1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Herodes-Grab gefunden

8. Mai 2007

Israelische Archäologen glauben, nach jahrzehntelanger Suche in der Nähe von Jerusalem das Grab von König Herodes entdeckt zu haben - dort, wo es schon immer vermutet wurde.

https://p.dw.com/p/APb1
Die Anlage Herodium, Quelle: AP
Die Anlage HerodiumBild: picture-alliance/ dpa

Die Stätte liege im nordöstlichen Teil des Festungspalastes Herodium auf einem flachen Hügel in Sichtweite von Jerusalem, sagte der Forschungsleiter Ehud Netzer von der Hebräischen Universität Jerusalem am Dienstag (8.5.) vor Journalisten.

Der Entdecker: Ehud Netzer. Quelle: AP
Der Entdecker: Ehud NetzerBild: picture-alliance/ dpa

Sein Ausgrabungsteam habe dort Teile eines Kalkstein-Sarkophags gefunden, sagte Netzer auf der Pressekonferenz in Jerusalem. Sowohl der Standort als auch die Verzierungen des Sarkophags seien außergewöhnlich und deuteten darauf hin, dass es sich um den Steinsarg des Herodes handle, sagte Netzer. Menschliche Knochen seien aber nicht entdeckt worden.

Zeuge Flavius Josephus

Die Wissenschaftler stützen sich auf die Rekonstruktion des Beerdigungszuges und den Fund von Teilen eines Sarkophages. Herodes errichtete auf dem Hügel, der von Südjerusalem aus zu sehen ist, einst zwei Palastanlagen - dazwischen wurde jetzt seine Grabstätte gefunden. Es wurde schon immer angenommen, dass Herodes dort beigesetzt wurde. Grundlage ist ein Bericht des jüdischen Geschichtsschreibers Flavius Josephus, der im ersten nachchristlichen Jahrhundert die Prozession zur Beisetzung von Herodes beschrieb.

Netzer, der als Herodes-Experte gilt, hat seit 1972 in der Festung Herodium nach der Ruhestätte des Herodes gegraben. Bisherige Grabungen erbrachten aber keinen Hinweis auf die Grabstätte. Der König hatte den Palast vor mehr als 2000 Jahren rund 12 Kilometer südlich von Jerusalem anlegen lassen.

Der legendäre König der Juden

Der Name Herodes ist sowohl mit dem Bericht des Neuen Testaments über den Kindermord von Bethlehem als auch mit dem Ausbau des Tempels von Jerusalem verbunden. Herodes wurde etwa 73 v. Chr. geboren und starb im März des Jahres 4 v. Chr. - also bald nach dem historischen Datum der Geburt Jesu. Um das Jahr 40 herum wurde er unter römischer Oberherrschaft jüdischer König. Er nutzte seine Regierungszeit für umfangreiche Baumaßnahmen. Jerusalem wurde unter Herodes zur prächtigen
Residenz ausgebaut. So gehen die Mauer um das alte Jerusalem, die heute noch zu sehen ist, und die Festung Masada auf seine Bautätigkeit zurück.

Herodes ließ nach biblischer Überlieferung im Matthäus-Evangelium nach der Geburt Jesu aus Angst vor einem Konkurrenten, den der Prophet Micha im Alten Testament als Messias angekündigt hatte, alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren in Bethlehem töten. Das veranlasste der Schrift zufolge Josef und Maria, mit dem Jesuskind nach Ägypten zu fliehen, um dem Mord zu entgehen. Der Kindermord von Bethlehem konnte historisch aber nicht nachgewiesen werden. (sams)