Guatemala: Menschenrechte im Fokus von Jugendreportern | Lateinamerika | DW | 12.08.2014
  1. Inhalt
  2. Navigation
  3. Weitere Inhalte
  4. Metanavigation
  5. Suche
  6. Choose from 30 Languages

Lateinamerika

Guatemala: Menschenrechte im Fokus von Jugendreportern

Jugendliche aus Problembezirken werden oft stigmatisiert. Die Internetseite "Reporteros Jóvenes" gibt ihnen eine Stimme. Doch bis dahin war es ein weiter Weg, berichtet Projektmanagerin Camilla Hildebrandt.

Jugendreporter aus Guatemala-Stadt bei einem Workshop der DW Akademie (Foto: Edgar Zamora).

Gemeinsam wollen die Jugendreporter aus Guatemala-Stadt ihr Stadtviertel verändern

Menschenrechte vermitteln und verständlich machen - in einem Land, in dem diese oft ignoriert werden. Und gleichzeitig journalistische Grundlagen lehren und eine Webseite aufbauen - mit einer Gruppe Jugendlicher aus den ärmsten Vierteln von Guatemala-Stadt. Was für ein Vorhaben!

Zunächst stand diese Idee im November 2013 nur auf dem Papier. Wir wussten nicht, ob die jungen "Guatemaltecos" diese "deutsche" Idee überhaupt annehmen würden. Aber schon nach dem Kick-off von "Reporteros Jóvenes" (Jugendreporter) wurde deutlich: Wir hatten einen Nerv getroffen.

Jugendreporter aus Guatemala-Stadt bei einem Workshop der DW Akademie (Foto: Edgar Zamora).

"Wir sind nicht kriminell" - Jugendreporter kämpfen gegen Vorurteile

In Gesprächsrunden erzählten uns die 15- bis 19-jährigen Teilnehmer, wie sie unter der ständigen Stigmatisierung, die sie als Jugendliche aus marginalisierten Bezirken erleben, leiden: Eine Chance gibt ihnen kaum jemand, stattdessen bekommen sie Sätze zu hören wie "Die sind doch alle kriminell" oder "Das sind doch alles Mitglieder der pandillas (kriminelle Banden)". Diese Vorurteile werden von den Medien noch verstärkt: "Alle Teilnehmer des Kick-off waren sich einig, dass sich ihre tatsächliche Lebenssituation nicht in der Berichterstattung widerspiegelt", sagt Hans-Günter Kellner, Trainer der DW Akademie. "Daher fanden auch alle die Idee, eine Internetseite von Jugendlichen für Jugendliche zu gründen und auf dieser Plattform über die eigene Lebensrealität aber auch über Menschenrechte zu berichten, großartig."

Ungewohnte Aufmerksamkeit

Der erste Schritt war getan. Doch bis zum Start der eigenen Internetseite gab es noch viel zu tun. In einem ersten Workshop Ende März 2014 vermittelte ich gemeinsam mit unserem Medienexperte Alvaro Liuzzi aus Argentinien journalistische Grundlagen und Internetkenntnisse. Was unterscheidet einen Artikel von einem Interview? Über was schreibe ich überhaupt, was interessiert unsere Leser? Wie entwickele ich eine Webseite?

Wir mussten sehr viel Überzeugungsarbeit leisten, vor allem die Jugendlichen aufrütteln und sie ermutigen, ihre eigene Meinung zu sagen. Und ihnen auch verdeutlichen, dass Menschenrechte für jeden einzelnen gelten. Unterstützt wurden wir von Martina Richard vom Sektorvorhaben "Prevenir" der GIZ. Sie gab den Jugendlichen Workshops zum Thema Menschenrechte. Auch die lokalen Partner Puente Belice und IGER begleiteten das Projekt von Beginn an.

Projektmanager Camilla Hildebrandt (5.v.r.) und Nelson Oliva (4.v.l.) mit der Redaktion Reporteros Jovenes (Foto: Edgar Zamora).

Redaktion "Reporteros Jovenes" mit Projektmanager Camilla Hildebrandt (5.v.r.) und Nelson Oliva (4.v.l.)


Ungewohnte Aufmerksamkeit für die Jugendlichen, die meist kaum beachtet werden. Oftmals nicht einmal von den eigenen Eltern. In einer Gruppendiskussion vertraute sich uns beispielsweise Rogelio an, wie er einmal von der Schule nach Hause geschickt wurde, weil er keine Uniform trug. Der Grund: Seine Familie konnte sich keine neue Schulkleidung leisten. "Doch in den Augen meiner Eltern war ich der Schuldige. Sie waren sich sicher, dass ich wieder etwas angestellt hatte und deswegen weggeschickt worden war", erzählte Rogelio. In Momenten wie diesen machten wir den Jugendlichen immer wieder deutlich: Menschenrechte gelten für alle - und dazu gehört auch ein Recht auf Bildung. Dabei war Nelson Oliva, unser Projektmanager in Guatemala-Stadt, stets derjenige, der die Gruppe zusammenhielt, immer offen war für ihre Fragen und Sorgen.

Aufrüttelnde und mutige Berichte

Teilnehmerin des Reporteros Jovenes-Projekt der DW Akademie (Foto: Edgar Zamora).

Ein mutiger Schritt: Die "Reporteros Jovenes" berichten über Menschenrechtsverletzungen

Nach intensiver Arbeit entstanden schließlich Artikel, die uns zu Tränen in rührten. Maria berichtete von ihrem Bruder, der Mitglied in einer "pandilla" war und aussteigen wollte. Doch als Quittung für diesen "Verrat" wurde er von den Bandenmitgliedern ermordet. Roger machte ein Foto des überquellenden Mülleimers auf dem Schulgelände und erklärte in einem Artikel, wie Abfall das Grundwasser verunreinige und damit die Gesundheit gefährde.

In einem vertiefenden Workshop Anfang Juni 2014 wurden schließlich alle zu "echten" Redaktionsmitgliedern - als Reporter, Fotografen, Grafikdesigner, Multimedia- und Social-Media-Redakteure oder Lektoren. Die Jugendlichen haben es geschafft und sind stolz, gehört zu werden. Sie wollen in ihrem Viertel etwas verändern und möchten das Projekt "Reporteros Jóvenes" in Zukunft alleine tragen.


"Reporteros Jóvenes" ist ein gemeinsames Projekt der DW Akademie und der GIZ. Bei der Maßnahme soll das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit und Zugang zu Information - insbesondere für benachteiligte Jugendliche - gestärkt werden. Finanziert wird das Vorhaben vom Bundesministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit.

Die Redaktion empfiehlt

WWW-Links

  • Datum 12.08.2014
  • Autorin/Autor Camilla Hildebrandt
  • Drucken Seite drucken
  • Permalink https://p.dw.com/p/1Cswv
  • Datum 12.08.2014
  • Autorin/Autor Camilla Hildebrandt
  • Drucken Seite drucken
  • Permalink https://p.dw.com/p/1Cswv