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Ein wildes Unentschieden

Tobias Oelmaier
17. Dezember 2017

In der Partie zwischen Hannover 96 und Bayer Leverkusen fallen acht Tore. Ein Youngster kommt dabei groß raus, trifft nach seiner Einwechslung zweimal und übt trotzdem Selbstkritik.

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Fußball Bundesliga Hannover 96 - Leverkusen
Bild: picture-alliance/dpa/P. Steffen

Die Hinrunde von Bayer Leverkusen ist fast identisch mit der Formkurve von Leon Bailey. Der Jamaikaner war zu Jahresbeginn für 13,5 Millionen Euro aus Belgien als Investition für die Zukunft zum Werksklub gewechselt, als 19-jähriger Rohdiamant. Doch zunächst konnte der Offensivmann in der Bundesliga noch nicht Fuß fassen, musste sich erst noch ans neue Umfeld gewöhnen. Auch zu Beginn der neuen Saison, als die Leverkusener im Mittelfeld der Tabelle und damit unter den eigenen Ansprüchen mitkickten, konnte Bailey noch keine Glanzlichter setzten. Beim 4:4 (3:2) bei Hannover 96 zum Abschluss der Hinrunde zeigte er nun, wie wichtig er für sein Team sein kann.

In einer turbulenten Partie war Leverkusen nach elf Minuten durch einen herrlichen Volleyschuss von Julian Brandt in Führung gegangen, doch schon gut eine Minute später gelang Ihlas Bebou per Kopf der Ausgleich. Und der Aufsteiger drückte vor 33.000 Zuschauern weiter. Vor dem 2:1 von Niclas Füllkrug per Foulelfmeter hatte sich der Video-Referee richtigerweise eingeschaltet, nachdem Jonathan Tah Felix Klaus im Leverkusener Strafraum zu Fall gebracht hatte. Aber auch diese Führung hielt nur wenige Minuten. Admir Mehmedi (25.) war es, der diesmal egalisierte.

Ewiges Hin und Her

Doch Hannover ließ sich auch von diesem Gegentreffer nicht beeindrucken und legte nach: Felix Klaus (45.) stellte kurz vor dem Pausenpfiff auf 3:2. "Wenn du im Stadion bist, dann musst du glücklich sein, wenn allein in der ersten Hälfte fünf Tore fallen", sollte Leon Bailey später sagen. Die ersten 45 Minuten hatte der Youngster auf der Bank verbracht, doch Trainer Heiko Herrlich brachte ihn mit Wiederanpfiff. Und schon mit seinem zweiten Ballkontakt - der erste war die Ballannahme nach einem Mehmedi-Pass, der zweite der Schuss ins lange Eck, machte Bailey den neuerlichen Ausgleich. Da war er keine zwei Minuten auf dem Platz. Und in der 67. Minute schien es so, als sollte Herrlich ein goldenes Händchen bewiesen zu haben: Wieder ein Konter, wieder Mehmedi steil auf Bailey, wieder halblinke Position, wieder blieb Bailey eiskalt und vollendete diesmal trocken unten rechts - 4:3 für Leverkusen.

Fußball Bundesliga Hannover 96 - Leverkusen
Treffer mit dem zweiten Ballkontakt: Leon Bailey (Nr. 9) macht das 3:3 gegen HannoverBild: Getty Images/Bongarts/S. Franklin

Zum Sieg reichte es trotzdem nicht für die Gäste. "Wir wussten um die Qualität der Leverkusener", sagte Hannovers Julian Korb nach der Partie bei Sky, "wir wollten alles reinwerfen und haben uns den Punkt erkämpft". Zu diesem Punkt kamen die Norddeutschen, weil Korb tatsächlich in der 83. Minute völlig überraschend zum 4:4 vollendete. Dabei schien Hannover zu diesem Zeitpunkt schon mausetot. Chance um Chance erarbeiteten sich die Leverkusener, und so ärgerte sich Bailey nach dem Spiel über seine Kollegen und auch über sich: "Wir hätten gewinnen müssen, wir waren vor dem Tor nicht konzentriert genug", sagte der Jamaikaner. "Allein ich zum Beispiel hätte meine weitere Möglichkeit verwerten müssen, dann wäre das Spiel gelaufen gewesen."

Dennoch darf sich Bayer über die Serie von inzwischen zwölf ungeschlagenen Bundesliga-Partien freuen, in der Tabelle steht man mit 28 Punkten auf einem Champions-League-Platz. "Wir haben aus unseren Fehlern gelernt, ich habe aus meinen Fehlern gelernt", erklärte Bailey, der ein "wildes, ein verrücktes Spiel" gesehen hat. Und so gab es fast nur zufriedene Gesichter. Auch Korb sprach von einem "Wahnsinnsspiel, schön für die Zuschauer", von einem guten Abschluss der Hinrunde. Mit 23 Punkten überwintert der Aufsteiger im Mittelfeld der Tabelle - mehr als viele vor der Saison erwartet hatten. Und Bailey scheint endlich angekommen in der Bundesliga.