1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Heimspiel gegen alte Hasen

11. Juni 2010

Die Vorrundengruppe A führt Südafrika und drei "Stammgäste“ bei Endrunden um die Fußball-Weltmeisterschaft zusammen: Mexiko, Frankreich und Uruguay. Und so werden den Gastgebern auch nur Außenseiterchancen eingeräumt.

https://p.dw.com/p/N9J3
Südafrikas Sta´r PienaarBild: AP

Traditionsgemäß mussten sich die Gastgeber nicht für die Endrunde qualifizieren und bestreiten auch das Eröffnungsspiel: Südafrika gegen Mexiko lautet am 11. Juni in Johannesburg die Auftaktpaarung dieser WM. Die anderen Spielorte sind Kapstadt, Pretoria, Polokwane, Rustenburg sowie Bloemfontein.

Als Gruppen-Favorit wird Frankreich gehandelt, das als einziges Team unter den Top-Ten in der FIFA-Weltrangliste rangiert. Auch wenn gerade der umstrittene Coach Raymond Domenech weiß, wovon er spricht: "Als Nationaltrainer werden Stress und Kritik einfach zum Dauerzustand!". Zumal sich die Franzosen als Vize-Weltmeister von 2006 und Titelträger 1998 im eigenen Land nur mit viel Glück für die Endrunde qualifizierten.

In ihrer Gruppe mussten "Les Bleus" zunächst Serbien den Vortritt lassen. Dann schaffte man in den Play-Offs gegen Irland das entscheidende Tor durch William Gallas zum 1:1 erst in der Verlängerung des Rückspiels. Vorausgegangen war jedoch ein klares Handspiel von Superstar Thierry Henry. Doch trotz massiver Proteste der Iren ließ der schwedische Schiedsrichter Martin Hansson den Treffer gelten. Forderungen selbst aus der Politik, die Partie zu wiederholen, blieben erfolglos – und so verdankt Frankreich einem sportlichen Fauxpas seine dreizehnte WM-Teilnahme.

Franzosen als "Handballer" geschmäht

Frankreich qualifiziert sich durch ein Handspiel von Thierry Henry für die WM (Foto: picture alliance/abaca)
Frankreichs "Handballer" HenryBild: picture alliance / abaca

Dazu musste sich der ungeliebte Trainer, der die Équipe Tricolore seit 2004 betreut, angeblich einer Spielerrevolte erwehren. Doch ausgerechnet der hierzulande bekannteste Akteur Frankreichs bricht eine Lanze für Domenech: "Er ist jemand, den ich sehr schätze", sagt Franck Ribéry, Offensivkünstler in Diensten des deutschen Rekordmeisters Bayern München. "Ich hoffe, dass er Trainer bleibt bis zum Ende meiner Karriere in der Nationalmannschaft. Auch wenn er sozusagen ständig auf der Anklagebank sitzt!“ Doch derlei Beistand kam offenbar zu spät: Kurz vor der WM wurde bekannt, dass Domenech nach dem Turnier durch Ex-Nationalspieler Laurent Blanc, zuletzt bei Girondins Bordeaux auf der Bank, abgelöst werden soll.

Auf den Heimvorteil und die Routine ihres Coachs setzen dagegen "Bafana Bafana“ oder "Die Jungs" – so wird die Auswahl der Gastgeber von ihren Fans genannt: Südafrika ist bereits das fünfte Nationalteam, das der Brasilianer Carlos Alberto Parreira bei einer Weltmeisterschaft betreut. 14 Jahre nach dem Gewinn des Afrika-Cups hofft man auf Legionäre wie Benni McCarthy oder Steven Pienaar, der kurzzeitig auch in Dortmund sein Geld verdiente.

Trotz Vuvuzelas nur Außenseiter

Südafrikanische Fans peitschen ihr Team mit Vuvuzelas an (Foto: dpa)
Der Sound der Vuvuzelas soll Südafrika zu Siegen treibenBild: dpa

Ihre Idole wollen die Anhänger mit dem ohrenbetäubenden Lärm ihrer "Vuvuzela“-Trompeten nach vorne peitschen. Doch auch sie können wohl nicht übertönen, dass Südafrika auch bei seiner dritten WM-Teilnahme nur Außenseiter ist.

"Bis zum 11. Juni will ich meine Mannschaft so weit haben, dass sie die Ruhe bewahrt sowie körperlich und emotional gut vorbereitet ist." Soviel zur Strategie von Trainerfuchs Parreira, der auch um den Erwartungsdruck am Kap der Guten Hoffnung weiß: "Es ist eine Riesen-Herausforderung für uns, das Eröffnungsspiel zu bestreiten – vor 94.000 Menschen, ja den Augen der ganzen Welt!“

Weltspitze verkörperte einst der Fußball Uruguays, der die Südamerikaner bei der Turnier-Premiere 1930 und 1950 zu Champions machte. Doch die goldenen Zeiten sind lange vorbei, einmal mehr brauchten die "Urus" den Umweg über Play-Off-Spiele, um sich zu qualifizieren: Am Ende reichte ein 1:1 gegen Costa Rica.

"Urus" und Mexiko eher Mittelmaß

1930 hat die Mannschaft Uruguays das WM-Finale gewonnen (Foto: dpa)
Die Fußballnationalmannschaft von Uruguay gewinnt 1930 die erste WMBild: picture-alliance/ dpa

“Wir haben die Erwartungen nicht erfüllen können, wir hätten sie dominieren müssen", lautet die kritische Bilanz von Trainer Oscar Tabárez, 1990 schon einmal bei einer Weltmeisterschaft dabei. Dennoch überwog hinterher die Erleichterung: "Ich bin glücklich mit dem Erreichten. Dieses Spiel habe ich für mich abgehakt – Hauptsache, wir fahren zur WM!“ Torjäger Diego Forlán von Atletico Madrid gilt als bekanntester Spieler Uruguays, das zum elften Mal an einer Endrunde teilnimmt.

Sogar dreimal mehr schaffte dies Mittelamerika-Vertreter Mexiko, der jedoch nie über das Viertelfinale hinauskam. Und Coach Javier Aguirre, der das Team in seiner ersten Amtszeit 2002 schon einmal zur WM führte, war mit den letzten Vorbereitungsspielen unzufrieden. “Mir hat nicht gefallen, dass manchmal die Begeisterung mit uns durchging, wir waren nicht cool genug", analysiert der Mann, den sie in seiner Heimat aufgrund seiner Herkunft den "Basken" nennen. "Außerhalb des Strafraums haben wir viele unnötige Fehler gemacht und außerdem haben wir zu statisch agiert.“

Als Qualifikationsgruppen-Zweiter hinter den USA löste man das Ticket für Südafrika, wo auch ein in Europa bekannter Star Mexikos Farben vertreten wird: Kapitän Rafael Márquez, der seit vielen Jahren beim ruhmreichen FC Barcelona spielt.

Autor: Lutz Kulling
Redaktion: Joachim Falkenhagen