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Goliath Sevilla gegen David Dnjepr

Andreas Sten-Ziemons (mit sid, dpa)26. Mai 2015

Titelverteidiger FC Sevilla geht als klarer Favorit ins Finale der Europa League gegen Dnjepr Dnjepropetrowsk. Doch auch die Ukrainer sind gefährlich, schließlich haben sie eine besondere Motivation.

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FC Sevilla Jose Antonio Reyes
Bild: Cristina Quicler/AFP/Getty Images

Der Favorit plant den historischen Coup, der Außenseiter einen Moment der Freude für die kriegsgeplagte Heimat: Beim Europa-League-Finale am Mittwoch (20.45 Uhr MESZ) in Warschau zwischen Titelverteidiger FC Sevilla und Überraschungsteam Dnjepr Dnjepropetrowsk prallen nicht nur sportlich zwei Welten aufeinander. Sevilla würde mit einem vierten Triumph im vierten Endspiel des zweitbedeutendsten Europacup-Wettbewerbs zum alleinigen Rekordsieger aufsteigen. "Wir können Geschichte schreiben", sagte Sevillas Trainer Unai Emery: "Es sollte sich nicht wie Druck anfühlen oder uns daran hindern, unseren Plan durchzuziehen. Es soll Motivation sein, dass wir den Traum wahr werden lassen." Schon 2007 hatte der andalusische Club den Titel erfolgreich verteidigen können.

Dnjepropetrowsk steht dagegen erstmals in einem Europacup-Endspiel. Der vom milliardenschweren Oligarchen Igor Kolomojskij geführte Club hat im Halbfinale immerhin Wolfsburg-Bezwinger SSC Neapel ausgeschaltet. Die Profis um die Schlüsselspieler Jewhen Konopljanka und Ruslan Rotan wissen, dass sie sich mit einem Finalsieg in ihrer Heimat "unsterblich" machen und ihre Landsleute zumindest etwas von den militärischen Kämpfen in der Ostukraine und der politischen Krise ablenken können.

Viele Fans reisen mit dem Auto zum Finale nach Warschau, in der Heimat gibt es an vielen Orten Public Viewing. "Wir wollen ein gutes Resultat. Egal, ob das Spiel 90 oder 120 Minuten dauert - das Wichtigste ist, unseren Fans und der ganzen Ukraine positive Gefühle zu bereiten", sagte Kapitän Rotan vor dem Finale. Wegen der Gefechte gegen prorussische Separatisten im Osten des Landes trug der Verein seine Europacup-Heimspiele in der Hauptstadt Kiew aus. Kampfgeist zeichnet die Mannschaft aus, die im Wettbewerb mit Abstand die meisten Gelben Karten (51) sammelte.

FK Dnipro Dnipropetrowsk, Jubel nach dem Sieg gegen Neapel (Foto: GENYA SAVILOV/AFP/Getty Images)
Der Halbfinalsieg gegen Neapel löste bei Dnjepr Euphorie ausBild: Getty Images/AFP/G. Savilov

Trophäe, Preisgeld und die Königsklasse

Die Buchmacher und Experten sehen die Spanier aber in der Favoritenrolle. In 14 Europa-League-Spielen kassierte Sevilla nur eine Niederlage, auch Borussia Mönchengladbach musste sich in der Zwischenrunde der Spielstärke des Tabellenfünften der Primera Division geschlagen geben. Der Kader um Top-Torjäger Carlos Bacca und Abräumer Stephane Mbia weist nicht nur eine höhere Qualität, sondern auch eine deutlich größere Erfahrung auf.

Was Sevilla aber warnen sollte: Immer wenn ein ukrainischer Club in einem Europacup-Endspiel stand, hat er auch den Titel geholt. Dynamo Kiew gewann zweimal den Pokalsieger-Wettbewerb (1975 und 1986), Schachtjor Donezk vor sechs Jahren den UEFA-Cup im Finale gegen Werder Bremen.

Auf dem Spiel steht aber nicht nur der Silberpokal und die Siegprämie von fünf Millionen Euro, sondern auch das automatische Startrecht für die kommende Saison in der Champions League. Dieses Ziel hat Sevilla in der Primera Division knapp verpasst, auch Dnjepr hat in der heimischen Liga einen Spieltag vor Saisonende kaum noch Chancen auf die Königsklasse.