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Serie «Treffpunkt Olympia»: Teil 1

Benjamin Wüst 2. August 2008

Über drei Millionen Autos und eine boomende Industrie – Peking gehört zu den am stärksten verschmutzten Städten der Welt. Die Olympischen Spiele sollten „grüne Spiele“ werden. War das nur ein haltloses Versprechen?

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Zwei Hochhäuser am 27.07.2008 im Pekinger Dunst . (Foto: Gero Breloer dpa +++(c) dpa - Report)
Dicke Luft in PekingBild: picture-alliance/ dpa

Es herrscht dicke Luft in Peking. Manchmal hat es den Anschein als gäbe es gar keinen Himmel, keinen Horizont. Alles ist grau. Obwohl Peking in den letzten zehn Jahren über 17 Milliarden Dollar für den Umweltschutz ausgegeben hat, gehört die Stadt weiterhin zu den am stärksten belasteten der Welt. Der Smog ist neben dem Tibetkonflikt das größte Problem der Chinesen vor den Olympischen Spielen.

„Beijing liegt im Kesselboden. Vom Norden, Osten und Westen haben wir Berge, so wie in Stuttgart. Wir haben hier eine Invasionslage, dass heißt sehr viel Nebel. Wir haben eine ungünstige geographische Lage“, erklärt der Energieexperte der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) Xu Zhijong.


1000 neue Autos pro Tag

Für die schlechte Luft ist mehr als nur eine unglückliche geographische Lage Pekings verantwortlich. Den wohl größten Beitrag leistet der Verkehr: In Peking bewegen sich 3,3 Millionen Autos. Jeden Tag werden rund 1000 neue Fahrzeuge angemeldet. Auch die Industrie, vor allem die Kohleverbrennung, verpestet die Luft. Der Preis für den Aufschwung.

Dichter Straßenverkehr unter der Pekinger Dunsthaube. (AP Photo/Andy Wong)
Rush-Hour auf Pekinger MagistralenBild: AP

Als Peking 2001 den Olympia-Zuschlag bekam versprachen die Verantwortlichen „grüne Spiele“. Und grün ist Peking tatsächlich geworden. Die ganze Stadt wurde bepflanzt, auch die Luft ist besser geworden, meint zumindest der Pressesprecher des Olympischen Organisationskomitees Sun Weide: „1998, als wir angefangen haben hier in Peking die Luftqualität zu überprüfen, hatten wir lediglich 100 Tage mit blauem Himmel. Letztes Jahr hatten wir schon 206 solcher Tage. Es tut sich viel. China ist ein sich schnell entwickelndes Land. Ich denke es ist eine echte Herausforderung die Luftverschmutzung unter Kontrolle zu bringen.


Fahrverbot während der Spiele

Um zumindest während der Spiele frei atmen zu können, hat die Regierung sich einiges einfallen lassen. Erd- und Betonarbeiten werden während der Wettkämpfe eingestellt, Industriebetriebe, die die Luft besonders stark verschmutzen, müssen ihre Emissionen um 30 Prozent senken und eine Millionen Autos werden von der Straße geholt.

Je nach Nummernschild dürfen Autos nur an geradem oder ungeradem Datum fahren. Außerdem wurden vier neue U-Bahn-Linien gebaut. „Die Leute, die draußen auf dem Land wohnen, fahren mit ihrem Auto zur U-Bahnstation, steigen auf die U-Bahn um, kommen in die Stadt rein und fahren mit Fahrrädern weiter zur Arbeit“, berichtet GTZ-Experte Xu. Peking putzt sich heraus, Kritiker befürchten allerdings, dass nach dem Sportevent alles so wird wie früher.


Trend zum Umweltschutz

Verkehrspolizisten kontrollieren Fahrverbot (AP Photo/Andy Wong)
VerkehrskontrolleBild: AP

Diese Sorge teilt auch der chinesische Greenpeace-Chef Los Sze Ping. „Unser Fokus liegt nicht darauf, ob das Olympische Dorf grün ist oder nicht. Wir wollen langfristige Auswirkungen, über die Olympischen Spiele und über Peking hinaus. Die Politik und die neuen Technologien, die hier demonstriert werden, müssen auch weiterhin eine Chance haben. Was wir sehen wollen sind langfristige Maßnahmen, die substantielle Auswirkungen auf die Umwelt in Peking und auch auf ganz China haben“.

Die Gesetze dafür sind da. China hat in den letzten Jahren und Monaten reihenweise Umweltgesetze beschlossen – es hält sich nur kaum jemand daran. Xu sieht einen positiven Trend, der durch die Olympischen Spiele beschleunigt wird. „ Wenn es keine Olympischen Spiele gäbe, würde es vielleicht etwas länger dauern, bis die Luft besser wird. Diese Maßnahmen gehören zu den rechtlichen Auflagen, die jede Firma und jedes Institut durchführen muss. Das ist eine nachhaltige Entwicklung nicht nur der Wirtschaft, sondern auch der Lebensqualität“.