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Lithium-Abbau in Bolivien

17. August 2015

Nach langer Skepsis von Seiten der Bolivianer ist nun der Weg für die Lithium-Förderung am Salzsee Uyuni frei. Den Zuschlag hat das deutsche Unternehmen K-Utec erhalten. Alles darf aber nicht gefördert werden.

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Lithium in Südamerika
Bild: Robert Sieland

Bolivien will mit deutscher Hilfe Lithium im großen Stil am Salzsee von Uyuni fördern - hier werden die weltweit größten Vorkommen vermutet. Das Thüringer Unternehmen K-Utec soll eine große Förderanlage planen, die Lithium-Karbonat für Elektroauto-Batterien liefern soll. Die Verträge wurden am Sonntag im Beisein von Präsident Evo Morales in Uyuni feierlich unterzeichnet. Vorstandschef Heiner Marx sagte der Deutschen Presse-Agentur, es gehe zunächst um ein Volumen von 4,5 Millionen Euro für die Planung der Anlage, mit der pro Jahr 30.000 Tonnen Lithium-Karbonat gewonnen werden sollen.

Der Salzsee ist 10.582 Quadratkilometer groß. In Erwartung einer deutlichen Zunahme der Nachfrage nach Elektroautos liegt hier großes ökonomisches Potenzial, der Preis für Lithium-Karbonat ist seit 2005 von rund 2500 US-Dollar auf 6400 US-Dollar (5747 Euro) gestiegen. Die bolivianische Regierung will mindestens 600 Millionen Dollar (538 Millionen Euro) in Uyuni investieren.

Das Ja zur Förderung kam nach langem Zögern

Morales sah eine Förderung, die nur mit ausländischem Know-How möglich ist, lange skeptisch. Indigene Gruppen warnten vor einer Ausbeutung wie bei den Silbervorkommen von Potosí in der Kolonialzeit durch die Spanier. Die wurden reich, während die Indios zu Hunderttausenden in den Silberminen starben.

Zudem ist der Salar einer der größten Touristenattraktionen - aber die Förderung soll nur auf einem Bruchteil des Salzsees erfolgen, der 3650 Meter hoch liegt.

"Für uns ist das ein großer Auftrag", sagte Marx. Mit der Hoch- und Tiefbauplanung würden in den nächsten 13 bis 15 Monaten 40 bis 50 Ingenieure beschäftigt sein, in einem Jahr soll die Planung vollendet sein. Das Unternehmen, das weltweit für die salzverarbeitende Industrie Projekte plant, soll auch die Unterlagen für die Ausschreibung zum Bau der Anlage erstellen. K-Utec aus dem thüringischen Sondershausen ist einer der "hidden Champions" des deutschen Mittelstandes. Es ist die private Nachfolgegesellschaft des früheren DDR-Kali-Forschungsinstituts.

Leichtmetall - heiß begehrt

Die größten wirtschaftlich gewinnbaren Reserven an Lithium liegen laut der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in Chile, China und Australien, meist auch in Salzablagerungen. Der Geologische Dienst der USA schätzt diese Reserven derzeit weltweit auf 13,5 Millionen Tonnen Lithium. "Bei einer aktuellen Produktion von mindestens 36.000 Tonnen im Jahr reichen die Vorräte ohne weitere Erkundungsmaßnahmen für mehrere Hundert Jahre", betont Andreas Beuge von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe.

Aber die Lithium-Ressourcen insgesamt sind viel höher, allein in Bolivien sollen sie sich auf bis zu neun Millionen Tonnen belaufen. Doch das meiste soll in der Erde bleiben; und über die Förderung will Bolivien die Kontrolle behalten. Denn auch Morales weiß um das alte Trauma. "Kein zweites Potosí", heißt es bei indigenen Gruppen.

Lithium in Bolivien
Nur nicht wieder vom Ausland ausgebeutet werden...Bild: Andrea Schwarzkopf

Das silberweiße Lithium, ein weiches Leichtmetall, findet sehr breite Verwendung, vor allem für leistungsfähige Batterien in der Elektronik und für Elektroautos, aber auch für leichte Aluminiumlegierungen in der Luft- und Raumfahrt sowie als Neutronen-Abschirmung und Brennstoff in der Kerntechnik. Die Gewinnung erfordert mehrere Schritte, weil das Leichtmetall im Boden nur gebunden vorkommt. Die lithiumhaltigen Minerale müssen durch chemische Prozesse aufgeschlossen und in Lithiumchlorid umgewandelt werden, woraus dann per Elektrolyse das Leichtmetall gewonnen werden kann. Die Nachfrage legt stetig zu, wegen des Bedarfs für Batterien.

iw/ul (dpa)