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Banksy eröffnet Dismaland

Suzanne Cords22. August 2015

Der Freizeitpark "Dismaland" im englischen Badeort Weston-super-Mare ist eine Parodie auf Disneyland. Mit seinem neuesten Kunstprojekt will der britische Streetart-Künstler Banksy vor allem eines: provozieren.

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Dismaland (Foto: picture alliance)
Bild: picture-alliance/dpa/C. Hayhurst

Es gibt ein Märchenschloss, ein Karussell und ein Riesenrad, alles Attraktionen, die Kinderherzen höher schlagen lassen. Aber sie dürfen nicht rein ins Dismaland. "Der Park ist nicht familientauglich", hatte sein Schöpfer Banksy schon im Vorfeld klargestellt. Er entstand in einem verfallenen Schwimmbad direkt am Meer. "Ich habe das 'Tropicana' als Kind geliebt, deswegen ist es eine echte Ehre, die Türen wieder öffnen zu können", so der Künstler.

Dismaland: Gegenmodell zu Disneyland

Fünf Wochen lang, bis zum 27. September, öffnet das Dismaland seine Pforten. Doch die Besucher erwartet keine auf Hochglanz polierte heile Welt, sondern das genaue Gegenteil. "Dismal" bedeutet auf Deutsch "trostlos". Der neue Freizeitpark entpuppt sich als Parodie auf Disneyland. "Man könnte sagen, es ist ein Themenpark, dessen großes Thema ist: Themenparks sollten größere Themen haben", wird Banksy vom Nachrichtensender BBC zitiert.

Viele Anspielungen und Verweise

Jede Märchenprinzessin würde sich in seinem Park mit Grausen von dem furchteinflößenden grauen Schloss abwenden, zumal im See davor auch noch ein halbversunkener Polizeibus liegt. Ein paar Schritte weiter wird eine Frau auf einer Bank von Möwen attackiert: möglicherweise eine Hommage an Hitchcocks Meisterwerk "Die Vögel", vielleicht aber auch eine Anspielung auf die Möwenplage, die England derzeit heimsucht. Auf einem in leuchtend bunten Farben bemalten Pferde-Karussell sitzt ein Mann in Schlachter-Kleidung auf Lasagne-Kartons. Erinnerungen an den Pferdefleischskandal in Europa im Jahr 2013 werden wach. Damals wurde in Tiefkühl-Lasagne nicht deklariertes Pferdefleisch entdeckt. Dann gibt es da noch den Wal, der aus einer Kloschüssel springt, einen Atompilz und die Skulptur eines Flüchtlingsboots. Banksy wird seinem Ruf als Provokateur wieder mal gerecht.

Ein Mann in Schlachterkleidung sitzt auf einem Karussell (Foto: picture alliance)
Ungewohnter Fahrgast auf dem KarussellBild: picture-alliance/dpa/Yui Mok

Wer versteckt sich hinter Banksy?

Der Streetart-Künstler ist zwar international bekannt, doch seine wahre Identität ist noch immer geheim. Manche meinen, hinter dem Namen verberge sich ein Künstlerkollektiv, doch die These ist nicht belegt. Wahrscheinlicher ist, dass Banksy aus Bristol stammt. Hier besprühte er schon als Jugendlicher zahlreiche Wände mit seinen Graffitis; damals allerdings war ihm die Polizei auf den Fersen. Erst in den 1990ern wurde die Kunstwelt auf ihn aufmerksam. Die ersten Bilder gingen für 50 Pfund weg, erzählte sein damaliger Galerist Steve Lazarides der "Süddeutschen Zeitung". Heute werden sie schon mal um eine halbe Million Pfund taxiert.

Hohe Summen für einen echten Banksy

Der geheimnisumwitterte Künstler schmuggelte seine sozialkritischen Werke auch schon in Museen; unter anderem tauchten seine Werke plötzlich im Louvre oder der Tate Gallery of Modern Art in London auf. Damals ein Affront, heute reißen sich Museen und Sammler um einen echten Banksy. Einen Galeristen braucht er nicht, denn wann immer ein Banksy an einer Wand auftaucht, machen Medien die Öffentlichkeitsarbeit für ihn - wobei die Gefahr besteht, dass Vandalen das Mauerstück mit seiner Kunst herausreißen, um es meistbietend zu verkaufen. 2010 veröffentlichte das Time Magazin eine Liste der 100 einflussreichsten Leute weltweit: Neben Barack Obama, Steve Jobs und Lady Gaga fand sich auch Banksy wieder.

Projekt "Dismaland" war im Vorfeld streng geheim

Publicity für seine Person ist ihm zuwider - für seine Werke und seine gesellschaftskritische Botschaft allerdings nicht. Trotzdem gab er sich auch in Weston-super-Mare lange geheimnisvoll. Monatelang rätselte man dort, was sich denn hinter den Mauern des verfallenen Schwimmbads tat. Nur vier Personen im gesamten Stadtrat hätten im Vorfeld von der Aktion gewusst. Den Anwohnern habe man erzählt, dort werde ein Hollywood-Film gedreht, berichtete die BBC.

Graffiti: Kind hält einen Hammer (Foto: picture alliance)
Ein typischer Banksy ...Bild: picture-alliance/AA

Auch Damien Hirst und Jenny Holzer steuern Kunst bei

Erst wenige Tage vor der Eröffnung Dismalands wurde das Geheimnis um den "Freizeitpark" Dismaland gelüftet. Neben Banksys Arbeiten sollen auch Werke von knapp 60 weiteren Künstlern aus 17 Ländern zu sehen sein, darunter von Damien Hirst und Jenny Holzer. Ein Publikumsmagnet ist Dismaland schon. Die Nachfrage nach Eintrittskarten im Internet ist riesig.

Menschen sollen den Park beleben

Banksy, so heißt es, wünsche sich eine Interaktion der Besucher mit den Exponaten. "Der aus einer Toilettenschüssel springende Wal", so Banksy, "ist erst vollständig durch Menschen, die sich mit verblüfftem Gesichtsausdruck davor fotografieren".