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Die "Todesgruppe" G

14. Juni 2010

Der ewige Favorit Brasilien, Portugal und Afrikas vermeintlich stärkste Mannschaft, die Elfenbeinküste, streiten sich um die zwei Plätze fürs Achtelfinale. Dazu kommt der unberechenbare Außenseiter Nordkorea.

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Brasiliens Spieler Fabiano und Kaka beim Confedcup 2006 in Südafrika. Foto: AP
Fabiano (l.) und Kaka träumen vom sechsten WM-TitelBild: AP
Brasiliens Fußballer recken nach dem Finale 2002 den WM-Pokal in die Höhe. Foto: AP
Weltmeister 2002Bild: AP

Acht Jahre ist es her, seitdem brasilianische Spieler zuletzt den WM-Pokal in die Höhe recken konnten. 2002 in Yokohama war es, wo die Südamerikaner Deutschland durch zwei Tore von Ronaldo im Finale mit 2:0 bezwingen konnten. Es war nach 1958, 1962, 1970 und 1994 der fünfte Titel für die Selecao. Nun machen sich die Spieler von Trainer Carlos Dunga auf, zum sechsten Mal den Cup zu holen. Natürlich gehören sie auch diesmal wieder zu den großen Favoriten.

In der Qualifikation wurde das Team Erster, allerdings nur mit einem Punkt Vorsprung vor Chile und Paraguay. Auch beim Confederations Cup in Südafrika im vergangenen Jahr wusste die Mannschaft zu überzeugen, holte den Titel durch einen 3:2-Sieg im Finale gegen die USA. Besonders zwei Spieler stachen dabei heraus: Luis Fabiano wurde Torschützenkönig, erzielte auch während der Qualifikation mit neun Treffern die meisten Tore. Der 29-jährige Stürmer vom FC Sevilla gehört zudem in der spanischen Primera Division zu den besten Torjägern und wird inzwischen von zahlreichen Vereinen in Europa umworben, angeblich auch vom deutschen Meister FC Bayern München.

Kaka häufig verletzt

Kaka beim Champions-League-Spiel Real Madrids gegen Olympique Lyon. Foto: AP
Keine glückliche Saison für Kaka bei Real MadridBild: AP

Ebenfalls in Top-Form präsentierte sich beim Confederations Cup Superstar Kaka. Der Weltfußballer des Jahres 2007 ist bei seinem jetzigen Arbeitgeber Real Madrid dem Vernehmen nach allerdings nicht richtig glücklich und schlug sich diese Saison auch noch mit Verletzungen herum. Es bleibt abzuwarten, in welcher Verfassung er die Reise nach Südafrika antritt. Zu den weiteren Stützen des Teams gehören Torwart Julio Cesar, Maicon, Robinho und der Ex-Bundesligaprofi Lucio. Doch auf dem Weg zum Titel müssen sich die Brasilianer zunächst gegen starke Konkurrenz durchsetzen. Das wird keinesfalls leicht, findet Wolfsburgs Stürmer Grafite: "Es ist eine schwere Gruppe, hauptsächlich wegen Portugal. Der Fußball dort gleicht dem brasilianischen, das Land hat viele Talente."

Portugal mit Mühe zur WM

Cristiano Ronaldo beim WM-Viertelfinale 2006 England gegen Portugal. Foto: Pressefoto ULMER/Johannes Kernmayer
Superstar Cristiano RonaldoBild: DPA

Tatsächlich spielte Portugal, der Viertplatzierte der WM 2006, jedoch alles andere als eine souveräne Qualifikation und konnte sich erst nach Entscheidungsspielen gegen Bosnien-Herzegowina durchsetzen. Cristiano Ronaldo von Real Madrid gelang in sieben Einsätzen kein einziges Tor. Trotzdem kann er natürlich einer der ganz großen Stars der WM werden. Unterstützung bekommt er von drei in Brasilien geborenen Mitspielern: Pepe, Deco und Liedson. Für sie wird das Duell gegen Brasilien, das einst portugiesische Kolonie war, etwas ganz Spezielles.Trainer der Portugiesen ist Carlos Queiroz. Der 57-Jährige ist in seiner Heimat nicht besonders beliebt, auch wegen der schwachen Qualifikation. Seiner Mannschaft traut er den Einzug ins Halbfinale zu. Es wäre nach 1966 und 2006 das dritte Mal, das es Portugal unter die besten Vier schaffen würde.

