1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Offener Krieg

24. April 2007

Der bewaffnete Arm der palästinensischen Hamas hat die Waffenruhe aufgekündigt und Israel mit Raketen beschossen. Regierungschef Hanija gab Israel die Schuld daran. Israel drohte mit einem Einmarsch im Gazastreifen.

https://p.dw.com/p/AIuV
Hamas-Mitglieder im Gazastreifen mit dem Bild eines entführten israelischen Soldaten, Quelle: AP
Hamas-Mitglieder im Gazastreifen mit dem Bild eines entführten israelischen SoldatenBild: AP
Ismail Hanija, Quelle: AP
Ismail HanijaBild: picture-alliance/dpa

Die Miliz der radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas hat am Dienstag (24.4.07) die Waffenruhe mit Israel gebrochen. Der bewaffnete Arm der Organisation feuerte aus dem Gazastreifen Raketen und Mörsergranaten auf den Süden Israels ab. Die im November ausgehandelte Waffenruhe mit Israel "besteht nicht mehr", erklärte ein Sprecher der Essedin-el-Kassam-Brigaden. Der Beschuss sei als Antwort auf die jüngsten israelischen Militäreinsätze zu verstehen, sagte der Sprecher.

Seit Anfang des Monats fliegt die israelische Armee auch wieder Luftangriffe im Gazastreifen. Allein seit Samstag kamen dabei neun Palästinenser in Gaza sowie im Westjordanland ums Leben. Am Montag drohte Israel mit einem Einmarsch in den Gazastreifen, wenn der Raketenbeschuss nicht aufhöre.

Dialog und Härte

Der palästinensische Regierungschef Ismail Hanija gab Israel die Schuld am Bruch des Waffenstillstands. Hanija sagte, die Regierung habe sich "ohne Unterlass" darum bemüht, die Palästinensergruppen zu einer Waffenruhe zu bringen. Es habe eine "positive Haltung" geherrscht, bis Israel seine Angriffe überraschenderweise ausgeweitet habe.

Die israelische Regierungssprecherin Miri Eisin sagte, der jüdische Staat werde den radikalen Palästinensern die Stirn bieten, zugleich aber den Dialog mit gemäßigten Palästinensern suchen. "Wir werden nicht zulassen, dass die Terrorregierung der Hamas, die sich zu dem Beschuss bekannt hat, die Zukunft der Region bestimmt."

Nur Sachschaden

Ein bei einem israelischen Luftangriff Getöteter wird am Sonntag begraben, Quelle: AP
Ein bei einem israelischen Luftangriff Getöteter wird am Sonntag begrabenBild: AP

Die Angriffe würden fortgesetzt, und die Hamas werde weiter israelische Soldaten entführen und töten, sagte der Sprecher der Kassam-Brigaden mit Blick auf den im Juni vergangenen Jahres verschleppten Soldaten Gilad Schalit. Die radikale Gruppierung hatte sich seit der Waffenruhe zu keinem Raketenangriff mehr bekannt; vor allem der Islamische Dschihad - der sich der Waffenruhe nicht angeschlossen hatte - feuerte dagegen weiterhin Geschosse auf Südisrael.

Ein Sprecher der israelischen Armee sagte, es seien sechs Raketen und acht Mörsergeschosse in Israel eingeschlagen. Demnach wurde niemand verletzt. Israelische Kampfhubschrauber hätten das Gebiet beschossen, aus dem die Schüsse gekommen seien. Die Sicherheitskräfte waren im Alarmzustand, weil Israel am Dienstag den 59. Jahrestag seiner Unabhängigkeit feierte.

Leiche ins Parlament getragen

Aus Protest gegen Unsicherheit und Gewalt im Gazastreifen und die Ermordung eines Familienmitglieds stürmten rund 200 Angehörige eines palästinensischen Clans am Dienstag das Parlament in Gaza. Sie trugen die Leiche ihres Angehörigen, der am Sonntag mit einem Kopfschuss getötet worden war. Die Leiche des Mannes wurde in einem Park gefunden.

Der palästinensische Präsident Mahmud Abbas wurde unterdessen in Italien erwartet, wo er mit Ministerpräsident Romano Prodi und Papst Benedikt XVI. zusammentreffen sollte. Abbas bemüht sich derzeit bei verschiedenen europäischen Regierungen um ein Ende der Wirtschaftssanktionen gegen die Autonomiebehörde. Ab Mittwoch soll EU-Entwicklungshilfekommissar zu einem viertägigen Besuch in die palästinensischen Gebiete, nach Israel, Jordanien und Syrien aufbrechen. Michel wolle sich ein Bild von der Lage der palästinensischen und irakischen Flüchtlinge in der Region machen, teilte die EU-Kommission in Brüssel am Dienstag mit. (stu)