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Große Etrusker-Schau im Karlsruher Schloss

16. Dezember 2017

Kaum jemand kennt sie: die Etrusker, die erste Hochkultur im antiken Italien. Das soll sich ändern, denn in Karlsruhe wird mit der ersten großen deutschen Etrusker-Schau seit vielen Jahren an dieses Volk erinnert.

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Sonderausstellung des Landes Baden-Württemberg "Die Etrusker - Weltkultur im antiken Italien" (16.12.2017-17.06.2018), in Karlsruhe | Bronzestatue
Bild: Badisches Landesmuseum, Foto: Uli Deck

Vor rund 2900 Jahren traten die Etrusker aus dem Dunkel der Geschichte - und wie: Bis zum 1. Jahrhundert v. Chr. bestimmte diese frühe Hochkultur Italiens das Schicksal des westlichen Mittelmeerraums. Das bedeutet auch, dass die Etrusker neben den Griechen die römische Kultur am meisten beeinflusst haben. Sie selbst nannten sich Raśna. Etrurien, ihr Siedlungsgebiet, lag in Mittel- und Norditalien. Es umfasste die Toskana, den nördlichen Teil des heutigen Latium und Teile Umbriens. In seiner größten Ausdehnung reichte es 500 v. Chr. von Mantua im Norden bis einschließlich Rom im Süden. Vielleicht sollte man besser sagen, einschließlich des Stadtgebiets des späteren Roms. Immerhin waren es Etrusker, die die Dörfer auf den sieben Hügeln zu einer Stadt zusammenfassten und dort ein Königreich gründeten.

Ein besonderes Volk

Der Abschnitt vom 7. bis zum 5. vorchristlichen Jahrhundert war zugleich die Blütezeit der Etrusker. Der antike Historiker Dionysios von Halikarnassos bewunderte sie als "uraltes, von allen anderen sich unterscheidendes Volk". Über dessen Herkunft streiten Wissenschaftler bis heute. Eine Mehrheit vertritt die These, sie seien aus Kleinasien (heutige Türkei) eingewandert. Andere halten sie für einen alteingesessenen Stamm, der sich im Laufe der Zeit entwickelte. Allerdings stützen DNA-Untersuchungen der Bevölkerung der Toskana die erste These. Danach soll es Hinweise darauf geben, dass hier einst eine Einwanderung aus Anatolien stattgefunden hat. Ihre Sprache ist jedenfalls mit fast keiner bekannten Sprache vergleichbar - außer Lemnisch, und das wurde vermutlich in einer Region der Ägäis gesprochen, also auf der anderen Seite der italienischen Halbinsel.

Vergoldete Reliefschale vor schwarzem Hintergrund in der Ausstellung "Die Etrusker - Weltkultur im antiken Italien" (16.12.2017-17.06.2018), in Karlsruhe (Foto: Musei Vaticani)
Diese vergoldete phönizische Schale mit Reliefverzierung spricht für den lebhaften Handel der EtruskerBild: Musei Vaticani

Da Schrift und Sprache der Etrusker nur bruchstückhaft verständlich sind und es nicht viele schriftliche Aufzeichnungen gibt, vermag nur die Archäologie ihre Geheimnisse zu entschlüsseln. Fest steht, dass dieses Volk nicht nur aus guten Landwirten oder Händlern bestand. Sie waren auch hervorragende Handwerker. In der Metallverarbeitung und im Töpfern vollbrachten sie Spitzenleistungen, wie zahlreiche archäologische Funde eindrucksvoll belegen - und wovon sich die Besucher der Schau im Karlsruher Schloss mit eigenen Augen überzeugen können.

