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Heißer Wahlsonntag in Brasilien

Greta Hamann5. Oktober 2014

Es geht ums Präsidentenamt, aber auch um die Posten von Gouverneuren, Senatoren und Abgeordneten. Die amtierende Staatschefin Dilma Rousseff selbst muss wohl in die Stichwahl - mit völlig ungewissem Ausgang.

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Dilma Rousseff (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Früher war alles besser. Das wird sich Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff wohl schon zu Anfang des aufreibenden Wahlkampfes gedacht haben. Der begann für sie mit schlechten Umfragewerten und noch immer lässt sich nicht vorhersagen, wer in den nächsten vier Jahren den lateinamerikanischen Riesen regieren wird.

So ein knappes Rennen ist Rousseff nicht gewohnt: Im Jahr 2010 wurde sie noch mit einer überwältigenden Mehrheit gewählt. Zwar musste sie auch damals in die Stichwahl. Dass sie diese gewinnen würde, war jedoch von Anfang an so gut wie sicher.

Nun ist ihr Wahlsieg alles andere als sicher - selbst wenn Rousseffs Umfragewerte zuletzt wieder deutlich stiegen. In jüngsten Erhebungen kommt sie auf 44 Prozent - damit müsste sie wieder in eine Stichwahl.

Wer wird der Gegner?

Dann wäre die spannende Frage: Wer erhält die zweithöchsten Stimmenanteil? Soll heißen: Gegen wen müsste Rousseff in einem zweiten Wahlgang antreten? Von den insgesamt elf Kandidaten können sich Aécio Neves von der sozialdemokratischen Partei PSDB und die ehemalige Umweltministerin Marina Silva von der PSB realistische Hoffnungen machen.

Achterbahnfahrt der Umfragewerte

Für Neves, der noch vor wenigen Tagen als chancenlos galt, würden laut Umfrage 26 Prozent der Brasilianer votieren. Die ehemalige Umweltaktivistin Marina Silva rutschte hingegen auf 24 Prozent ab.

Das Auf und Ab spiegelt eine Achterbahnfahrt der Meinungen und Gefühle wider. So unterbrach der plötzliche Tod des PSB-Kandidaten Eduardo Campos durch einen Flugzeugabsturz den Wahlkampf Mitte August zunächst. An Campos Stelle trat seine Vizekandidatin Marina Silva, deren Umfragewerte kurz darauf durch die Decke schossen, sie profitierte von den emotionalen Medienberichten. Zeitweise lagen ihre Umfragewerte bei einem zweiten Wahlgang sehr weit über denen von Rousseff.

Eduardo Campos (Foto: Reuters)
Wollte Präsidentin Rousseff eigentlich herausfordern: Eduardo Campos (1965 - 2014)Bild: Reuters

Alles außer Dilma

Fest steht: Viele Brasilianer wünschen sich nach zwölf Jahren Regierung durch die Arbeiterpartei (PT) eine Abkehr von Rousseffs Politik und folgen der Devise: "Alles, bloß nicht Dilma." Das erklärt auch die ähnlich hohen Zustimmungsraten von Marina Silva und Aécio Neves in einer zweiten Runde. Viele Neves-Wähler würden ihre Stimme dann Silva geben und umgekehrt.

Unterstützung erhält die Präsidentin vor allem von den Menschen, die weniger zum Leben haben. So gewinnt die PT traditionell einen Großteil ihrer Stimmen in dem noch immer armen Nordosten des Landes. Die Sozialprogramme, die Rousseffs Vorgänger Lula da Silva ins Leben gerufen hatte, haben bereits zahlreichen Menschen geholfen, der extremen Armut zu entkommen.

Dass in Brasilien niemand ohne Sozialprogramme Präsident wird, hat auch Aécio Neves erkannt. Er versprach, dass er die Programme der Vorgängerregierung weiterführen würde. Allerdings mit einigen Verbesserungen, so Neves. Um sich von Rousseff abzugrenzen, verwies er immer wieder auf Brasiliens derzeitige Wirtschaftslage. Das Wachstum stagniert und geht zurzeit sogar zurück.

Marina Silva versuchte vor allem mit ihrer "neuen Art der Politik" zu punkten. Sie spricht sich offen gegen Korruption aus und betonte, dass sie nicht der Macht wegen Politikerin sei, sondern weil sie für ihre Inhalte einstehe. Bekannt ist sie in Brasilien vor allem für ihre Vergangenheit als Umweltaktivistin und -ministerin.

Aecio Neves und Marina Silva. (Foto: epa)
Aécio Neves und Marina Silva konkurrieren um den Einzug in den zweiten WahlgangBild: picture-alliance/dpa/A. Lacerda

Hitziger Wahlkampf

Auch bei der letzten TV-Debatte vor der Wahl, die traditionell vom TV-Sender Globo ausgestrahlt wird, waren die Gemüter der drei stark erhitzt. Die Spannung, die im Wahlkampf und in den Kandidaten steckt, war deutlich zu spüren, aggressive Anfeindungen kamen von allen Seiten.

Der zweite Wahlgang ist für den 26. Oktober geplant. Dann wird die endgültige Entscheidung getroffen - und bis dahin kann noch viel passieren.