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Gigantische Verluste

Karl Zawadzky, z.Zt. in Washington7. Oktober 2008

Die Finanzkrise kostete Investoren bislang weltweit 1,4 Billionen Dollar - in etwa das Vierfache des deutschen Staatshaushalts. Diese Hiobsbotschaft verkündete der IWF in Washington und warnte vor weiteren Verlusten.

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IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn, Quelle: AP
Hatte schlechte Nachrichten: IWF-Chef Dominique Strauss-KahnBild: picture-alliance/dpa

Die Zeit für nationale Lösungen einzelner Länder sei vorbei, erklärte der Internationale Währungsfonds in seinem am Dienstag (07.10.2008) veröffentlichten Report über die globale Finanzstabilität. Vielmehr müssten die Rettungs-Maßnahmen international koordiniert werden.

Die Finanzmärkte seien so sehr international verwoben, dass der weltweite Vertrauensverlust nur mit globalen Aktionen zu reparieren sei. Vor allem in Europa könne auf nationaler Ebene nicht mehr viel bewirkt werden, erklärte der Direktor der Abteilung Geld und Kapitalmärkte des Währungsfonds, Jaime Caruana. Das hieße aber nicht, dass in allen Ländern einheitlich dieselben Lösungen versucht werden. "Die Mitgliedsländer der EU haben ganz unterschiedliche Strukturen und Institutionen auf ihren Finanzmärkten. Sie können nicht alle mit dem gleichen Ansatz vorgehen", sagte Caruana.

Koordination wichtig

Der Direktor der Abteilung Geld und Kapitalmärkte des Währungsfonds, Jaime Caruana, Foto: dpa
Kritisiert den Alleingang Europas: Jaime CaruanaBild: picture-alliance/dpa

Dennoch: Die europäischen Regierungen und Notenbanken müssen ihre Maßnahmen koordinieren, fordert der IWF. Nur damit seien die verunsicherten Märkte und vor allem die verunsicherten Sparer zu beeindrucken. Unter diesem Aspekt halten die Experten des Währungsfonds die Staatsgarantien für Spareinlagen in Irland und Deutschland für wenig hilfreich. "Ich habe Verständnis dafür, dass man das Publikum beruhigen möchte", sagte Jan Brockmeijer von der Abteilung Geld und Kapitalmärkte. "Aber es wäre besser, wenn das koordiniert worden wäre mit den anderen europäischen Ländern."

Die Staatsgarantien für Spareinlagen in Irland und Deutschland seien außerdem voreilig gewesen, kritisiert der IWF. Es wäre besser gewesen, in einem ersten Schritt zum Beispiel die garantierten Summen zu erhöhen. Eine totale Garantie der Spareinlagen durch den Staat sollte es nach Auffassung des Währungsfonds nur in einer äußerst extremen Situation geben. Eine solche extreme Situation sei nicht gegeben. Gleichwohl ist die Situation auch nach Ansicht des Währungsfonds ernst. Angesichts des bisherigen Schadens bei den Banken und an den Finanzmärkten sei das Vertrauen in die Stabilität des globalen Finanzsystems lädiert, aber noch nicht total verloren.

Unglaubliche Kosten

Die US-Immobilienkrise kostete die Finanzwelt 1,4 Billionen Dollar - diese Hiobsbotschaft überbrachte der IWF. Den Geldmarkt wieder in Gang zu bringen, wird nach einer Modellrechnung des Internationalen Währungsfonds über die nächsten fünf Jahre weitere 675 Milliarden Dollar kosten. Zu einem erheblichen Teil müsste dieses Geld von den Zentralbanken in die Finanzmärkte eingespeist werden.

Dass die Finanzmärkte wieder in Gang kommen, liege nicht nur im Interesse der Banken, argumentieren die Experten des Währungsfonds. Auch die Wirtschaft und private Sparer seien mittlerweile von der Finanzkrise betroffen. Längst habe die Finanzkrise die übrigen Bereiche der Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen und vor allem das Vertrauen der Sparer in die Stabilität der Banken erschüttert.

Zukunftspläne

Fieberkurve des Dax, Foto: AP
Die Finanzkrise hat bislang zu Verlusten in Höhe von 1,4 Billionen US-Dollar geführtBild: AP

Die Experten des Währungsfonds befassen sich nicht nur mit Vorschlägen zum Eindämmen der Krise, sondern auch mit Konsequenzen für die zukünftige Krisenprävention. Vor allem verlangen sie von den Banken und anderen Akteuren an den Finanzmärkten mehr Transparenz, damit Risiken klar erkennbar und besser kalkulierbar werden.

Auch regen sie an, die amerikanisch dominierten Bilanzregeln so zu ändern, dass Banken nicht mehr nach Tageswert bilanzieren müssen, auch wenn für einzelne Produkte der Handel zusammengebrochen und ein Wert gar nicht mehr zu ermitteln ist. Denn einiges von dem, was derzeit die Bilanzen der Banken belastet, wird sich nach der Krise durchaus als werthaltig erweisen und verkaufen lassen. Deswegen sei es besser, nicht nach Tageswert zu bilanzieren, sondern zum Einkaufspreis, fordert der IWF. Dann kämen die Banken weniger unter Druck. Die amerikanische Bilanzierungsweise führe in guten Zeiten zu extremen Buchgewinnen und in schlechten Zeiten zu Totalausfällen bei den Banken. In guten Zeiten würden die Boni der Banker in die Höhe getrieben, in schlechten Zeiten werde die Stabilität des Bankensystems zusätzlich beschädigt und das Vertrauen der Anleger untergraben, kritisierte der Internationale Währungsfonds

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