnulf Boettcher