1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Haderthauer erklärt Rücktritt

1. September 2014

Bayerns Staatskanzlei-Chefin hat den Vertrauensbonus ihres Chefs Seehofer aufgezehrt. Nicht nur die Vorwürfe in der Modellbau-Affäre selbst wurden der CSU-Politikerin zum Verhängnis, sondern auch ihr Krisenmanagement.

https://p.dw.com/p/1D50O
Christine Haderthauer (Foto: imago/HRSchulz)
Bild: imago/HRSchulz

Bayerns Staatskanzleichefin Christine Haderthauer hat wegen der sogenannten Modellbau-Affäre ihren Rücktritt erklärt. Das gab die 51 Jahre alte CSU-Politikerin bei einem kurzfristig anberaumten Pressetermin in München bekannt. Sie habe Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ihren Entschluss mitgeteilt, mit sofortiger Wirkung zurückzutreten. Die Staatsanwaltschaft München hatte gegen Haderthauer Anfang August ein Ermittlungsverfahren eröffnet, um einen Betrugsvorwurf zu überprüfen.

Hintergrund ist eine Anzeige, die der frühere Mitgesellschafter des Unternehmens Sapor Modelltechnik eingereicht hat. Darin wirft der französische Geschäftsmann Roger Ponton dem Ehepaar Hubert und Christine Haderthauer vor, ihn um mehrere 10.000 Euro geprellt zu haben. Seehofer hatte wiederholt Haderthauers Krisenmanagement in Zusammenhang mit ihrem Engagement bei dem Modellauto-Hersteller kritisiert, sich aber ansonsten hinter seine Ministerin gestellt..

Haderthauer und Ministerpräsident Seehofer Anfang Mai am Kabinettstisch (Foto:picture-alliance/dpa)
Da war die Welt noch Ordnung: Haderthauer und Ministerpräsident Seehofer Anfang Mai am KabinettstischBild: picture-alliance/dpa

Ruf einer Allzweckwaffe

Erst in der vergangenen Woche hatte die Landtags-Opposition Seehofer mit einem gemeinsamen Antrag aufgefordert, seine Staatskanzleichefin zu entlassen. Für den 16. September war auf Initiative von SPD, Freien Wählern und Grünen eine Sondersitzung des Parlaments zum Fall Haderthauer geplant.

Haderthauer galt als Allzweckwaffe der CSU. 2003 zog die Juristin erstmals in den bayerischen Landtag ein, vier Jahre später machte der damalige Parteichef Erwin Huber sie zu seiner Generalsekretärin. Nach dem CSU-Wahldebakel von 2008, als die Partei bei der Landtagswahl die absolute Mehrheit verlor, stand Haderthauer zum ersten Mal vor dem politischen Aus. Doch Seehofer machte sie als Ministerpräsident zur Sozialministerin und schließlich zur Chefin seiner Staatskanzlei.

"Über Arroganz und Überheblichkeit gestolpert"

Die Opposition hatte im Fall Haderthauer auch Seehofer wiederholt kritisiert und sein "Nichttätigwerden" beklagt. Grüne und SPD begrüßten nun Haderthauers Rückzug als überfällig. Die Generalsekretärin der bayerischen SPD, Natascha Kohnen: "Frau Haderthauer ist über ihre Arroganz und Überheblichkeit gestolpert."

sti/fab (afp, dpa)