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Grüne: Weltmeere kein Ort für Gefahrgüter

Ben Knight cb
4. Januar 2019

Nachdem ein Frachtschiff 270 Container in der Nordsee verloren hat, fordern Politiker neue Regelungen für den Transport von Gefahrgut. Schifffahrtsexperten halten solche Maßnahmen aber nicht für praktikabel.

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Niederlande MSC Zoe Frachterhavarie
Bild: Reuters/Dutch Coastguard

"Das große Problem ist die Ortung der Container", sagte Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies. Vor der Küste seines Landes kam es am Mittwoch zu einer Havarie. Das Schiff MSC Zoe war unter panamaischer Flagge vom belgischen Antwerpen nach Bremerhaven unterwegs und verlor dabei bis zu 270 Container in der Nordsee.

Man müsse sich sehr gut überlegen, ob es nicht mindestens für die Gefahrgut-Container andere Möglichkeiten für ein möglichst schnelles Auffinden im Havariefall gebe, so der Minister gegenüber dem Radiosender ffn. "Da denke ich, müssen wir dringend ran."

Der Meinung ist auch Manfred Santen, Chemie-Experte bei Greenpeace. Er sagte dem Norddeutschen Rundfunk, dass es technisch kein Problem sei, Ortungsmeldern an Gefahrgut-Containern anzubringen. Lies schlug außerdem vor, zu prüfen, ob solche Container auf Frachtern nicht mehr ganz oben oder am Rand gelagert werden sollten.

Verbot von Chemikalien auf Frachtschiffen?

Mindestens drei der über Bord gegangenen Container sollen gefährliche Chemikalien enthalten. Ein 25-Kilogramm-schwerer Sack mit hoch entflammbarem organischem Peroxid wurde bereits auf der holländischen Insel Schiermonnikoog angeschwemmt.

Die Grünen wollen mehr als die Anbringung von Ortungsmeldern. Schon vor dem Unfall hatten sie gefordert, dass Stoffe wie Peroxid nicht mehr auf dem Seeweg transportiert werden dürfen.

"Gefährliche Chemikalien haben nichts auf den Weltmeeren zu suchen, besonders nicht in der obersten Reihe auf Containerschiffen, wo sie auch schnell einmal über Bord gehen können", schreibt Oliver Krischer, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, auf Anfrage der DW. "Einschränkungen besonders für die Nordsee und für die europäischen Häfen sollten schnellstens auf den Weg gebracht werden. Das Risiko von größeren Unfällen ist nicht tragbar."

Holländische Behörden berichten, dass etwa 20 der Container an den Küsten der Nordseeinseln des Landes angeschwemmt wurden. Die Inhalte verteilten sich über die Strände. Allein auf der Insel Ameland haben Helfer bisher rund 130 Tonnen Ware an einem fünf Kilometer langen Küstenabschnitt eingesammelt.

Sicherung der Ladung: "komplizierter als früher"

Uwe Schmidt, SPD Bundestagsabgeordneter aus Bremerhaven und ehemaliger Hafenfacharbeiter, bezweifelt, dass die Forderungen der Grünen und seinem Parteikollege Olaf Lies, wirklich sinnvoll sind. Schmidt sagte dem Deutschlandfunk, dass Gefahrgut-Container am Rand der Schiffe gelagert werden müssen, damit die Crew sie im Falle eines Feuers sofort erreichen kann. Er frage sich außerdem, wie sinnvoll Ortungsmelder seien, da die moderne Sonartechnologie bereits sehr effektiv im Finden von Containern und anderen Gegenständen sei.

Der Frachtschifffahrtsexperte fügte hinzu, dass es auf der neuen Generation von Ozeanriesen wie der MSC Zoe sehr viel schwieriger sei, Container zu sichern. "Acht Container übereinander an Deck zu stellen, war bis vor zehn Jahren total unmöglich", sagte Schmidt. "Das macht natürlich die Schiffe einmal, was die Stabilität anbelangt, aber auch, was die Ladungssicherung anbelangt, wesentlich komplizierter als früher."

Er wies außerdem darauf hin, dass es bisher in der internationalen Frachtschifffahrt nur "so eine Art Selbstregulierungssystem" durch die International Maritime Organization (IMO) gebe. "Ich glaube schon, dass wir da in Zukunft speziellere Regelungen auch für die einzelnen Schiffstypen [brauchen]."

Auf Regierungsseite läuten derweil noch keine Alarmglocken - zumindest nicht laut. Nikolai Fichtner, Sprecher der Bundesumweltministerin, sagte nur, es sei noch zu früh, um "politische Konsequenzen" aus dem Vorfall zu ziehen. Man müsse sich den Fall noch genau anschauen.