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Grimme Online Awards 2017: Erfolgreich im Web

30. Juni 2017

Internet-Reportagen über Armut und Gebärdensprache sind mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet worden. Prämiert wurde etwa das Projekt "Die mit den Händen tanzt" über die Dolmetscherin Laura Schwengber.

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Deutschland | Verleihung der Grimme Online Awards 2017
Bild: picture-alliance/dpa/H. Kaiser

"Hier gibt's etwas umsonst: nämlich Qualität im Netz", so Daniel Fiene, der die Nominierten des Grimme Online Awards am roten Teppich am Freitagabend vor der Kölner Flora in Empfang nahm. Seit 2001 wird der Grimme Online Award vom renommierten Grimme-Institut in den Kategorien Information, Wissen und Bildung, Kultur und Unterhaltung sowie der Kategorie Spezial vergeben. Zudem gibt es einen Publikumspreis. Ausgezeichnet werden Online-Angebote, die aus der Masse herausstechen. Das können zum Beispiel Blogs sein, Multimedia-Reportagen, 360-Grad-Videos oder andere Produktionen. Aus 200 eingereichten Websites hat die Jury in diesem Jahr 29 Online-Angebote für den Preis nominiert.

Der erste Grimme Online Award des Abends ging in der Kategorie Wissen und Bildung an die Multimedia-Reportage "Die mit den Händen tanzt" des Hessischen Rundfunks. Darin wird Laura Schwengber begleitet, die ihre Hände so tanzen lässt, dass man die Musik sehen kann, denn sie übersetzt Konzerte in Gebärdensprache.

Webreportage über Armut in Deutschland ausgezeichnet

In der Kategorie Wissen und Bildung konnte außerdem die Webreportage "Was heißt schon arm?" von Spiegel Online punkten. Darin suchen die Macher nach den Ursachen von Armut und lassen drei Protagonisten zu Wort kommen, die offen von ihrem Leben mit meist leerem Portemonnaie erzählen und sich oft ausgegrenzt fühlen, weil sie nicht an der Gesellschaft teilhaben können.

Gewonnen in der Kategorie Information hat der "WDR-Kandidatencheck". Vor der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai hat der Westdeutsche Rundfunk alle Kandidaten für Interviews angefragt. Fast 1000 haben zugesagt und konnten sich in kurzen Videos vorstellen - ohne Schnitt, in vier Minuten, und alle bekamen dieselben Fragen gestellt. Der Kandidatencheck habe allen Politikern die gleiche Chance gegeben und so zur politischen Meinungsbildung beigetragen, begründetete die Jury ihre Entscheidung. Im Vorfeld der Bundestagswahl werde es ebenfalls wieder einen solchen Check geben, verrieten die Macher während der Preisverleihung. Allerdings werden auch dort nur die Kandidaten aus NRW dabei sein, weil den übrigen Landesrundfunkanstalten der logistische Aufwand so kurz vor der Wahl im September zu groß sei.

Preise für Datteltäter, Kölner Dom in VR und Wochenendrebellen

Die "Datteltäter" siegten in der Kategorie Kultur und Unterhaltung. Ironisch nehmen sie in ihren Youtube-Videos die kulturellen Unterschiede zwischen Muslimen und der christlichen Mehrheitsgesellschaft in Deutschland auf's Korn, schlachten Vorurteile satirisch aus. Die "Datteltäter" seien "lustig, authentisch, anarchisch und mutig", befand der Schauspieler und Laudator Oliver Wnuk. Auch den Publikumspreis nahmen die "Datteltäter" mit nach Hause.

Außerdem gewann in der Kategorie Kultur und Unterhaltung die Virtual-Reality-Produktion "Der Kölner Dom in 360° und VR" des Westdeutschen Rundfunks. Ob Chorkonzert am Dreikönigsschrein oder eine Zeitreise in die Vergangenheit: Dieses Online-Angebot eröffnet dem User neue Perspektiven und lässt ihn in Bereiche vorrücken, die dem gewöhnlichen Köln-Touristen verborgen bleiben.

Ein weiterer Gewinner in dieser Kategorie ist der Blog "Wochenendrebellen". Darin und in einem zusätzlichen Podcast erzählen Mirco und Jason von Juterczenka, Vater und Sohn, aus ihrem Leben. Besonders ist das vor allem deshalb, weil der zwölfjährige Jason Autist ist. Es gelinge dem Duo in einmaliger Weise, viel Verständnis für Menschen mit Asperger-Syndrom zu vermitteln, so die Jury.

Spezialpreis für #ichbinhier und Resi

Einen Spezialpreis erhielten die Erfinder des Hashtags #ichbinhier. Los ging es jedoch gar nicht auf Twitter, sondern in einer geschlossenen Facebook-Gruppe mit fast 35.000 Mitgliedern. Sie hatten sich zusammengetan, um gemeinsam gegen Hate Speech im Netz vorzugehen und sich für eine bessere Diskussionskultur in den Sozialen Medien einzusetzen - mit guten Argumenten statt mit Fake News und verletzenden Postings.

"Jeder will mitreden, niemand will dumm da stehen", sagen die Entwickler der "Resi-App", die den zweiten Spezialpreis abräumten. Resi ist ein Nachrichten-Chat-Bot und soll vor allem junge Menschen, die die klassischen Medien nicht nutzen, informieren. Mit Kurztexten, gifs und schnellen Themenwechseln will Resi Jugendlichen Nachrichten schmackhaft machen und so zur Information und Meinungsbildung beitragen.

Kein Preisgeld, aber viel Ehre

In der Nominierungskommission und der Jury des Grimme Online Awards sitzen unabhängige Medienmacher, Journalisten, Medienwissenschaftler und Fachleute aus den Bereichen Internet, Kultur und Bildung. Neben inhaltlichen, funktionalen und ästhetischen Gesichtspunkten, spielen journalistische Qualität, soziale Verantwortung und die gesellschaftliche Relevanz der eingereichten Arbeiten eine wesentliche Rolle. Der Grimme Online Award ist die wichtigste Auszeichnung für Web-Angebote in Deutschland. Ein Preisgeld winkt jedoch auch bei der 17. Ausgabe nicht, dafür mediale Aufmerksamkeit, eine Trophäe und die Gewissheit, ein hochwertiges, innovatives und informatives Produkt entwickelt und umgesetzt zu haben.