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"Gorch Fock" auf dem Weg nach Hause

31. Januar 2011

Die "Gorch Fock" hat sich auf den Heimweg gemacht. Nach den Berichten über skandalöse Umstände an Bord nach dem Tod einer Offiziersanwärterin war der Kommandant des Schiffes suspendiert worden. Er ist von Bord gegangen.

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Die "Gorch Fock" (Foto: dapd)
Das Segelschulschiff "Gorch Fock"Bild: dapd

Am Sonntag (30.01.2011) hat die Besatzung des Segelschulschiffs "Gorch Fock" den Anker gelichtet und sich auf die dreimonatige Rückreise nach Deutschland gemacht. Unter dem Befehl des kurzfristig eingeflogenen Kommandanten Michael Brühn legte das Schiff im Hafen der argentinischen Stadt Ushuaia ab. Mit an Bord sind die Ermittler einer Untersuchungskommission. Sie sollen die Berichte über Missstände bei der Ausbildung und Schikane-Vorwürfe von Offiziersanwärtern gegen die Stammbesatzung untersuchen. Die "Gorch Fock" wird Ende April zurück im Heimathafen Kiel erwartet.

Der Kommandant ging von Bord

Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hatte die Heimkehr der "Gorch Fock" angeordnet. In Ushuaia war der von Guttenberg suspendierte bisherige Kommandant Norbert Schatz kurz vor dem Ablegen mit militärischen Ehren verabschiedet worden. Schatz genoss bei der Stammbesatzung hohes Ansehen. Er wird in den nächsten Tagen in Deutschland zurückerwartet. Der Marineoffizier erwägt nach Medienberichten juristische Schritte gegen seine Suspendierung.

Archivbild von Norbert Schatz (Foto: picture alliance/dpa)
Vor der Abfahrt ging er von Bord: der suspendierte Kommandant Norbert SchatzBild: picture-alliance/dpa

An Bord der "Gorch Fock" war im November eine Offiziersanwärterin nach dem Sturz aus der Takelage gestorben. Außerdem sollen junge Offiziersanwärter von Mitgliedern der Stammbesatzung drangsaliert und übermäßig unter Druck gesetzt worden sein.

In der Heimat gab es weitere Vorwürfe gegen die Besatzung. Bei Befragungen von Offiziersanwärtern in der Marineschule Flensburg-Mürwik sammelte ein Ermittlerteam nach Medienberichten weitere belastende Zeugenaussagen. Danach wurde laut «Bild»-Zeitung eine Kadettin schikaniert, bis sie weinend zusammenbrach. Ein Offiziersanwärter beklagte sich beim Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus demnach darüber, dass er trotz massiver Höhenangst habe in die Wanten steigen müssen.

Verteidigungsminister zu Guttenberg (Foto: dapd)
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg steht in der KritikBild: dapd

Die Stammbesatzung hat die Vorwürfe in einem offenen Brief an Verteidigungsminister Guttenberg (CSU) zurückgewiesen und als "Rufmord" bezeichnet. In dem am Wochenende bekanntgewordenen Schreiben heißt es: "Wir, die Stammbesatzung der 'Gorch Fock', fühlen uns sehr alleine gelassen." Gefehlt habe "der Rückhalt unserer übergeordneten Dienststellen". Die Suspendierung von Schatz wird als "Abservierung" kritisiert. Der Verteidigungsminister ist wegens seines Vorgehens politisch unter Druck geraten.

Autor: Marko Langer (dpa, afp)
Redaktion: Michael Wehling