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Bulgarien Griechenland Investitionen

17. Oktober 2011

Die Zahl der griechischen Firmen in Bulgarien nehme zu, behaupten bulgarische Medien immer wieder. Verlassen tatsächlich immer mehr Griechen ihr sinkendes Schiff ins Nachbarland?

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Bulgarische Geldscheine(Foto: DW)
Bulgarische Leva werden für griechische Investoren immer attraktiverBild: picture-alliance / Lehtikuva

Nach einer Prognose des bulgarischen Handelsregisters erwartet man bis zum Ende des Jahres die Anmeldung weiterer 800 Gesellschaften mit griechischer Beteiligung. Die Chefin der Wirtschaftsabteilung der griechischen Botschaft in Sofia, Joanna Jannarou, betont, dass Bulgarien seit mindestens zehn Jahren ein echter Investitionshit unter den kleinen und mittleren Unternehmen aus Griechenland sei: "Der Investitionsanreiz Bulgariens erklärt sich hauptsächlich mit der in ganz Europa niedrigsten Körperschaftsteuer von zehn Prozent und dem vereinfachten Gründungsverfahren für neue Firmen", erklärt Jannarou. Außerdem, fügt sie hinzu, erhoffen sich einige größere Unternehmer aus Griechenland, über Bulgarien den Weg in weitere Auslandsmärkte zu finden.

Es wird immer wieder spekuliert, dass griechische Unternehmer in Bulgarien einfach Steuerflucht betreiben. Joanna Jannorou weist dies entschieden zurück. Das zeige sich besonders, wenn man den Umfang der Arbeitsplatz- und Kapitalverlagerung aus Griechenland nach Bulgarien betrachtet, sagt sie: "Der Anteil der griechischen Investitionen in Bulgarien beträgt knapp fünf Prozent der gesamten Auslandsanlagen Griechenlands." Neben den klassischen Investitionen im Handelsbereich und in der Bekleidungsbranche steige das Interesse der griechischen Unternehmer vor allem in den Bereichen der erneuerbaren Energien, der Landwirtschaft und teilweise im Tourismus.

Unzureichende Infrastruktur, schlechte Berufsausbildung

Bulgarien (DW-Grafik: Per Sander)

Aber die in ihrer Entwicklung zurückgebliebene Wirtschaft und die unterentwickelte Transport- und Technologieinfrastruktur in Bulgarien sind nicht imstande, so hohe Investitionen und Arbeitsplätze zu absorbieren, selbst wenn sich Bulgarien dies wünscht. Das Land bietet dafür einfach nicht genügend qualifizierte Arbeitskräfte an. Um das Problem zu lösen, müssen die Investoren viel Geld für die Ausbildung neuer Arbeitskräfte aufbringen.

Viele Griechen, die nahe der bulgarischen Grenze wohnen, kaufen ihre Autos in Bulgarien und melden diese auch dort an. Dadurch sparen sie aufwendige Anmeldeverfahren und hohe Gebühren in Griechenland. Mittlerweile kontrollieren jedoch griechische Grenzpolizisten die Papiere der griechischen Staatsangehörigen, die Autos mit bulgarischen Kennzeichen fahren. Diejenigen, die keinen mindestens sechs Monate im Jahr durchgehenden Aufenthalt in Bulgarien nachweisen können, müssen mit hohen Geldstrafen rechnen, erklärt die Verwaltungsdirektorin der Griechisch-Bulgarischen Industrie- und Handelskammer Diana Bakardjieva.

Griechische Banken aktiv in Bulgarien

Autos auf einer Straße in Sofia (Foto: George Papakotchev)
Autos sind in Bulgarien billiger als in GriechenlandBild: George Papakotchev

Besonders intensiv sind die wirtschaftlichen Aktivitäten der griechischen Investoren im bulgarischen Bankwesen und bei finanziellen Dienstleistungen. Ein Drittel der bulgarischen Banken sind in Wirklichkeit Ableger griechischer Hauptbanken. Nicht zuletzt liegt das auch an den relativ billigen Arbeitskräften im Land: Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation der UN (ILO) betrug der griechische monatliche Durchschnittslohn im Jahr 2008, dem letzten (scheinbaren) Vorkrisenjahr, 1727 Euro. In Griechenlands nördlichem Nachbarstaat Bulgarien waren es laut ILO nur 265 Euro.

Die bulgarischen Tochterbanken hätten zurzeit gar keine Liquiditätsprobleme, sagt der Chef der Alpha Bank in Sofia, Evangelos Litras. Er betont, dass gerade diese Banken sehr wichtig für das Anwerben neuer griechischer Investoren sind. Zwei aktuelle Beispiele hat Litras parat: Vor kurzem hat das große griechische Unternehmen Fourlis in Sofia das erste IKEA-Haus in Bulgarien eröffnet. Zudem ist Fourlis mit dem Bau des größten Einkaufszentrums in der bulgarischen Hauptstadt beauftragt.

Autor: Nikolai Tsekov

Redaktion: Alexander Andreev