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"Sportler des Jahres"

Benjamin Wüst21. Dezember 2008

Sie gewannen vier der 16 deutschen Goldmedaillen in Peking, als Lohn dürfen sie sich jetzt "Sportler des Jahres" 2008 nennen: Britta Steffen, Matthias Steiner und die deutsche Hockey-Nationalmannschaft.

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Nach ihrer Wahl zum "Sportler des Jahres": Gewichtheber Matthias Steiner und die Schwimmerin Britta SteffenBild: AP

Überraschungen blieben bei der Wahl zu Deutschlands "Sportler des Jahres" 2008 aus. 1500 Sportjournalisten mussten offenbar nicht lange überlegen und stimmten bei der von der Internationalen Sport-Korrespondenz (ISK) organisierten 62. Wahl beinahe einheitlich. Sie entschieden sich mit großem Abstand für "Goldfisch" Britta Steffen, Gewichtheber Matthias Steiner und die Hockey-Nationalmannschaft der Herren als "Sportler des Jahres" 2008. 750 Gäste hatten sich zu der schon traditionellen Gala im Kurhaus Baden-Baden eingefunden und genossen einen glamourösen Abschluss des Sportjahres, bei dem erwartungsgemäß noch einmal die Olympiahelden von Peking im Mittelpunkt standen.

Britta Steffen Schwimmen Olympia 2008
Stark gegrault: Steffen in PekingBild: AP

Während ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen bei den Spielen in Peking überwiegend untergingen, schwamm sie auf einer Welle des Erfolgs: Britta Steffen. Der Schwimm-Star durchbrach die lange Durststrecke der Deutschen im Pekinger "Wasserwürfel" und holte gleich zweimal Gold. Erst über die 100 und dann über die 50 Meter Freistil. Genauso in Erinnerung wie diese beiden Goldläufe ist auch ihr emotionaler Ausbruch nach dem Doppelsieg geblieben, als sie vor laufenden Kameras weinend ihrer einstigen Kollegin Franziska van Almsick in die Arme fiel: "Ich bin dir so dankbar". Sicherlich einer der olympischen Gänsehautmomente für Millionen Zuschauer.

Die 25 Jahre alte Berlinerin erhielt von den Sportjournalisten 3683 Punkte und hatte einen großen Vorsprung vor der Zweitplatzierten, der Degen-Olympiasiegerin Britta Heidemann (2076 Punkte). Die mehrfache Biathlon-Weltmeisterin Magdalena Neuner, im Vorjahr noch als Newcomerin strahlende "Sportlerin des Jahres", belegte dieses Mal den dritten Platz (1545). Damit endet auch eine Serie: Erstmals seit drei Jahren holt keine Skijägerin den Titel "Sportlerin des Jahres".

Kraftpaket mit weichem Herz

Für viele noch bewegender als die Siege Steffens war der Triumph des stärksten Mannes der Welt. Matthias Steiner überzeugte beim Gewichtheben in Peking sportlich, holte Gold und riss anschließend Hunderttausende mit seinen Tränen, seiner Freude und seiner Trauer in seinen Bann. Der gebürtige Österreicher, der am 1. Januar 2008 die deutsche Staatsbürgerschaft erhielt, hatte am 16. Juli bei einem tödlichen Unfall seine junge Frau Susann verloren. Wenige Wochen später stemmte der 145-Kilogramm-Koloss in China die höchste Last im Superschwergewicht.

Olympia Gewichtheben Matthias Steiner aus Deutschland holt Goldmedaille
Unvergessen: Steiner siegt, strahlt und trauertBild: AP

Der 26-Jährige hüpfte herum wie ein kleiner Junge, küsste tief bewegt das Foto seiner verstorbenen Frau und weinte hemmungslos. Steiners Leben hat sich durch sein persönliches Schicksal und den sensationellen Olympia-Sieg "um 180 Grad gedreht", wie er einmal sagte: "Mein Bekanntheitsgrad hat Ballack-Dimensionen erreicht." Dies verdeutlicht nicht zuletzt auch seine Wahl: Steiner (3665 Stimmen) ist der erste Gewichtheber, der "Sportler des Jahres" wurde. Er löste Turn-Floh Fabian Hambüchen ab, der sich diesmal mit Platz acht begnügen musste. Tischtennis-Crack Timo Boll (2383), der drei EM-Titel und Mannschafts-Silber in Peking geholt hatte, belegte wie im Vorjahr Rang zwei. Jan Frodeno (1647), der Überraschungs-Goldmedaillengewinner im Triathlon, wurde Dritter.

Hoffenheim auf Rang zwei

Am Ende hat es nicht gereicht: Fußball-Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim gewinnt nach der inoffiziellen Herbstmeisterschaft nicht den ersten "realen" Titel. Die Mannschaft von Trainer Ralf Rangnick landete in der Kategorie "Mannschaft des Jahres" immerhin auf Rang zwei (2467). Die Tischtennis-Herren um Timo Boll wurden Dritter (1494). Zur "Mannschaft des Jahres" 2008 kürten die Journalisten die deutsche Hockey-Nationalmannschaft der Herren (3381). Die Truppe von Bundestrainer Markus Weise stand in Peking schon vor dem Aus, rappelte sich dann noch einmal auf und wurde am Ende sogar Olympiasieger.