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Ägypten und die Golfstaaten

Fouad El-Auwad25. August 2012

Die Beziehungen zwischen Ägypten und den Golfstaaten sind während des arabischen Frühlings merklich abgekühlt. Nun beginnen beide Seiten wieder mit vorsichtigen Annäherungsversuchen.

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Egypt's President Mohamed Mursi (L) prays at Al-Rawadeh close to the tomb of Prophet Mohammad during his visit to the Mosque of Prophet Mohammed in Madinah August 15, 2012. REUTERS/Saudi Press Agency/Handout (SAUDI ARABIA - Tags: POLITICS RELIGION) FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Mohamed Mursi Präsident Ägypten zu Besuch in Saudi-ArabienBild: Reuters

Die aktuelle Annäherung zwischen Kairo und den arabischen Golfstaaten ist Ausdruck eines Neuanfangs. Obwohl Ägypten fast immer gute Beziehungen zu den Golfstaaten gepflegt hat, durchlebte diese Beziehung auch immer wieder Phasen der Abkühlung. In den vergangenen sechs Jahren und insbesondere vor dem Arabischen Frühling waren zwei politische Achsen entstanden, nämlich Ägypten - Saudi-Arabien einerseits und Syrien-Katar andererseits. Nach dem Sturz von Muhammad Husni Mubarak verschoben sich diese Achsen, denn die Herrschenden im Katar begrüßten den Aufstand in Ägypten und in Syrien und unterstützten den Arabischen Frühling. Saudi-Arabien dagegen hielt Mubarak bis zum Schluss die Treue.

Tatsächlich werden die Beziehungen zwischen Ägypten und den Golfstaaten auf beiden Seiten von drei Aspekten bestimmt: der regionalpolitischen Konkurrenz zwischen Kairo und Riad, wirtschaftlichen Interessen und bündnispolitischen Interessen im Bezug auf den gesamten Nahen Osten.

Gegenseitiges Miss- oder Vertrauen?

Wie werden sich die Beziehungen zwischen Ägypten und den Golfstaaten weiterentwickeln? Die Muslimbruderschaft in Ägypten kooperiert mit anderen Muslimbruderschaften in den arabischen und islamischen Staaten der Welt. Diese haben Ambitionen, die politische Macht in den jeweiligen Ländern zu übernehmen, was wiederum die Herrscher der Golfstaaten, insbesondere in Saudi-Arabien, verunsichert.

Egypt's president-elect Mohamed Mursi (R) attends Friday prayer at al-Azhar mosque in the old quarter of Cairo June 29, 2012. Muslim Brotherhood supporters flocked to Cairo's Tahrir Square on Friday to hear Mursi speak on the eve of his inauguration as Egypt's first Islamist, civilian president. REUTERS/Egyptian Presidency/Handout (EGYPT - Tags: POLITICS RELIGION) FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Mursi beim Gebet mit der MuslembrüderschaftBild: Reuters

"Nach dem Sturz Mubaraks war der Führung in den Golfstaaten nicht klar, welche politische Alternative an die Macht kommen könnte. Dass diese Alternative eine islamische Bewegung war, verunsicherte sie", erläutert Abdul Khaleq Abdullah, Professor für Politikwissenschaft an der Universität der Vereinigten Arabischen Emirate in al-Ain, die Haltung der Golfstaaten nach der Revolution in Ägypten. Darüber hinaus sei unklar gewesen, welche politische Richtung sei einschlagen würden. "Deswegen erlebte die Beziehung anfangs einige Turbulenzen."

Muhammad Abdul Kader, Forscher am Al-Ahram Zentrum für politische und strategische Studien, prophezeit: "Weil einige Golfstaaten den Aufstieg der Muslimbruderschaft in Ägypten fürchten, denke ich, dass die Beziehungen zuerst einige Spannungen erleben werden und erst später stabiler werden."

Muslimbrüder wollen stabile Wirtschaft

Ihre Hauptaufgabe sehen die Muslimbrüder in Ägypten darin die wirtschaftliche Lage Ägyptens zu stabilisieren. Ihr politisches Können wird unter anderem an der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes gemessen werden. Angesichts der schlechten Wirtschaftslage dürfte die ägyptische Führung wohl kein Interesse daran haben, die Führung der Golfstaaten zu verärgern.

Saudi Arabia's King Abdullah (R) speaks with Egypt's President Mohamed Mursi at the opening ceremony of the Organisation of Islamic Conference (OIC) summit in Mecca August 14, 2012. REUTERS/Saudi Press Agency/Handout (SAUDI ARABIA - Tags: POLITICS ROYALS) FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Mohamed Mursi mit König Abdullah von Saudi-ArabienBild: Reuters

Ägypten braucht die finanzielle Unterstützung der Golfstaaten und die Golfstaaten brauchen als Gegenleistung eine Garantie von Ägypten, dass die Revolution sie nicht erreichen wird. "Die Aussage des Präsidenten Mursi, dass Ägypten keine Ambitionen hat, die Revolution in die arabischen Länder zu exportieren, war beruhigend für einige Golfstaaten, insbesondere für die Vereinigten Arabischen Emirate und für Saudi-Arabien“, so Muhammad Abdul Kader.

Nur ein politisch und wirtschaftlich stabiles Ägypten könne die arabische Welt stärken, lautete seit jeher der Standpunkt arabischer Politiker. Verschiedene Versuche, dies zu erreichen, wurden unternommen. Katar sagte dementsprechend 2012 eine finanzielle Hilfe von zwei Milliarden Dollar zu. Saudi-Arabien hatte zuvor Direkthilfen im Wert von 2,7 Milliarden Dollar zugesagt.

Iran und sein ägyptischer Brüderbund

Irans Versuche, Ägyptens Führung im Namen der gemeinsamen religiösen und politischen Interessen zu gewinnen, hatten die Golfstaaten verärgert. Doch Ägyptens Annäherung an den Iran war nur von kurzer Dauer, denn die politische Tradition Ägyptens bestimmt seit jeher der politischen Kurs zu den Golfstaaten, insbesondere zu Saudi-Arabien. Ägypten hat sich immer als Verbündeter der Golfstaaten gesehen, nicht des Iran. Professor Abdul Khaleq Abdullah erklärt: "Ägyptens Beziehungen zu den Golfstaaten sind historisch tief verankert, vor allem die Beziehungen Ägyptens zu Saudi-Arabien, zu den Vereinigten Arabischen Emiraten und zu den anderen arabischen Golfstaaten. So war es vor dem Beginn der Revolution und so bleibt es auch in der Zukunft.“

Symbolbild Combo Flaggen Iran Ägypten DW-Grafik: Olof Pock
Annäherung nur von kurzer Dauer: Iran und Ägypten

Außerdem betrachtet man die guten Beziehungen zwischen Ägypten und den Golfstaaten als willkommenen Anlass um die Annäherung Irans an Ägypten zu bremsen. Professor Abdul Khaleq Abdullah bestätigt: „Die Golfstaaten betrachten den Iran als einen schwierigen Nachbarn. Wir leben in der Nähe dieses Staates und müssen seine Provokationen hinnehmen. Wir betrachten Iran als Quelle der Instabilität in der Region.“