1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Hamas ruft zu "neuer Intifada" auf

7. Dezember 2017

Der zornige Palästinenser-Protest gegen die Entscheidung des US-Präsidenten zu Jerusalem hat einen ersten Höhepunkt erreicht: Hamas-Chef Hanija verlangt nicht weniger als einen dritten Aufstand der Araber gegen Israel.

https://p.dw.com/p/2ouw1
Hamas-Chef Ismail Haniyeh (Foto: Reuters/M. Salem)
Bild: Reuters/M. Salem

Die radikal-islamische Hamas hat zu einem neuen Palästinenseraufstand (Intifada) gegen Israel aufgerufen. Die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch US-Präsident Donald Trump komme einer "Kriegserklärung gegen die Palästinenser" gleich, sagte Hamas-Chef Ismail Hanija in Gaza. Am Freitag müsse die "Intifada zur Befreiung Jerusalems" beginnen, forderte der Chef der bisher im Gazastreifen allein herrschenden Organisation weiter. Hanija appellierte außerdem an die palästinensische Autonomiebehörde, alle Friedensbemühungen mit Israel einzustellen.

Fast 7000 Tote durch bisherige Aufstände

Während der als "Krieg der Steine" begonnenen ersten Intifada von 1987 bis 1993 verloren etwa 2200 Palästinenser und 200 Israelis ihr Leben. Bei der "Al-Aksa-Intifada" von 2000 bis 2005 hatten die Palästinenser mit über 3500 Toten die meisten Opfer zu beklagen, mehr als 1000 Israelis starben bei Anschlägen von Palästinensern.

Aus Protest gegen Trumps Entscheidung begannen die Palästinenser zudem am Morgen einen Generalstreik. Im Westjordanland, im Gazastreifen und in Ost-Jerusalem blieben öffentliche Einrichtungen, Geschäfte, Schulen und Banken geschlossen. Das palästinensische Bildungsministerium gab den Lehrern für diesen Donnerstag frei und rief sie sowie die Studenten an den Universitäten zur Teilnahme an Demonstrationen im Westjordanland und dem Gazastreifen auf. 

Eindeutige "Schritte" von palästinensischen Demonstranten in Gaza (Foto: Getty Images/AFP/M. Abed)
Eindeutige "Schritte" von palästinensischen Demonstranten in GazaBild: Getty Images/AFP/M. Abed

Vorbereitung der Armee auf "mögliche Entwicklungen"

Das israelische Militär verstärkte unterdessen seine Truppen im Westjordanland. Nach einer Beratung habe der Generalstab entschieden, mehrere zusätzliche Bataillone in die Region zu verlegen, teilte das Militär mit. Weitere Soldaten seien in Alarmbereitschaft versetzt worden - als Teil der Vorbereitung der Armee auf "mögliche Entwicklungen", hieß es weiter.

Erdogan: "Hey Trump, was machst du?"

Das Vorgehen von Trump sorgt fast über überall auf der Welt für Beunruhigung oder sogar Empörung. Inzwischen kritisierte auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan die Entscheidung des US-Präsidenten zur Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels. "Eine solche Entscheidung stürzt die Welt und besonders unsere Region in einen Ring aus Feuer", warnte Erdogan kurz vor Beginn eines Besuches in Griechenland. "Hey Trump, was machst du? Was soll dieses Vorgehen? Politiker sollten für Versöhnung und nicht für Chaos sorgen!"  Als amtierender Vorsitzender der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) lud Erdogan die Mitglieder für kommenden Mittwoch zu einem Gipfel in Istanbul ein, um über das weitere Vorgehen in der Frage zu beraten.

Der oberste schiitische Geistliche in Irak, Großajatollah Ali al-Sistani, erklärte, Trumps Entscheidung verletze die Gefühle Hunderter Millionen Araber und Muslime. Sie ändere nichts an der Tatsache, dass Ost-Jerusalem besetzt sei und den Palästinensern zurückgegeben werden müsse.

Widodo: Verletzung vieler UN-Resolutionen

Indonesiens Präsident Joko Widodo sieht in der Vorgehensweise des US-Präsidenten eine Gefahr für den Weltfrieden. Der Staatschef des bevölkerungsreichsten muslimischen Landes der Erde verwies darauf, dass mit einer solchen "einseitigen Anerkennung" zahlreiche Resolutionen des UN-Sicherheitsrats verletzt würden, dem die USA als ständiges Mitglied angehören. "Zudem erschüttert dies die globale Stabilität." Wegen Trumps Ankündigung zu Jerusalem wurde auch der amerikanische Botschafter in Indonesien einbestellt. Mit mehr als 225 Millionen Gläubigen, die sich zum Islam bekennen, ist der südostasiatische Staat weltweit das Land mit den meisten Muslimen.

sti/cr (afp, ap, dpa, rtr)