Liebe zur Schönheit

Aktuelle Forschungen werfen ein neues Licht auf die rätselhafte Zivilisation der Raśna: Ein blühendes Städtewesen und eine vielfältige Alltagskultur bezeugen Wohlstand und Lebensfreude, Kunstwerke von eigenwilliger Ausdrucksstärke die Liebe zur Schönheit. Prachtvolle Heiligtümer und monumentale Gräber mit farbenfrohen Wandmalereien sowie kostbaren Grabbeigaben geben Aufschluss über die Religiosität der Etrusker. Dabei verdanken sie Inspiration und Innovation, vielleicht sogar ihre einzigartige Identität, auch der intensiven Begegnung und dem Austausch mit anderen Zivilisationen des Altertums - Phöniziern, Griechen, Kelten oder Römern. Immerhin waren die Etrusker auch hervorragende Seefahrer, sodass auch mit entfernteren Gegenden der damalig bekannten Welt ein Kulturtransfer gepflegt werden konnte.

Im Schatten der Römer

Ein aus Holz gefertigter Wagen zum Daraufsitzen, der angeleuchtet wird. Ein Mann steht davor und sieht ihn sich an. In der Ausstellung "Die Etrusker - Weltkultur im antiken Italien" (16.12.2017-17.06.2018). (Foto: Badisches Landesmuseum Foto: Uli Deck)
Holz, Bronze und Leder - daraus wurden solche Wagen gefertigt. Wissen, das später den Römern nutzte.Bild: Badisches Landesmuseum Foto: Uli Deck

Dass die Etrusker heute kaum geschichtlich wahrgenommen werden, ist der Tatsache geschuldet, dass sie etwa vom dritten vorchristlichen Jahrhundert an allmählich untergingen und im immer stärker werdenden römischen Reich aufgingen. So verwundert es nicht, dass zahlreiche Entwicklungen, die vermeintlich den Römern zugeschrieben werden, eigentlich etruskischen Ursprungs sind. Ihre Städte hatten bereits befestigte Straßen, bewusst geplante öffentliche Räume und Plätze, Wasserversorgung und Kanalisation. Auch in Architektur und Technik waren sie so weit fortgeschritten, dass die Römer auf diesem Wissen übergangslos aufbauen konnten. Man kann die Etrusker mit Fug und Recht als die Lehrmeister der Römer bezeichnen, in deren Schatten sie bis heute stehen.

Allerdings haben einige Begriffe der Etrusker über Umwege auch Eingang in diverse Sprachen genommen. So leitet sich das Wort "Person" vom Namen des etruskischen Dämons Phersu ab und kommt über das lateinische Wort "persona" (Maske) in die modernen europäischen Sprachen.

Gaius Maecenas, um 70 v. Chr. geboren, hatte eine etruskische Mutter. Der Vertraute und politische Berater des römischen Kaisers Augustus war außerdem ein Förderer der Künste. Sein Name stand Pate für den Begriff Mäzen, den wir heute noch verwenden, wenn ein Wohlhabender Kunst und Kultur fördert.

Eine kleine Etruskerspitzmaus läuft über ein Stück Holz. In der Ausstellung: "Die Etrusker - Weltkultur im antiken Italien". (Foto: Zoo Karlsruhe/Timo Deible)
Diese Etruskerspitzmaus kommt aus dem Karlsruher ZooBild: Zoo Karlsruhe/Timo Deible

Außerdem ist das kleinste Säugetier der Welt nach den Etruskern benannt: Die im Mittelmeerraum verbreitete Etruskerspitzmaus hat eine Körperlänge von maximal 4,8 Zentimetern und frisst täglich das Doppelte ihres Körpergewichts.

Hochkarätige Exponate

Vom 16.12.2017 - 17.06.2018 können Besucher die beeindruckende und einmalige etruskische Kunst und Kultur entdecken. Von uralten Reliefs über Statuen, Waffen und Schmuck bis hin zu Alltags- und Kultgegenständen. Anhand von rund 400 hochkarätigen Exponaten, die teils noch nie in Deutschland gezeigt wurden, wird diese bemerkenswerte antike Hochkultur vorgestellt - und sogar eine Etruskerspitzmaus ist mit von der Partie.