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Harmonische EM-Stimmung ohne Tore

Olivia Fritz, z.Zt. in Växjö12. Juli 2013

Deutschland startet torlos in die Frauenfußball-EM in Schweden. Dennoch sind die deutschen Fans begeistert - beim gemütlichen Public Viewing und im Stadion im beschaulichen Växjö.

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Fanzone in Göteborg (Foto: DW/Olivia Fritz)
Bild: DW/O. Fritz

Im "Stora Teatern" mitten in Göteborg findet das offizielle Public Viewing statt. Mehrere Hundert Fans sind zur Übertragung des EM-Eröffnungsspiels gekommen: Gastgeber Schweden spielt gegen Dänemark. Die Partie wird nur ein paar Kilometer entfernt im Stadion Gamla Ullevi ausgetragen. Bierbänke sind aufgestellt, die Schweden reihen sich geduldig in die Warteschlangen für Bier und "Thüringer Wurst" ein. Auch Familie Meier aus Norddeutschland schaut sich das Spiel begeistert an, lässt sich aber eher zufällig vom Fußballfieber anstecken. "Wir sind hier einfach nur so vorbeigekommen", erzählen sie. "Wir haben früher sieben Jahre lang in Flensburg an der dänischen Grenze gewohnt, deshalb waren wir nicht sicher, ob wir für die Dänen oder für die Schweden sein sollen."

Erstaunlich viele Männer im gelben Schweden-Trikot sitzen an den langen Biertischen und fachsimpeln. Bei der Nationalhymne Schwedens stehen alle auf und singen leise mit. Auch Ellen und Natalie sind gekommen - als einzige in Deutschlandtrikots. "Es ist gut besucht, es ist viel los, aber nicht so viel wie in Deutschland damals", findet Ellen. "Da war es euphorischer", stimmt Natalie zu. "Alle waren total 'Schland'." Die beiden haben seit langem Tickets für die zwei deutschen Vorrundenspiele in Växjö, das einige hundert Kilometer entfernt im Süden liegt. Am nächsten Tag wollen sie dort die Partie Deutschland gegen die Niederlande anschauen.

Gemütliche Biergartenatmosphäre  

Fanzone in Växjö (Foto: DW/Olivia Fritz)
Die Fanzone in Växjö: In gemütlicher Runde stimmt man sich auf das erste EM-Spiel der deutschen Frauen einBild: DW/O. Fritz

Växjö, das kleine Studentenstädtchen, ist idyllisch eingebettet zwischen zwei großen Seen und sehr viel Wald. In der offiziellen Fanzone ist deutlich weniger los als in Göteborg. Auch hier stehen Bierbänke und einige Buden. Gut hundert Fans haben sich versammelt. Sie verfolgen die Übertragung des Spiels der Gruppe B zwischen Norwegen und Island und stimmen sich auf den deutschen Auftakt am Abend ein. Mit sieben Frauen ist ein Kegelklub aus dem Sauerland angereist. Froh gelaunt und schwarz-rot-gold geschminkt, freuen sich die Damen schon sehr auf  das Spiel gegen die Niederländerinnen im nahe gelegenen Stadion. "Wir waren zwölf Stunden lang mit dem Zug unterwegs. Vor zwei Jahren waren wir schon in Berlin zum WM- Eröffnungsspiel. Das hat uns so gut gefallen, dass wir gesagt haben: In zwei Jahren fahren wir nach Schweden. Und jetzt sind wir hier."

In kleinen Grüppchen machen sich die Zuschauer auf den halbstündigen Weg durch die Fußgängerzone zu der kleinen Myresjöhus Arena. In Göteborg am Vorabend war das noch anders, berichtet Geburtstagskind Anja Buschmann aus Herford: "Der Fanmarsch zum Stadion war der Kracher. Das war einfach so eine fantastische Atmosphäre, es war echt irre." Mit einer Kapelle vorneweg ging es da gemeinsam zum Stadion. Hier ist alles etwas beschaulicher. Ehemann Andreas trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift "Der zwölfte Mann für Jogi", ist aber auch vom Frauenfußball ziemlich begeistert. Es sei alles sehr gut organisiert, berichtet er. "Tolle Stimmung. Ganz anders als bei den Männern. Viel ruhiger, finde ich. Wenig Security, wenig Polizei, kaum Kontrollen am Stadion. Total angenehm, super."

Familienfest mit Frottee-Fahne

Die Fußball-EM-Arena in Växjö in Schweden (Foto: Carmen Jaspersen/dpa)
EM-Spielstätte der deutschen Frauen: die Växjö ArenaBild: picture-alliance/dpa

Im Stadion füllen sich langsam die Ränge. 8861 Zuschauer kommen, es ist nicht ausverkauft. Auch mancher Schwede hat sich ein Deutschland-Trikot übergestreift. Ein Familienvater schwenkt eine riesige Farbe in den deutschen Fahnen - zusammengebastelt aus Frotteehandtüchern. Die deutschen Fans sind optimistisch und setzen auf einen Sieg.

Dann geht es los. Verhaltener Gesang bei den Nationalhymnen, großer Jubel beim Anpfiff. Das Publikum ist bunt gemischt, viele Familien verbinden ihren Schweden-Urlaub mit einem Stadionbesuch und sind mit ihren Kindern gekommen. Das Spiel hält keine Tore bereit, es wird immer ruhiger auf den Rängen. Keine Gesänge, keine Pöbeleien - so ist das eben beim Frauenfußball. Und weil die Niederländerinnen am Ende noch die große Siegchance vertun, hält sich die deutsche Enttäuschung über das 0:0 nach dem Schlusspfiff in Grenzen.

Schiedlich-friedlich und torlos

"Es war ein sehr temporeiches, unterhaltsames Spiel mit Torchancen auf beiden Seiten", analysiert ein Fan im Deutschlandtrikot. "Am Ende haben die Kräfte nachgelassen und dann gab es eine Menge an Abspielfehlern. Es war ein gerechtes 0:0. Es war ein tolles, friedliches Spiel." Die Stimmung sei noch ausbaufähig, findet eine Hamburgerin im deutschen Dress. "Es hat etwas gefehlt. Ein Tor, dann wären wir ausgeflippt."