Demel: "Wir haben keinen Druck"

Der Schlüssel zum Erreichen des Achtelfinals könnte für die Portugiesen gleich in der ersten Partie gegen die Elfenbeinküste liegen. Die Ivorer gelten als das stärkste Team Afrikas und haben einen "Heimvorteil", wie der Brasilianer Grafite sagt. Die Mannschaft ist mit hochkarätigen Spielern von europäischen Top-Clubs gespickt: Salomon Kalou, Yaya Toure Kolo Toure und allen voran Didier Drogba.

Chelseas Didier Drogba wird von zwei Spielern Inter Mailands in die Zange genommen. Foto: AP
Didier Drogba (m.) ist nur schwer zu stoppenBild: AP

Der Angreifer vom FC Chelsea ist gerade Torschützenkönig in England geworden und ist Afrikas Fußballer des Jahres 2009. Auf der Trainerbank wird bei der WM Sven-Göran Eriksson sitzen. Der Schwede stach im Rennen um den Posten Bernd Schuster aus und betreut die "Elefanten" nun seit März diesen Jahres. Für HSV-Spieler Guy Demel ist die Ausgangslage für die Elfenbeinküste in der Gruppe gar nicht so schlecht: "Wir haben genug Selbstvertrauen und wir wissen, dass wir nichts zu verlieren haben. Wir haben keinen Druck."

Ein erneutes Vorrunden-Aus wäre allerdings bitter. Schon bei ihrer ersten WM-Teilnahme 2006 hatten die Ivorer eine schwere Gruppe erwischt und konnten sich letztlich gegen Argentinien und die Niederlande nicht durchsetzen. Selbst wenn sie es bei dieser WM ins Achtelfinale schaffen, droht dann als Gegner Europameister Spanien. Ein hartes Los, das für alle Teams der Gruppe zu einem echten Problem werden könnte. So droht der nominell so starken Mannschaft der Elfenbeinküste wieder ein frühes Aus und die "goldene Generation" an starken Spielern könnte zudem auch auf dem eigenen Kontinent titellos bleiben. 2006 schaffte es die Auswahl beim Afrika Cup bis ins Finale, verlor dann aber gegen Ägypten im Elfmeterschießen. 2008 war im Halbfinale, 2010 im Viertelfinale Schluss. Einzig 1992 gelang dem Land der Triumph beim Afrika Cup.

Nordkorea zum zweiten Mal dabei

Stürmer Pak Doo Ik (l.) erzielt bei der WM das 1:0 für Nordkorea gegen Italien. Foto: dpa
Pak Doo Ik (l.) erzielt bei der WM 1966 das 1:0 gegen Italien.Bild: DPA

Bleibt noch Außenseiter Nordkorea. Für das Land ist es nach 1966 die zweite WM-Teilnahme. In England gelang den Asiaten damals ein sensationeller 1:0-Sieg gegen Italien. Im anschließenden Viertelfinale traf das Team auf den diesjährigen Gegner Portugal und stand auch da kurz vor der großen Überraschung. Die Asiaten gingen mit 3:0 in Führung, doch am Ende gewann Portugal die Partie noch mit 5:3. Vierfacher Torschütze der Portugiesen war Eusebio.

Folgt in Südafrika die Revanche? Das ist kaum vorstellbar. Der Kader Nordkoreas besteht fast ausschließlich aus Profis, die bei einheimischen Clubs spielen. Immerhin verfügt das Team mit Hong Yong-Jo vom FC Rostov über einen Torjäger, der in Russland spielt. Trotz der mangelnden internationalen Erfahrung setzte sich die Mannschaft von Trainer Kim Jong-Hun in der Qualifikation gegen stärker eingeschätzte Teams wie Iran oder Saudiarabien durch.

Aus der Bundesliga könnten einige Profis in dieser Gruppe mitmischen: Bei Brasilien neben Wolfsburgs Grafite sein Vereinskollege Josué und Carlos Eduardo von 1899 Hoffenheim. Bei Portugal könnte Bremens Hugo Almeida stürmen und für das Team der Elfenbeinküste fährt wohl neben Demel auch der Stuttgarter Arthur Boka mit nach Südafrika.

Autor: Felix Hoffmann
Redaktion: Stefan Nestler