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Die intelligenten Telefone

14. Februar 2011

Smartphones sorgen für einen neuen Wachstumsschub in der Handybranche. Auf dem Mobile World Congress in Barcelona zeigt sich: Einige Hersteller haben den Zug verpasst, während Google immer mächtiger wird.

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Das neue mobile Phone "Xperia play" von Sony Ericcson (Foto: dapd)
Mit dem Smartphone von SonyEricsson läßt sich eine Spielekonsole bedienenBild: dapd

Früher konnte man mit einem Handy einfach nur telefonieren. Dann ersetzte das Handy den MP3-Player, das Radio, die Fotokamera und den Camcorder. Mit jeder Generation wurden die Geräte kleiner, filigraner, die Funktionen ausgereifter. Doch irgendwann drohte - vor allem in den Industrieländern - eine Marktsättigung, denn mehr als zwei Handys braucht der Mensch vermutlich nicht. Trotzdem werden in diesem Jahr weltweit rund 1,4 Milliarden neue Handys abgesetzt, schätzt die europäische Informationstechnik-Organisation EITO - ein sattes Plus von gut 8,5 Prozent.

Infografik Vergleich Verkauf von Apps 2009-2010 (DW)
Inzwischen gilt das Angebot an Apps als entscheidend für den Erfolg einer Smartphone-Plattform.

Die Schlüsselwörter für diesen neuen Wachstumsschub heißen Smartphones und mobiles Internet. Smartphones, die intelligenten Telefone, verdrängen zunehmend das konventionelle Handy. Sie sind zu Minicomputern mutiert, die mit Gigahertz-Prozessoren befeuert werden, große, berührungsempfindliche Farb-Displays besitzen und vor allem eines können: Sich immer und überall mit dem Internet verbinden. So kann man unterwegs seine E-Mails abrufen, Nachrichten und Staumeldungen empfangen, Videos gucken oder sich erklären lassen, wo man sich gerade befindet und welche Sehenswürdigkeiten oder Einkaufsmöglichkeiten es dort gibt.

Rasantes Wachstum

Ein HTC Desire Smartphone (Foto: dpa)
Das HTC Desire Smartphone läuft mit dem Android-BetriebssystemBild: picture alliance/dpa

Die neueste Generation dieser Smartphones ist auf dem Mobile World Congress in Barcelona zu bewundern, auf dem rund 1.300 Aussteller an die 50.000 Fachbesucher erwarten. Der Markt ist riesig und wächst rasant: Allein in Deutschland werden in diesem Jahr zehn Millionen Smartphones verkauft, schätzt der IT-Branchenverband BITKOM - ein Plus von über 36 Prozent. Noch ist ein Smartphone nur in jedem vierten deutschen Haushalt anzutreffen, doch mehr als jedes dritte in diesem Jahr verkaufte Handy dürfte inzwischen ein Smartphone-Handy sein, schätzt der BITKOM-Verband.

Auf dem weltweiten Handymarkt kämpfen die üblichen Verdächtigen um die Vorherrschaft - wobei die Smartphones die Rangfolge unter den Platzhirschen kräftig durcheinanderwirbeln. Nokia verkauft zwar immer noch die meisten Handys, hat aber bei den Smartphones drastisch an Boden verloren. Die koreanischen Hersteller Samsung und LG rangieren auf Platz zwei und drei, auf Platz vier folgt Research in Motion mit seinen klassischen Blackberrys. Doch erstmals ist jetzt ein Branchenfremder unter die Top-Five gerückt: Der kalifornische Computerkonzern Apple hat im vergangenen Jahr über 46 Millionen iPhones verkauft.

Kampf der Betriebssysteme

Apple iPhone 4 (Foto: AP)
Apple ist unter die Top-Five gerücktBild: AP

Hier auf dem Mobile Congress in Barcelona schält sich immer deutlicher heraus: Über den Verkaufserfolg und die Marktanteile entscheiden nicht mehr das Aussehen, das Gewicht und die Haptik der Smartphones. Was können sie, wie leicht sind sie zu bedienen - das will der Kunde wissen. Und das hängt entscheidend davon ab, mit welchem Betriebssystem die kleinen Telefon-Computer betrieben werden.

Auch hier hat Nokias Betriebssystem Symbian entscheidenden Boden verloren. Apples iOS läuft zwar nur auf dem iPhone, ist aber kinderleicht zu bedienen. Vor allem aber: Der iPhone-Besitzer kann sich inzwischen bei Apple rund 300.000 verschiedene Mini-Programme herunterladen, die zwischen Null Cent und einigen wenigen Euros kosten. Genau diese Eigenschaften - kinderleichte Bedienung und eine riesige Auswahl an Apps, macht sich ein Branchenfremder zunutze, um den gesamten Markt aufzurollen. Der Internet-Konzern Google hat mit seinem Android das Betriebssystem Symbian des Marktführers Nokia überrollt. Denn es ist ein offenes Betriebssystem, das jeder Hardware-Hersteller verwenden und nach seinem Gusto abwandeln kann. Für Android gibt es inzwischen fast ebenso viel Apps wie für das iPhone, und Google selbst steuert eine Menge bei.

Der Gewinner heißt Google

Android-Logo von Google
Grüne Männchen überall: Android von Google

So hat der Konzern das bekannte Google Maps zu einem fast vollwertigen Navigationssystem fürs Handy ausgebaut, inklusive akustischer Routenführung, und das alles kostenlos. Das hat den finnischen Hersteller Nokia gezwungen, sein Navigationssystem Ovi Karten ebenfalls kostenlos anzubieten - obwohl die Finnen gerade eine milliardenschwere Übernahme des Navigationsspezialisten Navteq abgeschlossen haben.

Googles Android überrollt den Markt - da hat auch das Betriebssystem Windows Phone 7 von Microsoft kaum noch Chancen. Kurz vor dem Mobile Congress hatten Microsoft und Nokia zwar eine neue Allianz verkündet, doch hier in Barcelona schmunzelt man über die Heirat zweier Fußkranker. Der Kampf scheint entschieden zugunsten von Google. So schlägt Google zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn wer Googles Android benutzt, liefert dem Internet-Riesen fleißig neue Daten. Und auch bei den Apps verdient Google mit: Rund 15 Milliarden Dollar inklusive Werbeeinnahmen bei kostenlosen Apps werden in diesem Jahr in App-Stores umgesetzt, schätzen Analysten des Marktforschers Gartner.

Autor: Rolf Wenkel, Barcelona
Redaktion: Monika Lohmüller