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Azubi dringend gesucht

Monika Lohmüller14. Juli 2008

Das deutsche Handwerk klagt über fehlenden Nachwuchs. Es gebe zu wenig qualifizierte Schulabgänger, sagt Handwerkspräsident Hanns-Eberhard Schleyer. Er schlägt vor, auch Lehrlinge aus Polen oder Tschechien zuzulassen.

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Heizungsbauer (Quelle: AP)
Das Handwerk sucht wieder NachwuchsBild: AP

Die Lage am deutschen Ausbildungsmarkt hat sich dramatisch verändert. Es ist noch nicht allzu lange her, da rangelten gleich mehrere Jugendliche um eine Lehrstelle, da wollten die Gewerkschaften noch die Wirtschaft zu einer Ausbildungsplatzabgabe zwingen, wenn sie keine Lehrstelle zur Verfügung stellen. Und nun gibt es fast schon so etwas wie einen Kampf um den Nachwuchs. Wirtschaftsverbände appellieren daher verstärkt an die Politik, den deutschen Arbeitsmarkt weiter zu öffnen.

Die Grenzen auf!

Tischler (Quelle: dpa)
Traditionshandwerk: die TischlereiBild: picture-alliance / ZB

Für Akademiker aus den vor vier Jahren beigetretenen osteuropäischen EU-Mitgliedsländern sollen schon im kommenden Jahr die Grenzen nach Deutschland geöffnet werden. Dies wird von den Wirtschaftsverbänden begrüßt. Für unqualifizierte Arbeiter aus den EU-Beitrittsländern hingegen sollen erst 2011 jegliche Beschränkungen fallen. Das allerdings bereitet vielen Handwerksbetrieben große Sorge. Der Grund: die Zahl der Schulabgänger geht drastisch zurück.

Schon jetzt fehlen bereits vor allem im Osten Deutschlands Auszubildende. Die Zahl der jugendlichen Bewerber werde sich dort bis 2011 halbieren, sagt der Generalsekretär des Zentralverbandes des deutschen Handwerks, Hanns-Eberhard Schleyer: "Unsere Betriebe brauchen qualifizierten Nachwuchs, sie brauchen Fachkräfte und wir haben heute schon die Situation, dass es in vielen Bereichen zunehmend schwieriger wird in Deutschland geeignete Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk zu finden."

Weniger Schulabgänger erwartet

Auszubildende (Quelle: dpa)
Frauen dringen in tradionelle Männerberufe vorBild: picture-alliance/dpa

Viele Betriebe schlügen bereits Alarm, da sie ihre Stellen nicht mehr besetzen könnten. Das könne langfristig für viele Handwerksbetriebe existenzgefährdend sein, betont Schleyer. Daher sollen deutsche Handwerksbetriebe auch Lehrlinge aus grenznahen Regionen in Polen oder Tschechien ausbilden dürfen: "Wenn es zu einer weiteren Verlängerung einer letztmaligen Verlängerung der Übergangsfrist kommt, dann sollte man zumindest über solche Ausnahmegenehmigungen für junge Leute, die sich um einen Ausbildungsplatz bemühen, nachdenken."

In den kommenden Jahren wird die Zahl der Schulabgänger in Deutschland voraussichtlich weiter zurückgehen. Und das Problem, dass zu viele Jugendliche die Schule nicht schaffen, gibt es nach wie vor. So haben viele Handwerksbetriebe inzwischen ihre Lehrstellen auch verstärkt mit Altbewerbern besetzt, die bislang mangels ausreichender Qualifikation nicht eingestellt wurden.

Facharbeiter von morgen gesucht

Torte (Quelle: AP)
Zuckersüßer Beruf: KonditorBild: AP

In Deutschland gibt es also genügend Lehrstellen, um künftige Facharbeiter auszubilden. Denn auch sie fehlen dem Land schon jetzt. Dabei will das Handwerk die Arbeitskräfte nicht als Gastarbeiter, sondern auf Dauer gewinnen, sagt Schleyer. Eine Lebensperspektive soll ihnen geboten werden – auch als Facharbeiter in Deutschland. Schließlich dürfe im EU-Binnenmarkt Freizügigkeit kein Tabu sein.