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Deschner-Preis für Badawi und Haidar

24. April 2016

Der inhaftierte saudi-arabische Blogger Raif Badawi und seine Frau Ensaf Haidar wurden mit den Deschner-Preis der Giordano-Bruno-Stiftung ausgezeichnet. Er wird an ideologiekritische Persönlichkeiten vergeben.

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Ensaf Haidar Foto: Alexander Heinl/dpa
Bild: picture-alliance/dpa/A. Heinl

Die Menschenrechtsaktivistin Ensaf Haidar, Badawis Ehefrau, nahm den mit 10.000 Euro dotierten Preis bei einem Festakt in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main entgegen. Die religionskritische Stiftung ehrt die Eheleute für ihren "gemeinsamen, mutigen und aufopferungsvollen Einsatz für Säkularismus, Liberalismus und Menschenrechte, der weit über Saudi-Arabien hinaus Bedeutung hat", so der Philosoph und Vorstandssprecher, Michael Schmidt-Salomon.

Zugleich solle der Festakt dazu dienen, die Aufmerksamkeit der deutschen Medien und der deutschen Politik noch einmal auf die skandalöse Behandlung Badawis zu lenken, betonte er. "Der Deutsche Bundestag hat zwar Ende Januar die unverzügliche Freilassung des Sacharow-Preisträgers gefordert, sich aber mehrheitlich nicht dazu entschließen können, stärkeren Druck auf Saudi-Arabien auszuüben, was wir für einen schweren Fehler halten."

Schmidt-Salomons Äußerung bezog sich darauf, dass Raif Badawi erst im Dezember 2015 mit dem Sacharow-Preis für Meinungsfreiheit ausgezeichnet worden war, der jährlich vom Europäischen Parlament vergeben wird. Im Februar zuvor hatte er den "Freedom of Speech Award" der DW bekommen.

"Säkularismus ist die Lösung"

Mit der Auszeichnung will die Giordano-Bruno-Stiftung auch ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass "Säkularismus" tatsächlich "die Lösung ist", führte Schmidt-Salomon weiter aus. Raif Badawi selbst habe dazu im Gefängnis einen bemerkenswerten Brief formuliert: "Würde die Formel ‚Säkularismus ist die Lösung‘ politisch ernstgenommen, ließen sich sowohl die Konflikte in den arabischen Staaten entschärfen als auch ein Teil der Probleme, die sich hierzulande durch den Zuzug von Flüchtlingen ergeben".

Für eine baldige Freilassung ihres in Saudi-Arabien inhaftierten und gefolterten Mannes gebe es derzeit keine Anzeichen, sagte die 36-jährige Haidar bei der Preisverleihung und bat um Unterstützung für ihren Ehemann: "Ich würde mir so sehr wünschen, dass deutsche Politiker direkte Gespräche führen mit den Leuten, die in Saudi-Arabien an der Macht sind." Der Führung in Saudi-Arabien müsse klar gemacht werden, dass ihr Mann kein Terrorist sei, dass er nichts Böses verbrochen, sondern nur seine Meinung geäußert habe.

Festakt unter strengen Sicherheitsvorkehrungen

Raif Badawi Foto: Ensaf Haidar
Trotz internationaler Proteste sitzt Raif Badawi weiter im GefängnisBild: privat

Der Festakt in Frankfurt fand nach Angaben der Organisatoren unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt. Badawi wurde 2014 wegen angeblicher Beleidigung des Islams zu zehn Jahren Haft und 1000 Stockhieben verurteilt. In seinem Blog hatte er sich für die Gleichbehandlung aller Menschen, unabhängig von Religion und Weltanschauung, eingesetzt. Die ersten 50 Stockhiebe hat Badawi bereits erhalten, die weitere Bestrafung wurde vorläufig ausgesetzt, offiziell aus Gesundheitsgründen. Der Fall hatte im Westen für Aufregung und Bestürzung gesorgt.

Mit dem Deschner-Preis, der nach dem 2014 verstorbenen Schriftsteller und Kirchenkritiker Karlheinz Deschner benannt ist, werden Personen oder Institutionen geehrt, "die sich in herausragender Weise auf dem Gebiet der Religions- und Ideologiekritik engagiert haben". Erster Preisträger war der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins.

nf/suc/wl (dpa, www.giordano-bruno-stiftung.de)