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Gibt Microsoft klein bei?

22. Februar 2008

Microsoft will seine Programme offener gestalten und so Vorwürfen wegen seiner Quasi-Monopolstellung den Wind aus den Segeln nehmen. Die EU hat auf diese Ankündigung aber nicht gerade überschwänglich reagiert.

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Microsoft will die Quellcodes zu Software-Produkten wie Vista offen legen
Microsoft will die Quellcodes zu Software-Produkten wie Vista offen legenBild: AP

Man habe die Absicht des Konzerns zur Kenntnis genommen, die Vereinbarkeit seiner Software mit Konkurrenzprodukten zu verbessern, hieß es seitens der EU-Kommission, und werde nun prüfen, ob die angekündigten Schritte tatsächlich umgesetzt würden. Es habe in der Vergangenheit bereits mindestens vier Ankündigungen des Konzerns zur Offenlegung von Schnittstelleninformationen gegeben, betonte die Brüsseler Behörde. In einem seit Januar laufenden Verfahren untersucht die Kommission eine angebliche Verweigerung von Schnittstelleninformationen seitens Microsoft.

Die Ankündigung spiele zudem keine Rolle bei der Frage, ob Microsoft in unerlaubter Weise seine Produkte miteinander verknüpfe. Die Kommission hatte Microsoft die Rekordsumme von einer halben Milliarde Euro als Geldbuße auferlegt, um den Konzern zu zwingen, seine marktbeherrschenden Produkte für Konkurrenten zu öffnen.

EU bohrt sich in Microsoft-Köpfe

Microsoft reagiere mit der Ankündigung, wichtige Software-Schnittstellen für Programme wie Vista offenzulegen und damit eine bessere Zusammenarbeit mit firmenfremden Systemen zu ermöglichen, nur auf den Druck durch die EU, sagten Branchenkenner in ersten Reaktionen. "Es hat schrittweise Veränderungen in Microsofts Denken gegeben, die durch die EU einen bedeutenden Anstoß bekommen haben", sagte etwa der Experte Rob Enderle.

Bill Gates (links) und Steve Balmer
Der Gründer und der Chef: Bill Gates (links) und Steve BalmerBild: dpa - Fotoreport

Dagegen betonte Microsoft-Unternehmenschef Steve Ballmer, Microsoft gehe diesen Weg "aus freien Stücken". Ballmer hatte am Donnerstagabend (21.02.2008) in einer Telefonpressekonferenz einen Strategiewechsel angekündigt: Die Firma wolle "eine bedeutende Menge" technischer Spezifikationen offenlegen, die vielen ihrer erfolgreichen Programme zugrunde liegen. Durch so genannte offene Quellcodes solle die Software leichter zugänglich gemacht werden.

Verjüngungskur für Microsoft

Der Schritt zu mehr Offenheit ist Experten zufolge auch Zeichen eines Generationswechsels bei dem Software-Giganten, wo die erste, eifersüchtig über intellektuelles Eigentum wachende Generation von jüngeren Fachleuten abgelöst wird.

Die neuen Prinzipien sollten für die meistverkauften Programme der Firma gelten und den Vorschriften der EU gerecht werden, sagte Microsoft-Firmenanwalt Brad Smith während der Telefonkonferenz. "Microsoft unternimmt alle notwendigen Schritte, um sicherzustellen, dass wir dem europäischen Recht voll entsprechen", sagte Smith. Um seinen guten Willen gleich unter Beweis zu stellen, veröffentlichte Microsoft 30.000 Seiten Dokumentation über sein Betriebssystem Windows, das auf 90 Prozent der Computer weltweit genutzt wird.

Mit der Freiheit doch nicht so weit her?

Dabei wird Microsoft mit der Öffnung seiner Software-Plattform für Kunden und Wettbewerber seine patentierten Erfindungen nicht unkontrolliert und kostenlos für eine kommerzielle Nutzung freigeben. Das machte Microsoft-Manager Horacio Gutierrez in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa klar. "Wir werden zwar niemals gegen einen Entwickler gerichtlich vorgehen, der beim Schreiben seiner Programme unsere Technologie verwendet - egal ob sie patentiert ist oder nicht."

Sollte sich der Entwickler dann für einen kommerziellen Vertrieb der Software entscheiden, müsse er die verwendete Microsoft-Technologie aberlizenzieren, sagte Gutierrez. Für eine nicht-kommerzielle Verwendung würden dagegen keine Lizenzgebühren fällig. (ag)