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Haseloff kritisiert kostenlose Corona-Tests

8. August 2020

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident hat auch eine Idee, wie das Geld wieder hereingeholt werden könnte. Für Reisende aus Risikogebieten gilt nun in Deutschland eine Testpflicht.

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Deutschland Sachsen-Anhalt Ministerpräsident Reiner Haseloff
"Selbst gewählte Risiken": Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmidt

In der CDU regt sich Kritik an den kostenlosen Pflichttests für Reisende, die aus Corona-Risikogebieten nach Deutschland zurückkehren. "Der Aufwand für selbst gewählte Risiken kann nicht ständig auf die Gesellschaft abgewälzt werden", sagte Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff dem Magazin "Der Spiegel". Vorübergehend sei die Regelung richtig, "um die sofortige Inanspruchnahme durch die Reisenden zu sichern". Für eine dauerhafte Lösung müsse aber über Alternativen nachgedacht werden, "zum Beispiel, ob die Kosten für die Tests auf die entsprechenden Flugtickets umgelegt werden".

Deutschland Corona-Testzentrum Flughafen München
Rachenabstrich ohne Voranmeldung: Corona-Testzentrum am Münchner FlughafenBild: picture-alliance/dpa/P. Kneffel


Wer aus Risikogebieten nach Deutschland kommt, muss sich seit diesem Samstag bei der Einreise auf das Coronavirus testen lassen. Das ist bis zu drei Tage nach der Ankunft kostenfrei - direkt an Flughäfen genauso wie in Arztpraxen. Bis das Testergebnis vorliegt, müssen die Betroffenen sich zu Hause isolieren.

"Allen Deutschen aufgedrückt"

Noch deutlicher als Haseloff wurde der designierte Hamburger CDU-Landeschef Christoph Ploß. "Es ist nicht akzeptabel, dass die Kosten für die Tests allen Deutschen gleichermaßen aufgedrückt werden", sagte Ploß im Hinblick auf die staatliche Finanzierung dem "Spiegel". Auch er begrüßte grundsätzlich die Testpflicht, verlangte aber: "Wer einen Test benötigt, sollte auch für ihn bezahlen."

Pressekonferenz der CDU Hamburg | Christoph Ploß
"Nicht akzeptabel": Hamburgs designierter CDU-Landeschef Christoph Ploß (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/D. Reinhardt

Auf Ablehnung stieß bei führenden Christdemokraten eine weitreichende Forderung des CDU-Wirtschaftsrates. Der parteinahe Verband, der Unternehmerinteressen vertritt, hatte sich dafür ausgesprochen, Reisen in Risikogebiete gleich ganz zu verbieten. Unionsfraktionsvize Carsten Linnemann hält davon nichts. Pauschale Reiseverbote seien ein zu großer Eingriff in die Freiheitsrechte der Bürger. "Das gleiche Ziel erreichen wir auch durch eine strikte Testpflicht und konsequente Quarantäneregeln", sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Mittelstands- und Wirtschaftsunion ebenfalls dem "Spiegel".

"Nur eine Momentaufnahme"

Welche Länder als Risikogebiete gelten, geht aus einer Liste des Robert Koch-Instituts hervor - derzeit stehen darauf etwa 130 Staaten von Ägypten über Russland bis zu den USA. Aus der EU sind Luxemburg, die belgische Provinz Antwerpen und die spanischen Regionen Aragón, Katalonien und Navarra darunter.

Freiwillig können sich bereits seit einer Woche alle Einreisenden gratis testen lassen. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Mongomery, verlangt darüber hinaus eine generelle Quarantäne. Tests seien nur "eine Momentaufnahme". Deshalb sollten alle Reiserückkehrer aus Risikogebieten für sieben bis zehn Tage in Quarantäne gehen, sagte Montgomery am Donnerstag der "Passauer Neuen Presse". Um eine Infektion sicher auszuschließen, sei ein zweiter Test nach mindestens 72 Stunden notwendig.

Am Samstag hat sich - den dritten Tag in Folge - die Zahl der mit dem Coronavirus neu infizierten Personen in Deutschland um über 1000 erhöht. Das Robert Koch-Institut meldete 1122 neue Fälle, womit es insgesamt 215.336 sind. Die Zahl der Todesfälle in Verbindung mit dem Virus erhöhte sich um zwölf auf 9195.

jj/ml (dpa, afp)