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Goldman Sachs erwägt Bitcoin-Team

3. Oktober 2017

Digitale Währungen waren lange ein Umschlagplatz für Kriminelle. Nun denkt die US-Bank Goldman Sachs über eine eigene Handelseinheit für Bitcoin und Co nach. Ein möglicher Meilenstein für das Kryptogeld.

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Bitcoin-Kurs bricht nach Hack gegen Tauschbörse Bitfinex ein
Bild: picture alliance/dpa/J. Kalaene

Digitale Währungen wie Bitcoin könnten laut einem Zeitungsbericht des Wall Street Journals (WSJ) vor einem weiteren wichtigen Schritt in die etablierte Finanzwelt stehen. Mit der führenden US-Investmentbank Goldman Sachs prüfe derzeit die erste große Wall-Street-Firma den Einstieg in den direkten Handel mit Bitcoins und anderen digitalen Währungen.

Allerdings befinde sich das Engagement noch in einer frühen Phase, ob wirklich eine entsprechende Geschäftseinheit eingerichtet werde, sei unklar. "Als Antwort auf das wachsende Interesse unserer Kunden an digitalen Währungen, suchen wir nach Wegen, wie wir diese am besten bedienen könne", so eine Sprecherin des Konzerns im Bericht des WSJ.

USA Zentrale von Goldman Sachs in New York
Die Zentrale von Goldman Sachs in New York - arbeitet hier bald eine Einheit mit Bitcoin und Co?Bild: Getty Images/S. Platt

Bislang mischen Großbanken wie JPMorgan Chase oder Goldman Sachs nur am Rande bei Experimenten mit Bitcoins mit. Sollte nun aber ein großer Wall-Street-Akteur offiziell in den Handel mit Digitalwährungen einsteigen, könnte dies dem Kryptogeld von der Nische in den Mainstream helfen. Trotz steigender Popularität kämpft etwa der Bitcoin weiter mit Imageproblemen, weil er sich wegen hoher Anonymität gut für illegale Geschäfte anbietet. Notenbanker und Ökonomen warnen zudem regelmäßig vor den heftigen Kursschwankungen und vermeintlichen Spekulationsblasen.

Bicoin, was?

Für Krypto-Währungen wie Bitcoin steht keine Regierung oder Zentralbank ein, daher wird ihr Kurs allein durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Geschaffen wird das Geld von Nutzern, deren Computer dafür komplexe Algorithmen berechnen. Auch wenn eine Bitcoin-Adresse noch nichts über den jeweiligen Nutzer aussagt, ist die Zahlung mit Bitcoin nicht vollständig anonym. Transaktionen lassen sich durchaus zurückverfolgen, weswegen es mittlerweile verschiedene Dienste zur besseren Anonymisierung gibt. Da die Datenbank von mehreren Rechnern verwaltet wird, gilt sie als nicht manipulierbar und transparent.

Enorme Schwankungen

Im Internet wird gern die Geschichte eines Programmierers erzählt, der 2010 erstmals zwei Pizzen für 10.000 Bitcoins gekauft hat. Heute wären die Pizzen fast 40 Millionen Dollar wert. Allein in diesem Jahr ist der Preis für einen Bitcoin um mehr als 300 Prozent gestiegen und hat dabei schon die 5000-Dollar-Marke durchbrochen.

Als Grund für die Rally wird oftmals Japan genannt. Dort wurde der Bitcoin Anfang April dieses Jahres zum offiziellen Zahlungsmittel neben dem Yen erklärt. Australischen Medien zufolge diskutiert Sydney ebenfalls darüber. Politische Unsicherheiten, Währungskrisen, das zunehmende Interesse auch institutioneller Investoren sowie die allgemeine Hoffnung auf Kursgewinne befeuern den Preis zusätzlich.

Doch wie fragil die Währung ist, zeigte sich jüngst nach der Ankündigung Chinas, die Börsengänge von Krypto-Währungen zu verbieten. Der Bitcoin-Kurs brach an der Börse BitPoint auf 3000 Dollar ein. Mittlerweile hat sich der Kurs etwas berappelt und liegt bei über 4000 Dollar. Der Plattform CoinMarketCap zufolge gibt es insgesamt rund 900 Cyber Währungen, deren Marktwert die 100 Milliarden übersteigt.

Warnungen vor einem möglichen Crash gibt es fast täglich. Oft wird auch der Vergleich zur Dotcom-Blase gezogen, die auch stark erwartungsgetrieben war. Zudem hat die Bundesbank Anleger im Mai wiederholt zur Vorsicht aufgerufen und die Kryptowährung als Spekulationsobjekt bezeichnet - ob es bei diesen negativen Einschätzungen bleibt, hängt auch damit zusammen, wie Großbanken den Handel mit den digitalen Währungen vorantreiben. 

nm/myk (dpa, rtr, WSJ)