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Reise

Glocken läuten europaweit für den Frieden

21. September 2018

Am Weltfriedenstag, Freitag 21.09., läuten europaweit ab 18.00 Uhr eine Viertelstunde lang kirchliche und säkulare Glocken, um für den Frieden und das gemeinsame Kulturerbe ein weithin hörbares Signal zu setzen.

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Bildergalerie Ruinen des Zweiten Weltkrieges - Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin
Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in BerlinBild: Colourbox/V. Voennyy

Die Aktion ist Teil des Europäischen Kulturerbejahres 2018. Das Motto der Aktion nimmt Bezug auf Friedrich Schillers bekanntes Gedicht "Das Lied von der Glocke". Schiller beschreibt darin einen Glockenguss - der symbolisch für ein Menschenleben steht und auf Schillers Vorstellung von einer funktionierenden Gesellschaft verweist. Dort heißt es zum Abschluss: "Friede sei ihr erst Geläute" - ein Auftrag, der auch heute noch Programm ist.In Deutschland beteiligen sich zahlreiche Rathäuser, Glockentürme und Kirchen am Friedensläuten, darunter der Kölner und der Wormser Dom, die Dresdner Frauenkirche, die Marktkirche Hannover, der Hamburger Michel, die Gedächtniskirche in Berlin und die Stiftskirche Stuttgart. Aber auch zahllose kleinere Geläute vereinigen sich mit Glocken aus Estland, Schweden, Frankreich, Tschechien, Portugal, Irland und der Slowakei.

Hannover Altstadt Marktkirche
Marktkirche in der Altstadt von HannoverBild: Fotolia/Mapics

Der Aktionstag wird vom Deutschen Nationalkomitee für Denkmalschutz mit koordiniert. Das Europäische Kulturerbejahr unter dem Motto "Sharing Heritage" (Das Erbe teilen) will Europa den Europäern näherbringen und den Blick für die verbindenden Dimensionen des materiellen und immateriellen Kulturerbes öffnen - über nationale Grenzen hinweg.

St. Michaeliskirche in Hamburg, Deutschland, Europa
St. Michaeliskirche in Hamburg genannt MichelBild: picture-alliance/Bildagentur-online/Ohde

Glocken als Zeugen der Geschichte

Als noch nicht jeder eine Uhr hatte, riefen Glocken in Europa 1000 Jahre lang zur Arbeit, zum Feierabend und zum Gebet auf. Die Glocken in den Türmen der Kirchen und Rathäuser, in den Glockenstühlen der Friedhöfe und Gedenkstätten gelten daher als hör- und sichtbare Symbole eines europäischen Wertefundaments. Der Klang ist interkulturell, braucht keinen Text und keine Sprache: Ob Domglocke, buddhistische Tempelglocke oder Shinto-Schrein-Glocke - sie alle stehen für Feierlichkeit, Zeitmarkierung, Transzendenz und die Sehnsucht nach Frieden.Glocken sind zugleich Zeugen und Gegenstand einer bewegten Geschichte. Sie verkündeten Krieg und Frieden - und wurden zweckentfremdet oder instrumentalisiert. Im Zuge von Kriegen wurden sie immer wieder eingeschmolzen und zu Waffen verarbeitet. Spuren davon ziehen sich bis in die Gegenwart: Für Diskussionen sorgt etwa die Frage, wie mit Glocken umgegangen werden soll, die Hakenkreuze oder NS-Inschriften tragen. Das Nationalkomitee für Denkmalschutz verweist auch auf den Beginn des Dreißigjährigen Krieges 1618 und das Ende des Ersten Weltkriegs 1918: "2018 ist auch ein Jahr der Erinnerung an zwei verheerende Kriege", sagt Uwe Koch, der Leiter der Geschäftsstelle. Wie kein anderer zuvor habe der Dreißigjährige Krieg Spuren von Zerstörung in Europa hinterlassen - und verdeutliche heutzutage den "außerordentlichen Wert des Friedens für Europa". 1648 wurde der Krieg in Münster und Osnabrück mit dem Westfälischen Frieden beendet. Damals läuteten überall die Glocken. Ein Friedenszeichen. Danach seien vor allem im Ersten Weltkrieg viele Geläute eingeschmolzen worden, erklärt Koch.Der Aktionstag gibt auch Anlass, einen Blick auf buntere Glocken-Geschichte zu werfen. In Rostock etwa hat eine Glocke aus dem 16. Jahrhundert den Zweiten Weltkrieg überstanden. Bei einem Bombenangriff 1942 wurde die Sankt-Petri-Kirche, in der die Glocke hing, schwer beschädigt, die Glocke selbst stürzte ab - und überstand das Ereignis "wie durch ein Wunder" unbeschädigt, wie Koch sagt. Der Glockenstuhl soll nun erneuert werden, damit die Glocke wieder klingen kann.

Deutschland Kölner Dom
Kölner Dom und Hohenzollern-Brücke Bild: DW/M. M. Rahman
Deutschland Berlin - Freiheitsglocke Glocke Rathaus Schoeneberg
Freiheitsglocke im Rathaus Berlin-SchönebergBild: picture-alliance/Bildagentur-online/Schöning
Glocke mit Hakenkreuz
Umstrittene Glocke in Herxheim am Berg Bild: picture-alliance/dpa/U. Anspach
Die Frauenkirche in Dresden
Die wiederaufgebaute Frauenkirche in Dresden wurde zum Symbol für VersöhnungBild: picture-alliance/ZB/T. Eisenhuth

Internationaler Tag des Friedens

Am 21. September 2018 wird der Internationale Tag des Friedens gefeiert. Die Jahresversammlungen der UN-Generalversammlung beginnen traditionell am dritten Dienstag im September. Am 21. September 1981, dem Tag der damaligen Vollversammlung, verkündete die Generalversammlung: Dieser Tag soll offiziell benannt und gefeiert werden als Weltfriedenstag (International Day of Peace) und soll genutzt werden, um die Idee des Friedens sowohl innerhalb der Länder und Völker als auch zwischen ihnen zu beobachten und zu stärken. 

is/ks (kna, un.org)