1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hat es die Auferstehung wirklich gegeben?

Reyhaneh Azizi
29. März 2018

Forscher suchen gerne nach naturwissenschaftlichen Erklärungen für biblische Wundergeschichten. Der katholische Theologe Thomas Söding kann das nachvollziehen, hält aber nichts von diesen Ansätzen.

https://p.dw.com/p/2vCRx
Jammer
Bild: picture-alliance/Heritage Images/Fine Art Images

Es ist eines der berühmtesten Wunder der Bibel: Moses teilt das Rote Meer und ermöglicht so seinen Gefährten die Flucht vor den Ägyptern. Naturwissenschaftler sehen das jedoch anders. Moses hat nicht das Rote Meer geteilt, sagen sie. Es waren schnöde, starke Ostwinde in der Region, die eine breite Furt zur Flucht freigelegt haben.

Anderes Beispiel: Die Sintflut. Wissenschaftler sagen, dass nach dem Ende der letzten Eiszeit die Meeresspiegel weltweit stark anstiegen. Durch das schnelle Abschmelzen der Gletscher brach eine Landbrücke zum Schwarzen Meer, das löste eine apokalyptische Flut aus.

DW: Herr Söding, solche Erklärungen klingen doch plausibel?

Thomas Söding: Nein, diese Ansätze haben eine begrenzte Erklärungsweite.

Zum Beispiel das Thema - Auferstehung Jesu von den Toten - überschreitet per definitionem die Grenzen von Raum und Zeit. Dann ist auch eine naturwissenschaftliche Erklärung an ihr Ende gekommen. Das bedeutet aber nicht, dass man sie verachten darf.

Nehmen wir ein konkretes Beispiel: Das Wandeln Jesu auf dem Wasser. Es gibt Forscher, die vermuten, dass Jesus dabei auf kleinen Eisschollen gestanden haben könnte, die vom Ufer nicht zu sehen waren. Schuld an diesem Eis könnten warme, salzige Quellen im Wasser vor 2000 Jahren gewesen seien, so die Argumentation. War das Laufen auf dem Eis also lediglich ein eiskalter Trick?

Es gibt sogar Witze darüber, dass Jesus angeblich irgendwelche Steine genutzt hätte oder den Morgennebel am See Genezareth ausgenutzt hätte, um da irgendein Fake zu machen. Davon halte ich gar nichts. Ich bin der Meinung, man sollte die Bibel genauer lesen. In der Bibel steht, dass die Jünger auf dem See Genezareth eine Vision gehabt haben. Sie haben etwas gesehen. Sie haben eine Erfahrung gemacht, die auf keine natürlichen Erklärungen zurückgehen. Das ist in der Sprache der Bibel dann eine sogenannte "Erscheinung".

Das heißt, es gibt irgendeine Kommunikation zwischen Gott und den Menschen. Und das ist eine Sache, die kein Mediziner mit Medizin oder kein Physiker mit Physik oder kein Biologe mit Biologie erklären kann. Das ist im Kern eine Glaubensfrage.

Die Theologie hat die Aufgabe, solche Glaubensfragen als Glaubensfragen heraus zu propagieren und deswegen bin ich gegenüber Erklärungsversuchen wie diejenigen, die Sie zitiert haben, sehr skeptisch.  

Film "Die 10 Gebote" (1923)
Spielfilm "Die 10 Gebote" (1923): Hat Moses das Rote Meer geteilt oder waren es extrem starke Ostwinde?Bild: picture-alliance/akg-images

Aber wie erklären Sie die Auferstehung?

Die Auferstehung ist vom Ansatz her ein Ereignis, das die geschichtliche Sphäre überschreitet. Es gibt Menschen, die zu dem Glauben gekommen sind, dass Jesus von den Toten auferstanden sei und diese Zeugnisse werden im Neuen Testament beschrieben. Nirgendwo wird im Neuen Testament die Auferstehung Jesu selbst beschrieben.

Es gab Frauen in Jerusalem, die sagten, "wir wollten zum Grab und das Grab war leer und wir haben es uns nicht erklären können. Aber dann ist uns gesagt worden - durch eine Stimme Gottes - das Grab ist leer, weil Jesus von den Toten auferstanden ist". Es gab Menschen, die die Aussage der Frauen für verrückt hielten. Anschließen ist ihnen jedoch selbst der Auferstandene erschienen. Sie dachten, dass es ein Gespenst sei. Dann aber sagte Jesus: "Schaut mich doch genau an. Ich bin Jesus!"

Das sind diese beiden Eckpfeiler. Erstens: Das Grab wurde leer gefunden. Dafür gibt es keine natürliche Erklärung. Und zweitens: Es gibt diese Erscheinungen des Auferstandenen.

Das zeigt auch, dass Gott kein Bündnis mit den größten Gelehrten der damaligen Welt eingegangen ist, sondern mit einfachen Menschen, die einen Draht zu Gott hatten. Das hat auch einen großen Sinn, weil Gott mitten unter den Menschen zu Hause ist. 

Thomas Söding ist Professor an der katholisch-theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. Er ist Lehrstuhlinhaber für Neues Testament.