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Grottensaal in Potsdam-Sanssouci neu eröffnet

Jochen Kürten21. Juli 2015

Der Grottensaal im Neuen Palais sollte überwältigen. Seit Jahrhunderten fasziniert er Menschen aus aller Welt, die den Schlosspark von Sanssouci in Potsdam besuchen. Nun erstrahlt der Prachtsaal in neuem Glanz.

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Grottensaal des Weltkulturerbe Neues Palais Potsdam (Foto: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger)
Bild: picture-alliance/dpa/R. Hirschberger

Rund 24.000 Edelsteine, Mineralien, Muscheln und Fossilien wurden im 18. Jahrhundert in die Wände und Decken des Grottensaals eingearbeitet. Der Saal sollte überwältigen. Die Besucher hat er seit jeher fasziniert. Früher die Adeligen aus ganz Europa, später Touristen aus aller Welt. Und die dürften in den kommenden Monaten auch wieder strömen, denn jetzt ist der Prachtsaal im Neuen Palais wieder zugänglich.

Im Beisein von Kulturstaatsministerin Monika Grütters wurde das wiederhergestellte architektonische Wunderwerk am Dienstag übergeben, ab Mittwoch darf dann jeder rein. Der Grottensaal ist einer der prächtigsten Räume im Neuen Palais im Schlosspark von Sanssouci in Potsdam - die Landesauptstadt des Bundeslandes Brandenburg, nicht weit entfernt von der Bundeshauptstadt Berlin.

Das Neue Palais war 1769 fertiggestellt worden: ein prächtiges Barockschloss, das sein Bauherr, Friedrich der Große, als Zeichen der Stärke errichten ließ. Der Siebenjährige Krieg (1756–1763) war gewonnen, Preußen als Macht in Europa zementiert. Das Schloss war Ausdruck dieser neu empfundenen Stärke und sollte vor allem Gäste des Königs empfangen und beherbergen.

Vorbild Dresden

Im Neuen Palais befinden sich mehrere hundert Räume, ein Rokokotheater und vier große Säle, darunter eben jener jetzt wieder im alten Glanz erscheinende Grottensaal im Erdgeschoss. Als Vorbild diente den Architekten und Handwerkern damals der ein halbes Jahrhundert zuvor errichtete Grottensaal des Dresdner Zwingers. Das Potsdamer Pendant sollte für seine Besucher eine zumindest gleichwertige Pracht entfalten. Aus aller Welt wurden damals Steine und Mineralien zusammengetragen, in späteren Jahren mit Glas, seltenen Hölzern und andere Materialien wie Korallen und Schneckenhäusern vervollständigt.

Vor allem an den Wänden und Pfeilern des 600 Quadratmeter großen Saals wurden diese in mühseliger Kleinarbeit aufgetragen und verarbeitet. Sie stammen aus dem Bestand Friedrich des Großen, waren aber auch Mitbringsel vieler Adeliger von Reisen aus Europa und Übersee. So befindet sich ein Mosaikstück vom angeblichen Christusgrab in Jerusalem unter den Kleinoden, ebenso ein Stein aus dem Massiv des Kilimandscharo, der von der ersten Besteigung des Berges in Afrika stammt.

Architektur und Natur

Der Grottensaal im Neuen Palais von Sanssouci gilt als einer der vollkommensten Verbindungen von Architektur und Natur. Doch aufgrund der schnellen Bauzeit, das Schloss sollte auf Wunsch Friedrich des Großen damals möglichst rasch fertig werden, wurde während des Baus im 18. Jahrhundert geschlampt, zahlreiche Mängel zunächst in Kauf genommen. Auch in späteren Jahrhunderten wurden bei Sanierungen nach heutigen Maßstäben immer wieder gravierende Fehler begangen.

Insbesondere der über dem Grottensaal liegende Marmorsaal drückte mit seinen 600 Tonnen Gewicht auf darunterliegende Räume. Marode Stützpfeiler, Balken und tragende Wände litten in den Jahren nach Errichtung des Baus. Geschlampt wurde auch in Sachen Belüftung. Die einziehende Feuchtigkeit bedrohte den Bestand der Wände und des Wandschmucks.

Das Neue Palais, das bis 1918 dem letzten deutschen Kaiser Wilhelm II als Sommerresidenz diente, wird in den kommenden Jahren weiter restauriert. Bis 2018 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.