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Gute Qualität hat ihren Preis!

6. Januar 2011

Lebensmittelskandale sorgen für große Empörung. Leider immer nur für kurze Zeit, bedauert DW-Wissenschaftsredakteurin Judith Hartl. Denn Verbraucher hätten großes Potenzial, die Lebensmittelindustrie zu verbessern.

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Kommentargrafik (Foto: DW)
Bild: DW/Matthias Müller

Dioxin-verseuchte Eier, verdorbene Eier, die statt weggeworfen zu Nudeln verarbeitet werden, oder gammeliges Fleisch, bei dem das Haltbarkeitsdatum gefälscht wurde. Was hatten wir nicht schon alles ... Kommt der Skandal ans Licht, ist die Empörung groß. Zu recht. Denn wenn Schlachtabfälle zu Wurst weiterverarbeitet und mit künstlichen Geschmacksstoffen genießbar gemacht werden, steckt kriminelle Absicht dahinter. Es passiert nicht versehentlich. Auch nicht, dass - wie im jetzigen Fall - statt pflanzlichem Fett plötzlich Dioxin-belastete technische Mischfettsäure im Tierfutter landet, das nichts ahnende Landwirte dann an ihre Hühner, Kühe und Schweine verfüttern.

Härtere Strafen!

In der Lebensmittel- und Nutztier-Industrie wird offensichtlich häufiger gepanscht, weil es um viel Geld geht. Und weil die Strafen für Lebensmittel-Delikte nicht abschreckend sind. Eine überschaubare Geldstrafe und höchstens ein paar Jährchen Gefängnis auf Bewährung. Mehr nicht. Schon das müsste geändert werden.

Wichtig ist aber auch, dass Hersteller stärker in die Pflicht genommen werden. Dass sie transparent machen, was genau in ihren Lebensmitteln drin ist. Woraus die Wurst besteht, die eigentlich gut schmeckt, bei der aber niemand so recht weiß, ob sie nicht vielleicht doch hauptsächlich aus Fleischabfällen besteht. Und auch, wie die Tiere, deren Fleisch und Eier wir essen und deren Milch wir trinken, gehalten und gefüttert wurden. Auch die Lebensmittelkontrollen müssen optimiert und engmaschiger werden, wie es viele jetzt erneut fordern. Richtig.

Wehrt Euch!

Doch eines ist genauso wichtig: die Eigenverantwortung und Mitbestimmung der Verbraucher. Denn sie können entscheiden, was sie essen und was nicht. Wofür sie ihr Geld ausgeben und wofür nicht. Wir können uns nicht angeekelt über Dioxin-verseuchte Eier echauffieren und gleichzeitig die billigsten Eier im Supermarkt kaufen, bei denen klar ist, dass sie aus industriellen Massenproduktionen stammen. Von Hühnern aus Legebatterien, die möglichst kostensparend produziert und gehalten wurden. Auf engstem Raum und ernährt mit billigem, minderwertigen Futter. Diese Kausal-Kette muss Verbrauchern bewusst werden.

Möglichst billig und gleichzeitig gute Qualität gibt es nicht! Qualität hat ihren Preis! Nur nutzt es nichts, während eines Skandals reflexartig auf Eier oder Schweinefleisch zu verzichten. Das schadet nur den ehrlichen Bauern und letztendlich bleibt dadurch doch alles, wie es ist. Die Kriminellen reiben sich die Hände, der Dumme ist der Verbraucher.

Autorin: Judith Hartl
Redaktion: Arndt Riekmann