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IT-Gipfel

18. Dezember 2006

Besser spät als nie - so könnte das Motto des ersten IT-Gipfels der deutschen Bundesregierung lauten. Zu ihm hat Bundeskanzlerin Merkel Wissenschaftler und Manager aus der Informationstechnologiebranche eingeladen.

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der Mitbegründer des Software-Konzerns SAP, Hasso Plattner, spricht am Montag (18.12.2006) in Potsdam zur Eröffnung des Nationalen IT-Gipfels am Hasso-Plattner-Institut.
Fordert mehr deutsches Interesse an IT - der Mitbegründer des Software-Konzerns SAP, Hasso PlattnerBild: picture-alliance/dpa

Im Hasso-Plattner-Institut der Universität Potsdam beraten an diesem Montag (18.12.2006) acht Arbeitsgruppen Strategien zur Entwicklung der Branche und Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel. Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft sich zudem bei einem Arbeitsessen mit Telekom-Chef Rene Obermann, dem ebay-Deutschland-Geschäftsführer Stefan Groß-Selbeck und dem Vorstandsvorsitzenden des Telefonkonzerns Arcor, Harald Stöber. Bei einem Podiumsgespräch sind auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble, Forschungsministerin Annette Schavan und Wirtschaftsminister Glos dabei. Zum Abschluss will Merkel mit IT-Studenten und Forschern diskutieren.

Wann erwacht Deutschland?

Der Mitbegründer des Software-Konzerns SAP, Hasso Plattner, äußerte die Hoffnung, dass das Interesse für Informationstechnologie in Deutschland erwacht und verwies auf den Nachwuchsmangel der Branche. Die Informations-, Kommunikations- und Telekommunikationstechnologien sind nach Angaben des Instituts mit einem Umsatz von rund 135 Milliarden Euro und mehr als 1,5 Millionen Beschäftigten eine der größten Branchen bundesweit. Seit dem "Internetboomjahr" 2000 sei die Zahl der Studienanfänger im Bereich Informatik aber um mehr als 26 Prozent zurückgegangen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will der Informationstechnologie in Deutschland neue Impulse geben. Ihre Regierung will die Informationstechnologie-Branche in den nächsten drei Jahren laut "Tagesspiegel" (Montag) mit 1,2 Milliarden Euro aus Steuergeldern fördern. Ein entsprechender Beschluss solle in Potsdam verkündet werden, berichtet das Blatt unter Berufung auf Regierungskreise. Die Mittel seien Teil der rund 15 Milliarden Euro, die im Rahmen der High-Tech-Strategie der Bundesregierung bis 2009 bereitgestellt werden sollen. Nach Glos' Worten unterstützt der Staat die Branche in dieser Legislaturperiode mit sechs Milliarden Euro Forschungszuschüssen, davon 1,2 Milliarden Euro im Bereich Internet.

Thema Zuwanderung

DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun forderte die Bundesregierung zu Beginn der Konferenz auf, eine Kehrtwende in der Zuwanderungspolitik zu vollziehen. "Wir müssen den Arbeitsmarkt für gut ausgebildete Ausländer stärker öffnen", sagte er dem "Handelsblatt" (Montag). Nicht wenige Betriebe auch in der IT-Branche suchten vergeblich nach qualifizierten Fachkräften. Die im Zuwanderungsgesetz angelegten Hürden für Hochqualifizierte und ausländische Selbstständige seien viel zu hoch und wirkten eher abschreckend als einladend.

Auch der Fachverband BITKOM hält für den internationalen Nachwuchs einen leichteren Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt für nötig. Das Zuwanderungsgesetz habe in der jüngsten Vergangenheit einen Zuzug qualifizierter Fachkräfte eher verhindert, beklagte Jörg Menno Harms, Vizepräsident des Verbandes für Telekommunikation, IT und Neue Medien. Eine Reform des Zuwanderungsrechts sei deshalb dringend notwendig. Harms kritisierte, dass Hürden wie die Einkommensgrenze von mindestens 84.000 Euro einfach zu hoch seien.

Datenschutz

Der Bundes-Datenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisierte, dass kein Datenschützer zu dem Treffen nach Potsdam eingeladen wurde. In der "Neuen Osnabrücker Zeitung" forderte er von der Konferenz, besonders darauf zu achten, dass die Informationsgesellschaft nicht zu einer Überwachungsgesellschaft werde.

Hasso-Plattner-Institut

Das Hasso-Plattner-Institut für Softwaresystemtechnik (HPI) gehört zu den jüngsten Ausbildungsstätten für IT-Fachleute in Deutschland. Benannt nach dem Gründer des Softwarekonzerns SAP, der für die Einrichtung in den ersten 20 Jahren insgesamt 200 Millionen Euro bereitstellt, gehört das Institut zur Universität Potsdam. 1998 war das Kooperationsprojekt zwischen Plattner und dem Land Brandenburg, das als größte private Investition ins deutsche Bildungssystem gilt, eröffnet worden. Seither bietet das Institut zur Ausbildung von Software-Entwicklern den Studiengang IT Systems Engineering an. Dies sei eine praxisnähere Alternative zum herkömmlichen Informatik-Studium, erklärt HPI-Direktor Christoph Meinel.

Pro Jahr beenden etwa 80 Studenten ihre Ausbildung in den modernen, großzügig verglasten Gebäuden am Potsdamer Griebnitzsee mit einem international anerkannten Bachelor- und zirka 40 mit dem höheren Master-Abschluss. In mehreren Hochschultests kam die Einrichtung auf ihrem Gebiet unter die ersten fünf im deutschsprachigen Raum. (mas)