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Politik

Heiko Maas: Auszeit in Helsinki

Fabian von der Mark
25. Mai 2018

Alle reden von Nordkorea. Heiko Maas fliegt nach Nordeuropa, feiert das 100-jährige Bestehen des finnischen Außenministeriums - und legt eine Pause von den Krisen der Welt ein. Aus Helsinki Fabian von der Mark.

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Finnland Südhafen von Helsinki
Bild: picture-alliance/dpa/R. Goldmann

Endlich mal in einem Land, in dem die Menschen zufrieden sind. Wenn er sich anschaue, wo er zuletzt unterwegs war, freue ihn das besonders, sagt Heiko Maas in Helsinki und verweist auf den Ersten Platz Finnlands im "World Happiness Report". Der deutsche Außenminister kommt gerade aus den USA zurück, wo etwa die Hälfte der Bevölkerung mit ihrer Regierung unglücklich ist. Maas sagt nicht, dass er unglücklich sei, aber dass er den Gesprächspartnern dort "nicht näher" gekommen sei.

An diesem Freitag heißt sein Gesprächspartner nicht Lawrow oder Pompeo, sondern Timo Soini. Der Außenminister Finnlands und Maas sind sich politisch nah, weil ihre Regierungen sich "den gleichen Werten verpflichtet fühlen", so Maas. Im Laufe seines Besuchs bekommt der deutsche Außenminister von seinen finnischen Gesprächspartner gespiegelt, was das heißt: Die "regelbasierte Ordnung hochhalten", sagt Timo Soini. Finnlands Staatspräsident Sauli Niinstö erinnert an "die Stärke des Rechts, nicht das Recht des Stärkeren".

"Deutsche Autos machen USA sicherer"

Beiden berichtet Heiko Maas von seinen Erlebnissen in den USA. Die Sorge vor einem Handelskrieg verbindet Soini, der "zutiefst an den Freihandel glaubt", und Maas, der findet, dass es "nicht sein kann, dass der freie Welthandel Stück für Stück eingeschränkt wird und der Protektionismus um sich greift". Bis zum 1. Juni noch ist die EU von Strafzöllen auf Stahl und Aluminium ausgenommen. Bis dahin könne man verhandeln, "aber ohne Drohungen", so Maas.

Pressekonferenz anlässlich des 100-jährigen Bestehens des finnischen Außenministeriums
Gemeinsame Werte, gemeinsame Feier: Heiko Maas und der finnische Außenminister Timo Soini bei einer Pressekonferenz zum 100-jährigen Bestehen des Außenministeriums in HelsinkiBild: DW/F. v. d. Mark

Aber gerade weil es von US-Präsident Donald Trump eine Drohung gab, ist Maas nur "zurückhaltend zuversichtlich". Der US-Präsident brachte diese Woche die Idee auf, man könne Zölle auf Autos erheben, weil Importe die nationale Sicherheit bedrohten. Heiko Maas hält das für eine "schwierig zu akzeptierende Begründung", weil "deutsche Fahrzeuge Amerikas Straßen eher sicherer machen würden". Lacher bei den finnischen Zuhörern, aber dass es hier um ein Angriff auf die Deutsche Industrie geht, weiß jeder.   

Finnland würde so etwas nie machen, versichert der finnische Außenminister. Stolz betont er, dass Deutschland Finnlands größter Handelspartner sei – bei "Importen und Exporten".  Wohl deshalb und auch weil beide Länder "gleichgesinnt" seien, so Soini, hat man zu einer nationalen Feierstunde den deutschen Außenminister als Redner eingeladen. Heiko Maas darf zum 100-jährigen Bestehen des finnischen Außenministeriums sprechen. Sein Thema ist passenderweise: Europa.

Maas bekräftigt Haltung der EU zum Iran-Abkommen

Konstruktiv und gelassen

Und natürlich kommen alle Erfahrungen des deutschen Außenministers mit den USA, mit Russland und dem Iran unausgesprochen zur Sprache, wenn er sagt: "Eines ist mir in den Wochen, seitdem ich im Amt bin, sehr klar geworden – nichts geht ohne eine vereinte Europäische Union".

Nach dem Ausstieg Trumps aus dem Iran-Abkommen ist das schon mal gelungen. Die EU hat sich geschlossen zum Iran-Deal bekannt. BeimHandelsstreit mit den USAist es nicht ganz so leicht eine gemeinsame Linie zu finden. Immerhin hat sein finnischer Kollege noch Hoffnung. Es sei ja noch etwas Zeit, so Soini.

Wären alle so konstruktiv und gelassen wie die Finnen – die Welt hätte weniger Probleme. Vor allem die anhaltenden Differenzen mit den USA werden Heiko Maas aber auch weiter auf Trab halten. Doch während Trump sich gerade die kritischen Reaktionen auf den geplatzten USA-Nordkorea-Gipfel anhören muss, hat der deutsche Außenminister einen zufriedenen Tag. Sein "erster Besuch in Nordeuropa" war äußerst harmonisch.