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Ich bin der Kevin

Stefan Nestler14. Oktober 2008

Kevin Kuranyi darf nicht mehr in der Nationalelf spielen. Nur weil er beim Spiel gegen Russland aus dem Stadion gelaufen ist. Vor seiner Pressekonferenz hat sich Kuranyi genau überlegt, was er sagen soll.

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Kevin Kuranyi mit zusammengekniffenen Lippen bei seiner Pressekonferenz nach dem Eklat von Dortmund. Quelle: ap
Alle wollen mich mobben!Bild: AP

Ich bin der Kevin. Ich war jetzt lang genug zu Haus. Ich hab zwei Tage lang in den Spiegel geguckt und dann gewusst: Ich bin es. Ich bin der Kevin, der mit dem geilen Kinnbärtchen, der Kevin mit Gel im Haar. Wisst Ihr eigentlich, wie viel Arbeit das ist jeden Tag? Ich bin der Kevin, kein Asi wie der Frings mit Tatoo, Indianer-Matte und so. Ich mach was her. Ich bin der Kevin. Kann mir mal einer sagen, was ich falsch mach? Erst wirft mich der Klinsi vor der WM raus. Ohne Grund. Und jetzt der Jogi wieder. Einfach so. Hey, ich bin der Kevin, kein Hanswurst. Alle wollen mich mobben. Kann ich was dafür, wenn der Ball nicht mehr mein Freund ist? Die Fans, die pfeifen immer, sogar hier in Schalke. Erst hab ich gedacht, es wären nur Frauen. Aber da sind auch Männer dabei. Die sind bestimmt eifersüchtig. Weil sie nicht so schön sind wie ich. Ich bin der Kevin. Im Kindergarten war doch immer der Philipp der Böse, nicht der Kevin. Und jetzt? Alle lieben Lahm. Der muss nie auf die Tribüne. Dabei ist der viel kleiner als ich. Trainer, hab ich gesagt, lass mich doch für den Lahm spielen. Nein, sagt der Löw. Dann stell mich ins Tor, da brauch ich wenigstens nicht zu laufen. Dreht der Löw sich einfach um und geht weg. Ist das fair? Hallo, ich bin der Kevin. Ich kann mit zwei Füßen schießen. Ich weiß wie man Handy telefoniert. Ich kann shoppen und ich fahr BMW. Ich will Respekt. Nicht auf die Tribüne. Wenn die das jetzt in Schalke auch mit mir machen, dann, dann, … dann geh ich nicht erst zur Halbzeit, sondern schon nach fünf Minuten aus´m Stadion.