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Grausames Mittel der Macht

Helle Jeppesen/pt26. Juni 2002

Trotz einer Konvention der Vereinten Nationen hat Folter in mindestens 111 Ländern Methode: der Staat, eigentlich für das Wohl seiner Bürger verantwortlich, wendet Folter und Misshandlungen als Machtmittel an.

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Kampf gegen die Folter

Folter ist Realität - weltweit. In mehr als 70 Ländern wird sie angewandt, um Geständnisse zu erpressen, Menschen zu bestrafen, zu erniedrigen und einzuschüchtern. Der internationale "Anti-Folter-Tag" (26.06.2002) will an diesen Misstand erinnern.

"Wenn Folter bewusst von einem Staat eingesetzt wird, ist sie ein politisches Mittel um die Macht zu halten. Auf dem individuellen Plan wird Folter auch eingesetzt um Informationen zu gewinnen, aber vor allem möchten solche Regimes eine abschreckende Wirkung erzielen" erklärt Jens Modvig, Generalsekretär des Internationalen Rehabilitations-Rats für Folteropfer (IRCT).

Gewaltsame Kontrolle

"Wenn das Leben eines Folteropfers zerstört wird, zeigt das ja auch allen anderen was mit denen passiert, die gegen die Machthaber opponieren. Nicht nur Oppositionsführer sind davon betroffen, auch deren Familien und Kinder. Und so kann eine Diktatur die Bevölkerung unter Kontrolle halten." Ein aktuelles Beispiel sind die Wahlen in Zimbabwe, wo Folter als Einschüchterungsmethode gegen Oppositionelle systematisch eingesetzt wurde.

Sammelstelle für Greueltaten

Bei IRCT in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen laufen Meldungen aus der ganzen Welt ein, werden Informationen eingesammelt und ausgewertet. Aber es ist schwierig, sich ein umfassendes Bild der Folter zu machen: "Wenn man die existierenden Berichte über Folter sieht, dann wird klar, dass sie alle auf Informationen über Einzelfälle aufgebaut sind. Der oder der war zu der und der Zeit dort in Haft und wurde so und so gefoltert", erläutert Modvig. Der Generalsekretär kritisiert, dass ein systematisches Wissen über Folter, die im Prinzip in allen Ländern der Welt fehle. Daher will er ein Informationsnetzwerk aufzubauen, um die Informationen in einem internationalen Netzwerk zu sammeln. "Damit wir handfeste Beweise über die Verbreitung der Folter bekommen", so Modvig.

Internationale Kooperationen

IRCT arbeitet nicht nur mit den eigenen Rehabilitionszentren in aller Welt zusammen, sondern auch mit Amnesty International, mit dem Internationalen Roten Kreuz und mit den NGO's (Nicht-Regierungsorganisationen), die sich in ihren Heimatländern gegen Folter und für die Menschenrechte einsetzten. Gemeinsames Ziel: Folter weltweit zu ahnden und die Henker vor ein Gericht zu stellen: "Wenn die Henker nicht befürchten müssen für ihre Taten bestraft zu werden, ist das ja ein Signal, dass Folter erlaubt ist. Deshalb ist die Arbeit gegen Straffreiheit ganz oben auf der Tagesordnung des IRCT.

Erste Hilfe

Die allermeisten Opfer von Folter bleiben in ihrer Heimat. Deshalb hat IRCT zusammen mit dem Rehabilitationszentrum für Folteropfer in Kopenhagen - das RCT - Behandlungszentren in manche der Folterländer eingerichtet. Die Erfahrungen der Ärzte, Psychologen und Therapeuten, die in Kopenhagen seit 1982 mit Folteropfern arbeiten, ist dabei das wichtigste Grundkapital der neuen Behandlungszentren.

Als internationales Zentrum geht es IRCT jedoch auch darum, Folter sozusagen "vor Ort" zu bekämpfen, den in manchen Ländern sei Folter so weit verbreitet, dass es nicht einmal als Folter wahrgenommen werde.

Deswegen gehe es Modwig und seiner Organisation um eine generelle Änderung hin zu einer "Menschenrechts-Kultur", die in diesen Ländern stattfinden müsse. Und hofft dabei auf eine Zusammenarbeit mit den Ländern: "Es gibt Regierungen, die Folter nicht länger decken wollen, und die erkannt haben, dass die Zukunft aktiv gestaltet werden muss. Das ist für uns natürlich eine Ermunterung, ein guter Start, aber die größte Arbeit steht uns noch bevor."