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Massives Sicherheitsaufgebot in Los Cabos

Mirjam Gehrke, z. Zt. Los Cabos/ Mexiko18. Juni 2012

Normalerweise tummeln sich die Touristen im mexikanischen Los Cabos. Jetzt aber beherrschen wegen des G20-Gipfels allein die Sicherheitskräfte die Straßen. Für die örtlichen Händler ein schlechtes Geschäft.

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Sicherheitskräfte stehen vor dem Konferenzzentrum im mexikanischen Los Cabos
Bild: picture-alliance/dpa

"Sie wollen das Konferenzzentrum sehen? Keine Chance, hier ist alles gesperrt, es gibt nur eine Zufahrt, und da steht die Polizei." Alberto, der Taxifahrer, kennt sich aus in Los Cabos. Seit einer halben Stunde fährt er uns durch den Badeort an der Südspitze von Baja California. An jeder Straßenecke stehen schwer bewaffnete Soldaten mehr oder weniger gelangweilt in der sengenden Sonne. Von den Touristen, die die Hotelmeile und das malerische kolonial geprägte Stadtzentrum sonst prägen, keine Spur. "Das ist wegen des Großereignisses", erklärt Alberto, "da hat es viele Stornierungen gegeben wegen der ganzen Journalisten und all den Delegationen, die jetzt in den Hotels untergebracht sind. Viele Touristen mussten vorzeitig abreisen. Und außerdem sind zu viele Sicherheitskräfte hier."

Massives Sicherheitsaufgebot

Die Staats- und Regierungschefs der zwanzig wichtigsten Industrienationen der Welt, die am Montag und Dienstag in Los Cabos über Auswege aus der Eurokrise und über Maßnahmen zur Finanzmarktstabilisierung beraten, werden von einem beeindruckenden Aufgebot an Sicherheitskräften geschützt. 2.800 Soldaten und Polizisten patrouillieren seit Tagen durch die Straßen und am Strand. In der entsprechenden Pressemitteilung der Bundespolizei heißt es, der G20-Gipfel sei "das politisch und technisch bedeutendste Ereignis seit der Klimakonferenz von Cancún und den Panamerikanischen Spielen in Guadalajara" im vergangenen Jahr. Vor der Küste ankern Boote der Marine, über der Stadt knattern Black Hawk Hubschrauber, die - wie die Bundespolizei informiert - über Nachtsichtgeräte und Spezialausrüstung zur Eindämmung von Massendemonstrationen verfügen.

Von den befürchteten Massen ist allerdings nichts zu sehen. San José del Cabo wirkt fast wie ausgestorben. Gegendemonstrationen haben in den vergangenen Tagen im rund 1.700 Kilometer entfernten Mexiko-Stadt stattgefunden. Bis nach La Paz, der Hauptstadt des Bundesstaates Baja California, sind es zwei Stunden mit dem Auto – dort gab es auch Veranstaltungen von Globalisierungsgegnern. Bis nach Los Cabos an die Südspitze von Baja California sind aber nur wenige Vertreter von Nichtregierungsorganisationen gekommen.

Los Cabos G20 Gipfel Sicherheitskräfte Sicherheit
Von Demonstranten keine Spur - aber auch die Touristen fehlen derzeit in Los CabosBild: picture-alliance/dpa

Leere Plätze

Alberto hat seinen gelben Taxi-Kleinbus im historischen Stadtkern geparkt. Rechts um die Ecke befinde sich die alte Missionskirche, die müsse man gesehen haben, erklärt er mir. Auf dem leeren Platz vor der Kirche steht Eduardo Bejarano vor seinem Schmuckgeschäft in der Abendsonne und wartet auf Kunden – vergeblich. Was er vom G20-Gipfel erwartet? "Dass die Menschen in Deutschland und England, in Europa und Asien wissen, wo Los Cabos liegt und dann hierher kommen", sagt er, ganz Geschäftsmann. Von dem Gipfeltreffen selbst werde er sowieso nichts mitbekommen. "Ich würde ja gerne die Airforce One sehen, und ein Foto machen, wenn Obama hier landet", lacht Eduardo, "aber das geht nicht, die sind alle so abgesichert."

Die mexikanische Marine-Patrouille vor dem Strand von Los Cabos
Für Sicherheit ist gesorgt - aber die üblichen Touristenscharen fehlenBild: DW

Mit heulenden Sirenen und Blaulicht biegt ein Mannschaftswagen der Bundespolizei um die Ecke. Als das Echo auf dem Platz verhallt, erklingt zaghaft die Glocke eines Maisverkäufers, der sein Fahrrad über den leeren Platz schiebt. "Wir hoffen, dass sich die Situation hier verbessert. Die Krise ist sehr groß. Hoffentlich geht es uns durch die Geschäfte des G20 besser hier in Mexiko. Wie sollen wir sonst jemals was erreichen im Leben?", fragt Felix. Die Touristen kommen und gehen, aber er müsse zusehen, wie er seine Familie hier ernährt. Ich kaufe mir zum Abschied ein Portion Elote: Maiskörner mit Butter, Chilipaste und geriebenem Käse in einem Plastikbecher geschichtet. Schmeckt köstlich!

An der Ecke der Plaza wartet Taxifahrer Alberto – er wirkt müde. Für ihn lohnt sich der G20-Gipfel ebenso wenig wir für Felix, den Maisverkäufer und Eduardo, den Schmuckhändler. Die Delegationen hätten ihre eigenen Autos und Fahrer mitgebracht, seufzt Alberto: "Für uns gibt es in diesen Tagen hier nicht viel zu tun."